Sabine Gebhardt möchte die Markdorfer gern auf ihre Chancen blicken lassen. Auf die vielen Möglichkeiten ihrer Stadt, noch besser zu werden. Zu erreichen sei das „durchs gute Miteinander in unserer Gemeinde“, erklärt die neu in den Gemeinderat gewählte Stadträtin der Grünen. Dort hat sie mit Cornelia und Uwe Achilles von der SPD eine Fraktionsgemeinschaft gebildet.

Wo klemmt es denn?

Derzeit, in Anbetracht der angespannten Finanzlage, vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltssperre, „stellt sich doch die Frage, wofür wir überhaupt noch Geld ausgeben können“, erklärt Sabine Gebhardt. Sie glaubt, dass sich durchaus auch ohne, „dass viel Geld in die Hand genommen werden muss“, manches voranbringen, einiges bewirken lasse. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass sich Freiwillige, dass sich Ehrenamtliche noch stärker einbringen. Die Vereine leisteten in dieser Hinsicht ja bereits sehr viel. Initiativen wie etwa die Stadthelden brächten neue, weitere Impulse hinzu.

Zum Beispiel bei den Senioren, die inzwischen noch mehr auf fremde Hilfe, auf Unterstützung von außen angewiesen seien als in früheren Zeiten. Denn heute sei gewissermaßen strukturabgehängt, wer nicht online ist. Wer nicht gewisse Dinge im Internet erledigen kann, wer sich seinen Alltag per App und Mausklick nicht erleichtern kann. Gerade für die noch in einer reinen Analog-Welt Aufgewachsenen – sieht Sabine Gebhardt die Angebote im Mehrgenerationenhaus (MGH) als außerordentlich wertvoll an.

Das Markdorfer Mehrgenerationenhaus trägt aus Sicht Sabine Gebhardts einen großen Beitrag zur Integration.
Das Markdorfer Mehrgenerationenhaus trägt aus Sicht Sabine Gebhardts einen großen Beitrag zur Integration. | Bild: Jörg Büsche
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Lernort Kindergarten

Wichtig findet Sabine Gebhardt, die im MGH selbst schon Kurse für Arbeitskräfte aus Polen angeboten hat, wie sehr das Mehrgenerationenhaus zur Integration von Menschen mit internationaler Geschichte beiträgt. Eine Leistung, die – wie Sabine Gebhardt betont – auch in den Kindergärten in vorbildlicher Weise erbracht wird. Überhaupt erfahren die Kinder in den Kindertagesstätten gelebte Offenheit. „Und die Kinder bringen dann auch mit nach Hause, was sie dort erlebt haben.“ Sie zum Beispiel habe von ihrem Sohn einiges gelernt für den Umgang mit anderen. Weil er Selbstverständlichkeiten mit nach Hause gebracht habe, die „für meine Generation noch gar nicht so selbstverständlich waren.“

Auch das Kinderhaus Storchennest im Süden der Stadt ist ein wichtiger Lernort – so wie alle Markdorfer Kindertagesstätten.
Auch das Kinderhaus Storchennest im Süden der Stadt ist ein wichtiger Lernort – so wie alle Markdorfer Kindertagesstätten. | Bild: Jörg Büsche

Gegen Gewalt hilft nur Prävention

Im Kleinen anfangen, bei den noch Kleinen beginnen müsse aus Sicht Sabine Gebhardts auch die Gewaltprävention. Immer begegneten beim genaueren Hinschauen auf Gewalt, wie sie nun von Schülern der BZM-Realschule ausgeübt worden sei, komplexe Strukturen. Da gebe es nur selten scharf getrenntes Schwarz und Weiß. Und selbst wenn dem doch so sein sollte, müssten außer den Opfern auch die Täter genauer, differenzierter betrachtet werden – um positiv auf sie einwirken zu können. „Kinder und Jugendliche brauchen unsere Begleitung – es hilft auch gar nicht, wenn jemand öffentlichen durch den Kakao gezogen wird – wie das ja in den sozialen Medien geschehen ist.“

Mehr Resilienz gegen Ruppigkeit

„Etwas tun“, möchte Sabine Gebhardt auch „gegen die grassierende Ruppigkeit in unserer Gesellschaft“. Selbst wenn die vor allem in der sogenannten großen Politik, bei den auf Bundesebene relevanten Themen zu beobachten sei, habe sie doch gerade dieser politische Ellenbogeneinsatz motiviert, etwas dagegen zu unternehmen.

„Das kann ich aber nur ganz unten auf der Ebene der Kommunalpolitik.“ Wo, das räumt Sabine Gebhardt ein, deutlich weniger hartes Aufeinanderprallen zu beobachten sei als in Berlin oder Stuttgart. Und sie stehe zu diesem gefühlsbetonten Antriebsmoment für ihr eigenes politisches Engagement. „Wie respektlos die Leute miteinander umgehen, finde ich einfach unerträglich.“ Und noch etwas habe sie bewegt: „Der Wunsch, unsere Stadtgesellschaft ein bisschen resilienter zu machen gegen alle demokratiefeindlichen Tendenzen.“

Absage an Gratisparkplätze

Sabine Gebhardt betont aber gleichzeitig, „wie friedlich es doch bei uns in Markdorf zugeht“. Drum möge sie auch gar nicht den Eindruck erwecken, „dass ich immerzu auf Problemen herumhacken will“. Nein, sie wolle den Blick auf das lenken, was allzu häufig übersehen werde. Etwa auf das seit Jahresbeginn stark ausgebaute Busangebot.

Das Busangebot in Markdorf ist inzwischen sehr gut – und könnte mehr genutzt werden.
Das Busangebot in Markdorf ist inzwischen sehr gut – und könnte mehr genutzt werden. | Bild: Jörg Büsche

Gar nicht anfreunden könne sich mit dem kostenlosen Parken in der Innenstadt. Das schaffe falsche Anreize, „den Wagen auch für Kleinstrecken zu benutzen, nur zum Brezel-Holen“. Sie spricht sich für eine Parkraumbewirtschaftung aus. „Dann finden die Kunden der Einzelhandelsgeschäfte auch wieder Stellplätze.“ Denn derzeit würden die durch die Dauerparker blockiert. Statt den Autoverkehr zu priorisieren, sollte lieber dafür gesorgt werden, das Rollator- und Kinderwagen- beziehungsweise Rollstuhlfahrer auf den Gehwegen problemlos aneinander vorbeikommen.

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Für Aufenthalts-Oasen in der Stadt

Natürlich habe sie auch die Umwelt im Blick, erklärt die Grünen-Stadträtin. Sie wünscht sich kommunale Anreize, private PV-Anlagen zu installieren – sobald der städtische Haushalt solche Hilfestellungen wieder zulässt. Noch mehr Grün in der Stadt wünscht sie sich ebenfalls. Und Aufenthalts-Oasen, für jene Bürger, die in ihren kleinen Wohnungen besonders unter der Hitze zu leiden haben. Sie schlägt vor, auf Hydranten Vernebler zu montieren, die Kühlung verschaffen, außerdem die Installation von weiteren Trinkbrunnen.

Aus Sicht von Sabine Gebhardt dürfte es ruhig noch mehr Schattenbereiche in der Stadt geben.
Aus Sicht von Sabine Gebhardt dürfte es ruhig noch mehr Schattenbereiche in der Stadt geben. | Bild: Jörg Büsche

Blick in die Nachbarschaft

Und noch etwas liege ihr am Herzen: „Ich würde mich freuen, wenn wir in unseren Bebauungsplänen auch innovative Wohnformen wie genossenschaftliches Wohnen mit einplanen“, erklärt Sabine Gebhardt. So werde Wohnraum flächensparend und umweltfreundlich genutzt. Überdies könne die Stadtgemeinschaft im Miteinander von solchen Wohngemeinschaften „viel lernen und profitieren.“