Der Nonnenbachweiher am Ortsausgang von Ittendorf Richtung Stetten ist ein wichtiges Biotop mit Lebensraum für zahlreiche Tiere. Ein Tier hat den Lebensraum aber dermaßen verändert, dass jetzt dringender Handlungsbedarf besteht: der Biber. Er hat seit Monaten den Mönch, also den Abfluss des Weihers, so verstopft, dass der Wasserspiegel deutlich gestiegen ist. Die Folge: Der Druck auf den Damm hat dadurch deutlich zugenommen. Da er zudem immer weiter aufgeweicht ist, hat sich die Situation so zugespitzt, dass der Damm dringend saniert werden muss. Dies wurde in einem Gutachten bestätigt.

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Die Dringlichkeit wurde damit begründet, dass hinter dem Damm die B33 zwischen Stetten und Ittendorf verläuft. Bei einem Dammbruch bestünde die Gefahr, dass dieser Damm ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen würde, erklärt der stellvertretende Forstbezirksleiter Markus Weisshaupt von Forst BW, zu dem der Nonnenbachweiher gehört.

Der Blick vom Damm aus. Das Restwasser kann nicht abgelassen werden. Hier befinden sich immer noch vor allem kleinere Fische darin.
Der Blick vom Damm aus. Das Restwasser kann nicht abgelassen werden. Hier befinden sich immer noch vor allem kleinere Fische darin. | Bild: Jäckle, Reiner

„Die Option, den Wasserspiegel im Weiher zu senken, kam nicht in Frage, da in der Zwischenzeit wertvolle Flachwasserzonen geschützter Arten wie der Wasserralle und Zwergtaucher entstanden sind, die nicht mehr zerstört werden dürfen“, sagt er weiter. „Deshalb muss nun der Damm ertüchtigt werden, um dem Wasser standzuhalten. Doch für diese Bauarbeiten muss der Weiher zuerst abgelassen und abgefischt werden.“ Zudem soll in den kommenden Monaten ein Bibergitter auf gesamter Dammlänge eingezogen werden, damit der Damm zusätzlich gesichert wird. „ForstBW kostet dies etwa 100.000 Euro, um diesen Naturschutzweiher in seiner Funktion erhalten zu können“, betont er. Diese Maßnahmen seien mit der Wasser-, der Naturschutz- und der Fischereibehörde intensiv vorbereitet worden. Vor allem wurde Forst BW die Auflage gemacht, dass das Ganze zwischen September und März stattfinden solle. „Für unsere Mitarbeiter sind solche Aktionen nichts Neues“, betont Weisshaupt. „Vor allem im Landkreis Ravensburg findet dies jedes Jahr an unterschiedlichen Weihern statt.“

Einige Fische verendeten nach dem Ablassen des Nonnenbachweihers. So etwas sei bei einer solchen Maßnahme aber nicht zu verhindern, so ...
Einige Fische verendeten nach dem Ablassen des Nonnenbachweihers. So etwas sei bei einer solchen Maßnahme aber nicht zu verhindern, so die Aussage von Markus Weisshaupt von Forst BW. | Bild: Jäckle, Reiner

Das Ablassen des Wassers im Biotop sei von einem großen Team von Forst BW vorbereitet worden – vor allem, was den Fischbestand angeht. „Zehn Mitarbeiter waren drei Tage mit umfangreichem Equipment vor Ort und haben versucht, so viele Fische wie möglich mit Käschern und Netzen abzufischen“, erklärt der stellvertretende Forstbezirksleiter. „So konnten wir mehr als eine halbe Tonne Fische dem Fischerverein Salem übergeben.“ Klar sei bei einer derartigen Aktion, dass nicht alle Fische aus dem Nonnenbachweiher gerettet werden konnten.

Landwirt Thomas Welte zeigt den stattlichen Biberdamm im Riedgraben, der dafür sorgt, dass die landwirtschaftlichen Flächen davor nach ...
Landwirt Thomas Welte zeigt den stattlichen Biberdamm im Riedgraben, der dafür sorgt, dass die landwirtschaftlichen Flächen davor nach dem Ablassen des Nonnenbachweihers unter Wasser gesetzt worden waren. | Bild: Jäckle, Reiner

In einem Punkt war Weisshaupt selbstkritisch: „Wir hätten die Aktion besser kommunizieren sollen“, sagt er. Genau dies kritisieren auch mehrere Landwirte, die hinter dem Damm ihre Felder haben. „Wir haben von nichts gewusst und jetzt stehen einige Felder unter Wasser“, bringt es Thomas Welte auf den Punkt. Er ist Vorsitzender des Wasser- und Bodenverbandes Ahauser, Bermatinger und Ittendorfer Ried. „Man hätte den Weiher langsamer ablassen können, sodass wir nicht die Leidtragenden sind.“

Der Biberdamm im Riedgraben Video: Jäckle, Reiner

Zu diesem Sachverhalt sagt Weisshaupt: „Der Nonnenbachweiher wurde besonders langsam über fünf Tage abgelassen. Sogar Samstag und Sonntag waren unsere Leute vor Ort, um dies sicherzustellen.“ Dennoch konnte das Wasser nicht schnell genug abfließen, denn im Riedgraben, wohin das Wasser fließt, hat der Biber ebenfalls seine Spuren unübersehbar hinterlassen.

Die Felder links und rechts des Riedgrabens kurz vor Ahausen standen nach dem Ablassen des Nonnenbachweihers unter Wasser. Grund ist ein ...
Die Felder links und rechts des Riedgrabens kurz vor Ahausen standen nach dem Ablassen des Nonnenbachweihers unter Wasser. Grund ist ein Biberdamm in Höhe des kleinen Waldstücks am Bach (rechts oben). | Bild: Jäckle, Reiner

Hier gibt es vor allem einen gewaltigen Biberdamm, der von den Landwirten nicht abgetragen werden darf. Die Folge ist verheerend. „Das ist ein riesiges Ärgernis“, kritisiert Welte. „Diese Aktion zeigt einmal mehr, dass wir gegen den Biber nichts machen dürfen. Beim Staatsbetrieb Forst BW ist das aber ganz offensichtlich kein Problem.“ Da der Wald vor dem Damm der B33 sehr breit sei, sehe er die Gefahr des zu großen Drucks bei einem Dammbruch am Nonnenbachweiher nicht. Zumal das Wasser ja kontinuierlich ablaufen würde. „Aktuell ist es so, dass das Biber-Management stark gefördert wird, und wir Landwirte sind die Leidtragenden“, fasst es Welte zusammen. Auf dem einen Feld, das jetzt unter Wasser steht, sei die Weizenernte bereits vollzogen. Es ist mittlerweile ein begrüntes Feld. „Das Wasser fließt aber so langsam ab, dass es noch mehrere Tage da sein wird“, erklärt er. „Und wenn es mehr als zwei Tage steht, ist die Pflanze, die dort wächst, kaputt.“

Im Auslauf lagen auch nach der Säuberung immer noch zahlreiche kleinere tote Fische.
Im Auslauf lagen auch nach der Säuberung immer noch zahlreiche kleinere tote Fische. | Bild: Jäckle, Reiner

Hinzu kommt noch ein weiteres Ärgernis: Die Felder würden immer wieder offiziell kontrolliert werden, ob alles korrekt bewirtschaftet werde. „Wenn bei der Kontrolle Wasser auf dem Feld steht, muss der Pächter mit Sanktionen rechnen.“ Das könne so weit gehen, dass sogar der ganze Betrieb sanktioniert wird. Eine Lösung wäre eine Reduzierung des Biberdamms im Riedgraben, damit das Wasser besser abfließe. Genau dies wollte er mit diversen Zuständigen vom Landratsamt, unter anderem mit der Biberbeauftragten, vor Ort besichtigen und besprechen. „Ich habe sie schon mehrfach persönlich eingeladen, sich ein Bild vor Ort zu machen, doch bis heute ist keiner gekommen“, berichtet Welte. Hier sehen sich die Landwirte massiv im Stich gelassen.

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Was den Nonnenweiher angeht, so berichtet Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamtes, folgen nun die geplanten Sanierungsmaßnahmen am Weiher und Damm, die bis Ende Januar 2024 geplant sind. Spätestens bis zum 1. März soll das Wasser wieder gestaut werden – mit dem von der höheren Naturschutzbehörde geforderten Wasserspiegel.