Am Fasnetsunntig-Umzug zogen die Markdorfer Narren mit einem ganz besonderen „Karren“, wie ihn Vizezunftmeister Dietmar Bitzenhofer nennt, durch die Stadt: Mit dem selbst gebauten Holzwagen auf zwei Rädern sammelten sie Spenden für die Hilfsaktion von Geburtshilfe-Chefarzt Hans-Walter Vollert und seinen ukrainischen Kollegen Daria Shchybria und Mykhailo Volianiuk vom Friedrichshafener Klinikum.

Das Häfler Ärzte-Trio hat am vergangenen Samstag einen ersten Transporter mit Verbandsmaterial und Medikamenten zum ukrainischen Katholischen Zentrum nach München gefahren. Von dort aus wurden die dringend benötigten Hilfsmittel weiter an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht. Der nächste Hilfstransport von Vollert und seinem Team startet am Freitag. Weitere sollen noch folgen, berichtet Bitzenhofer im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Er und Chefarzt Hans-Walter Vollert sind langjährige Freunde, weswegen der Gynäkologe sich an den Vizezunftmeister wandte, als er und seine Kollegen anfingen, den ersten Hilfstransport zu organisieren. Als bestens vernetzter Markdorfer konnte Bitzenhofer seinem Freund direkt weiterhelfen, indem er sich an seine Narrenzunft wandte.

So mobilisierte er Präsidiumsmitglied Wolfgang Ehrmann, der ohne zu zögern seinen Kleintransporter anbot. „Ist ja klar, dass man da sofort zusagt“, sagt Ehrmann, der als Inhaber der Näherei Ehrmann & Co. spontan mit dem Sprinter aushelfen konnte. Seinen Transporter stelle er auch für weitere Fuhren erneut zur Verfügung, versichert er.
Vollerts Aktion motivierte Bitzenhofer und die Markdorfer Narrenzünfte, sich weiter für die Menschen in der Ukraine zu engagieren. „Das war der Anstoß für uns, mehr zu machen“, bestätigt er. Unter dem Motto „Für eine wichtige Sache lasse ich mich gerne vor den Karren spannen“ fingen sie an, den Spenden-Karren zu bauen.
Auch der Bürgermeister und die Pfarrer zogen den Karren
Am Fasnetsunntig-Umzug war der Wagen dann auch schon dabei: Abwechselnd zogen Bitzenhofer und seine Narrenfreunde der Ortszünfte als auch Bürgermeister Georg Riedmann und die beiden Pfarrer Ulrich Hund und Tibor Nagy den Karren hinter sich her. „Um symbolisch zu zeigen, dass wir alle hinter der Aktion stehen“, erklärt Bitzenhofer.
Bei der anschließenden Mahnwache am Nachmittag vor der Kirche waren die Narren mit ihrem Karren ebenfalls präsent. Am gleichen Abend noch öffneten Bitzenhofer und die beiden Pfarrer das Gefährt.
3100 Euro alleine schon nach der Mahnwache
Das überwältigende Ergebnis: Kaum Münzen, aber dafür umso mehr Geldscheine. Mehr als 3100 Euro hatten sie im Lauf des Sonntages eingesammelt. Stand heute, Freitag, seien es sogar über 5500 Euro, die bereits zusammengekommen seien, berichtet Bitzenhofer spürbar stolz. Nicht nur Bargeld, sondern auch viele Überweisungen habe die Narrenzunft erhalten.
Mit den Spenden möchten die Narren das Ärzteteam rund um Vollert finanziell unterstützen. „Eins zu eins geht das Geld an Dr. Vollert“, versichert Bitzenhofer. Von dem Geld soll zunächst weiteres Verbandsmaterial gekauft werden. Je nach Bedarf vor Ort in der Ukraine sollen auch andere Hilfsgüter beschafft werden. Mit ihrer Spendenaktion haben die Narren nicht nur eine tolle Summe gesammelt, sondern auch weitere Markdorfer zum Helfen animiert: „Das Schöne ist, es kommen weitere Anfragen, wie man helfen kann“, freut sich Bitzenhofer. So habe sich eine Firma aus Markdorf an ihn gewandt, um ihre Fahrzeuge für weitere Hilfstransporte zur Verfügung zu stellen. Auch eine Familie habe sich gemeldet, die bereit ist, geflüchtete Ukrainer bei sich aufzunehmen. Die Hilfsbereitschaft und der Zuspruch unter den Bürgern seien groß, sagt Bitzenhofer.
Respekt vor den Menschen in der Ukraine
Für ihn persönlich sei es ebenfalls ein großes Anliegen, zu helfen. Er ziehe den Hut vor den Menschen in der Ukraine, sagt er: Er findet es beeindruckend, wie die Menschen vor Ort ihr Land zu beschützen und mit allen Mitteln ihre Freiheit zu verteidigen versuchten. „Da muss ich sagen, alle Hochachtung.“ Daher möchte er und seine Narren die Spendenaktion auch weiterlaufen lassen.

Aktuell steht der Spenden-Karren am Eingang des Edeka Sulger in der Mangoldstraße. Bis einschließlich Samstag können Spenden ganz einfach in den Schlitz am Wagen eingeworfen werden.
Wer die Narrenzunft unterstützen möchte, kann sich an Dietmar Bitzenhofer wenden: Per E-Mail unter dietmar_bitzenhofer@web.de oder telefonisch an 07544/4786.