Die Stadt hat die Bürger eingeladen. Und die Markdorfer sind gekommen. Dies in so großer Zahl, dass Tobias Lumb, seit Januar Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr, beinahe ein bisschen beeindruckt klingt, als er sich zum Ende der jüngsten Jahreshauptübung der von ihm geführten drei Abteilungen – Stadt, Ittendorf und Riedheim – beim Publikum bedankt. „Für ihr Interesse und auch dafür, dass sie so zahlreich gekommen sind“.

Spektakel für Groß und Klein: die Hauptübung der Markdorfer Feuerwehr.
Spektakel für Groß und Klein: die Hauptübung der Markdorfer Feuerwehr. | Bild: Jörg Büsche

Für Kommandant Lumb war es eine Premiere. Zumindest hier in Markdorf hatte er zum ersten Mal das Mikrofon in der Hand. Um den Besuchern die Abläufe zu erklären, wenn die Freiwillige Feuerwehr bei ihrer alljährlichen Hauptübung ihre Leistungsfähigkeit präsentiert.

Überaus zufrieden mit der Leistung der Markdorfer Wehr zeigen sich Stadtrat Jens Neumann und Feuwehrkommandant Tobias Lumb.
Überaus zufrieden mit der Leistung der Markdorfer Wehr zeigen sich Stadtrat Jens Neumann und Feuwehrkommandant Tobias Lumb. | Bild: Jörg Büsche

Fingiertes Feuer im Stuhllager

Und für die Markdorfer war es ein großes Spektakel. Als an dem von der Feuerwehrführung erdachten Einsatzort, der Mittleren Kaplanei, die Wehr anrückte, um unter dem Dach des historischen Gebäudes einen mit viel künstlichem Rauch vorgegaukelten Brand zu bekämpfen. Verursacht worden sei das Feuer durch einen defekten Musikverstärker im Stuhllager des großen Saales im zweiten Obergeschoss. Kommandant Lumb lieferte seinen Zuhörern die wichtigsten Stichpunkte. Er umriss auch die besondere Dramatik des Einsatzes. „In der angrenzenden Küche des Saales sind vier Personen eingeschlossen – eine davon sitzt im Rollstuhl.“ Der Weg durchs Treppenhaus ins Freie sei ihnen wegen der starken Rauchentwicklung im Saale versperrt.

Rettung der vom Feuer Eingeschlossenen.
Rettung der vom Feuer Eingeschlossenen. | Bild: Jörg Büsche
Aufbau des Leitungsnetzes.
Aufbau des Leitungsnetzes. | Bild: Jörg Büsche

Großeinsatz mit Zuschauern

Die Menschen, die auf der Wiese des Kirchgartens sind, auf der Bank um die Linde oder mit baumelnden Beinen auf der Mauer gegenüber dem Kaplaneigebäude sitzen – sie nehmen es gelassen. Ihr Plaudern bricht erst ab, nachdem sich das erste Einsatzfahrzeug in der Kirchgasse einfindet. Heraus springt Mathias Brutsch, Tobias Lumbs Stellvertreter. Seine grüne Weste signalisiert, dass er den Einsatz leiten und koordinieren wird. „Passen Sie auf, dass die Personen am Fenster bleiben“, sagt er zu einem der Umstehenden. Durch Zurufen solle er dafür sorgen, dass keiner sich von dort wegbewegt, wo ihnen gleich der Drehleiter-Korb zur Rettung wird.

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Gut geöltes Räderwerk

Doch noch ist es nicht so weit. Im Abstand weniger Sekunden trifft Fahrzeug um Fahrzeug ein. Zunächst der Mannschaftstransportwagen mit der Führungsgruppe. Danach rollt ein schweres Hilfeleistungsfahrzeug ein – mit Pumpen und viel Gerätschaft an. Die Drehleiter rangiert rückwärts in die enge Gasse. Und aus einem weiteren Löschfahrzeug klettert die Rettungsmannschaft. Kurzes Aufstellen, knappe Anweisungen, ein Eilen, ein Hin und Her. Plötzlich liegen Schläuche. Aus Gitterkästen entnommen, von Rollen gezerrt, um an Anschlüsse, um an Hydranten gekoppelt zu werden – um sich als Löschwasseradern nach hier und dort zu verzweigen.

Hier sitzt jeder Handgriff.
Hier sitzt jeder Handgriff. | Bild: Jörg Büsche
Nach der Menschenrettung beginnt die eingentliche Brandbekämpfung, für die die Drehleiter aber erst umgerüstet werden muss.
Nach der Menschenrettung beginnt die eingentliche Brandbekämpfung, für die die Drehleiter aber erst umgerüstet werden muss. | Bild: Jörg Büsche

Oben am Dachfenster läuft unterdessen schon der Abtransport einer – laut Einsatzaufgabe – an den Rollstuhl gefesselten Person mit speziellem Evakuierungsgerät. Als das geschehen ist, ändert sich das Vorgehen: Aus Menschenrettung wird Brandbekämpfung. Wasser sprüht aus dem Drehleiter-Strahlrohr, wird vom Wind über etliche der staunenden Zuschauer geweht. Und längst schon strahlen steht der Nässe-Riegel, mit dem die Abteilungen Ittendorf und Riedheim dank des Beistands vom Immenstaader Drehleitertrupps auf der Ulrichstraße die Nachbarhäuser schützen.

Kooperation mit dem DRK

Den Kreislauf des geretteten Rollstuhlfahrers haben die Helfer der Schnelleinsatztruppe vom Markdorfer DRK inzwischen stabilisiert. „Die Person ist schon unterwegs zum Krankenhaus“, erklärt Rotkreuz-Bereitschaftsarzt Florian Sattler vor dem DRK-Pavillon. Unter dessen Dach werden weitere Brandopfer versorgt, allesamt Mitglieder der Jugendfeuerwehr, die mit ihrer Einsatz-Demonstration den Auftakt zur Jahreshauptübung gemacht haben. Wobei, so Jugendwart Maximilian Bischofberger, „das Hand in Hand, die Einübung der Handgriffe“, im Vordergrund gestanden haben.

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Felix Engesser, stellvertretender Kreisbrandmeister, zeigt sich beeindruckt. „Alles ist sehr rund gelaufen“, lobt er und freut sich über das „sehr gelungene Szenario“. Ein Szenario allerdings, so erklärt es Einsatzkoordinator Mathias Brutsch beim anschließenden Gang durch die vermeintliche Brandstätte, in dem einiges erschwerend außer Kraft gesetzt werden musste. „Hier drinnen ist der Brandschutz einfach auf dem neuesten Stand.“ Doch das sei leider „nicht der Normalfall in alten Gebäuden“ – von denen Markdorf ja einige habe.