„Wieder ein Stück Normalität mehr“, freute sich Bürgermeister Georg Riedmann bei der Verleihung des Förderpreises des Markdorfer Wirtschaftskreises am Montagabend im großen Saal der Mittleren Kaplanei. Vergangenes Jahr hatte es coronabedingt nur eine einzige Preisträgerin gegeben. Dafür gab es diesmal noch eine Premiere: Liam Collier erhielt den erstmals vergebenen Preis für herausragende Leistungen im Bereich Musik, vergeben von der Stadt Markdorf.
Dass Liam Collier seine Virtuosität gleich mit Beethovens „Sturmsonate“ auf dem Flügel des Saals unter Beweis stellte, gab dem Abend eine ganz besondere Eröffnungsnote. Riedmann zählte Liam Colliers Leistungen auf, darunter Regional- und Landespreise bei „Jugend musiziert“.

Dazu sei Liam Collier Gründungsmitglied der Brettspiel-AG, aktiver Volleyballer, Fußballer und in allen Schulfächern gut: „Breites Interesse hilft, in allen Bereichen weiterzukommen“, pries Riedmann den ganzheitlich gebildeten Menschen und sein stabiles Fundament für eine berufliche Laufbahn, schlug dabei den großen Boden zu kreativen Universalgelehrten wie Goethe und Da Vinci.
Wie lernt künstliche Intelligenz?
Der Förderpreis in Naturwissenschaften ging an Lennard Krasa und Luca Koch für ihr Projekt „Neuronale Netze und Künstliche Intelligenz“. Die Laudatio hielt ihr Lehrer Gerd Kästle: Luca sei mehr der Mathematiker, der Theoretiker im Team, Lennard dagegen der Praktiker, der nebenbei in Corona-Zeiten ein Chip-Zugangssystem für den Oberstufenraum entwickelt hatte. Ihr Projekt im übergreifenden Bereich von Mathematik, Physik, Informatik und Kognitionswissenschaft erklärten die beiden in einer sehr anschaulichen und unterhaltsamen Präsentation.
Künstliche Intelligenz lerne durch die Fütterung mit möglichst vielen Daten, die sie analysiert, um eine Aussage zu treffen. Als Beispiel, wie aus etwa 2500 gespeicherten Bundestagsreden zu jedem politischen Thema eine Rede generiert werden könne, baten sie um Zuruf („aber bitte nichts Lokales, das kennt er nicht“). Was zu Riedmanns Vorschlag „Vereinbarkeit von Ökologie und Ökonomie“ herauskam, erstaunte alle: Ein Text voller typischer Politiker-Floskeln zwar, aber so auf den Punkt, dass sich daraus mit ein paar Aktualisierungen schnell ein Redetext machen ließe.
Mit unschlagbaren Argumenten
Den Bogen von Beethovens Schaffenskraft zu Humboldts heute noch gültigem Bildungsideal schlug Stefan Ferguson in seiner Laudatio zu Paul Hawlitschek: Der Preisträger im Bereich Sprache habe nicht nur seine Argumente zur „Gleichwertigkeit in der Behandlung von Mensch und Tier“ so hieb- und stichfest vorgetragen, dass nicht dagegen anzukommen gewesen sei: „Er tat dies auch noch in überaus brillantem Englisch“, sagte sein Lehrer Ferguson, selbst Schotte. Und Paul sei der erste männliche Preisträger in dieser Kategorie Sprache, seit es den Förderpreis gebe. Paul Hawlitschek selbst hielt mit ruhiger Stimme und festen Argumenten einen Appell an die vegane Lebensweise, die nicht auf das Leid anderer Kreaturen aufbaue.

Auch die Vorjahres-Preisträgerin Helene Uhlig referierte aus ihrer Arbeit. Aus der Sprachreise als Bestandteil des Preises war wegen Corona nichts geworden, aber ihre Präsentation zur Rolle Nordirlands im Brexit zeugte von intensiver wissenschaftlicher Beschäftigung mit dem Thema. Überglücklich zeigte sich Gymnasiums-Schulleiterin Diana Amann über die Preisträger und allgemein über den Abi-Schnitt von 2,0 in schwierigsten Zeiten.
Gina Weber: „Ihr seid die Zukunft“
Die Förderpreise im Namen des Wirtschaftskreises überreichte Gina Weber, Gesellschafterin und Leiterin Kommunikation der Albert Weber-Unternehmen. Selbst Abi-Jahrgang 2016, sei der Preis bei ihr immer sehr präsent und sie selbst von beiden Themenbereichen sehr begeistert gewesen.
Nun sei sie seit einem Jahr Mitglied im Wirtschaftskreis und stolz darauf, engagierte junge Menschen auszuzeichnen: „Leute wie euch kann es nicht genug geben, ihr seid unsere Zukunft“, lobte sie die Preisträger.
Und jetzt? Mathe, Jura, Philosophie
Wie sieht nun die Zukunft der Preisträger nach bestandenem Abitur aus? Lennard Krasa will Software Engineering an der Uni Ulm studieren, erzählte er im Anschluss bei Häppchen und Wein. Luca Koch zieht es nach Tübingen zum Mathe-Studium, danach könne er sich Lehre und Unterricht vorstellen, vielleicht sogar eine Professur als Ziel.

Paul Hawlitschek will auf jeden Fall etwas in Richtung Veganismus machen. Vielleicht erstmal ein Jahr bei der Organisation „Sea Sheperd“, danach kann er sich ein Philosophie-Studium vorstellen: „Am liebsten in Berlin, aber das ist ein hoher Anspruch.“ Liam Collier ist noch „offen für alles“, wie er sagt: „Aber die Musik wird da wohl eher im Hintergrund sein.“ Helene Uhlig dagegen ist sich sicher: Sie beginnt wohl ein Jura-Studium in Heidelberg.