Die einen sind neugierig, wie es denn hinter den Türen, im neuen, ehemals alten Kuhstall des Stotz Hofs in Wirrensegel aussieht. Die anderen interessieren sich für Gemüseanbau und nachhaltige Landwirtschaft. Ganz gleich, wie unterschiedlich die Interessen auch sind, 18 Gewinner der exklusiven SÜDKURIER-Führung durften nun mit Landwirt Bruno Stotz den Hof in Augenschein nehmen.
Auch wenn manche den Hof bereits kennen, birgt er sehr viele Überraschungen. „Wir waren vor zwei Wochen schon hier bei der After-Work-Party“, geben Inge und Stefan Henninger zu. Umso mehr sind die beiden jetzt gespannt, was sie hier noch erwartet.

Zur Begrüßung gibt es kleine Häppchen vom Küchenchef
Die erste Überraschung sind die kleinen Häppchen, die es im Hofcafé zur Begrüßung zu kosten gibt. Da ist nicht nur alles selbst gemacht, da steckt auch viel Kreativität und Herzblut drin. „Ich will beim Kochen wieder zurück zum Wesentlichen“, erklärt Küchenchef Mario Enchelmaier seine Philosophie. „Kochen unplugged“ nennt er dieses Konzept. Die Eckpfeiler: regionale Zutaten, am besten hofheimische Produkte, ökologisch angebaut, nachhaltig weiterverarbeitet und mit einem Überraschungseffekt. Kochtechnisch sei das sehr einfach. „Aber es muss immer originell sein.“

Gleichwohl die Natur die größte Zauberkünstlerin schlechthin ist, zeigt sich des Koches Kreativität bereits an den essbaren Blättern und Blüten der Kapuzinerkresse. Und dann, beim Biss in die kleinen Kunstwerke, sucht man auf der Zunge nach den vertrauten, aber doch in der Kombination ungewohnten Aromen. „Da muss man erst mal drauf kommen“, zeigt sich Gerlinde Funk erstaunt über die Raffinesse, Rotkraut mit Dill und Zwetschgen zu kombinieren. „Das schmeckt einfach toll!“
Interesse an Landwirtschaft und Farbkonzept
Hans Hofmann, der sich sehr für Landwirtschaft interessiert, verfolgt seit längerer Zeit, was sich auf dem Stotz Hof tut. „Das ist schon beeindruckend, was hier entstanden ist.“ Corinna Viellieber schaut sich in dem Raum, den Hofladen und Café bilden und wo einst Kühe standen, ganz genau um. „Das ist alles sehr stilvoll und gemütlich eingerichtet. Mir gefällt das Farbkonzept“, sagt Viellieber. Nach der Verköstigung fällt das Fazit in der Gruppe eindeutig aus. Das sei sehr lecker gewesen und eine gute Stärkung für die nun anstehende Führung über den Hof.

Zunächst wird der neue Veranstaltungsraum besichtigt, in der rund 100 Personen Platz haben und bei dessen Gestaltung sich Bruno Stotz an der Südtiroler Bauweise orientiert hat. Von hier hat man einen wunderbaren Blick in die Natur und auf den Hof, wo sich derzeit die Kürbisse stapeln.
Von der Cider-Produktion zum Bauergarten
Ganz modern geht es im neuen Wirtschaftsgebäude zu. Hier beginnt in der kommenden Woche die nächste Cider-Produktion. Einen Cider aus den Vorjahren gibt es zum Probieren. „So ein Cider ist mal was anderes. Der hat gut geschmeckt“, bilanziert Erika Jakoubek. Anschließend geht es hinaus in den Garten. Zunächst im kleinen, dann im großen Stil. Beim Blick auf den noch in voller Blüte stehenden Bauerngarten gerät man schnell in nostalgisches Schwelgen. „Darum kümmert sich die Oma“, sagt Bruno Stotz auf die Frage, wer denn hier die Gartenarbeit mache.

Keck ragen die Köpfe der Besucher über die von Dahlien umkränzte Hecke, hinter der allerlei gedeiht. Was sich daraus in der Küche zaubern lässt, verrät Mario Enchelmaier. „Spät im Herbst wird‘s dann aber eng“, dann gelte es, auf Traditionelles zu setzen, wie fermentiertes Gemüse. „Früher gab‘s im Winter selbst gemachtes Sauerkraut“, benennt Gerlinde Butz die damalige, im Prinzip nicht andere Art des Konservierens. „Mein Mann hatte sich einmal daran versucht“, erzählt daraufhin Christine Hänfling lachend. „Es hat fürchterlich gestunken im Keller.“
Gemüse und Blumen auf dem „Vielfaltsacker“
Vorbei an den Apfel-Halbstämmen, die noch Stotz‘ Großvater gepflanzt hat, geht es zum „Vielfaltsacker“, auf dem laut Bruno Stotz „vieles ausprobiert“ wird. Kraut und Rüben und Blumen im großen Stil werden angebaut. Auch hier wandert alles auf den Tisch – teilweise auch auf den Markt. Dann hört man auf einmal viele Ahhs und Ohhs. Und mit Erstaunen und Bewunderung gehen die Blicke hinunter zu den letzten Blütenknospen einer imposanten Artischocken-Pflanze.

Edel-Disteln werden aufgrund der Optik angebaut
„Das ist eine ganz besondere Delikatesse“, weiß Erika Jakoubek. Auf dem Stotz Hof werden die Edel-Disteln aber nicht ihres Geschmacks und ihrer wohlschmeckenden Herzen wegen angebaut, „sondern wegen der Optik“, verrät Bruno Stotz. Denn mit ihren opulenten Blütenständen verbreitet Cynara cardunculus als Dekoration durchaus Lila-Laune auf Tisch und Theke. Wie auch die Strohblumen, die Dahlien und natürlich die Kürbisse. „Das ist schon toll, was man alles machen kann“, so Gerlinde Funk. „Es ist super, dass wir so ein Angebot in der Region haben“, sagt Michael Sikora.

Nach rund zweistündiger Führung und einem letzten Schluck Cider sind die Besucher sichtlich beeindruckt von der Fülle an Aufgaben einerseits, die es auf dem Hof zu erledigen gilt, andererseits von der Vielfalt der Pflanzen und davon, was sich daraus alles herstellen und kredenzen lässt.
Auf jeden Fall das Eine oder Andere zum Nachmachen, zum Ausprobieren und zum Wiederentdecken. Roswitha Wiemann hat einen guten Eindruck bekommen. „Wir kommen sicherlich wieder“, sagt sie. Solchermaßen inspiriert kann es vielleicht demnächst geschehen, dass einem beim Schlendern durch Markdorfs Gassen aus einem Kellerfenster der jähe Geruch nach Gärung entgegenschlägt, wenn leise schmatzend Kraut gestampft wird.