„Wir haben sechs Sitze bekommen“, schaut Kerstin Mock aufs Wahlergebnis vom 9. Juni zurück, „auf drei davon sitzen Frauen, auf den anderen drei Männer.“ Wie nun das Wahlverhalten der Markdorferinnen bei der jüngsten Kommunalwahl genau ausgesehen hat, das weiß CDU-Fraktionsvorsitzende Kerstin Mock allerdings nicht. Dazu fehlt es an den notwendigen Analysen. Was sie aber weiß, ist: „Auf unserer Kandidatenliste war das Verhältnis Männer/Frauen sehr ausgeglichen.“
Acht Frauen sind neben neun Männern angetreten. Im Markdorfer CDU-Ortsverband mache man sich im Übrigen „keine Gedanken, warum die üblichen Vorurteile gegenüber der CDU im Allgemeinen, für die Markdorfer CDU nicht zutreffen. Wir stehen einfach für durchdachte Entscheidungen, die Stabilität und Verlässlichkeit mit sich bringen, und lassen Schubladendenken, wie die CDU so üblicherweise zu sein hätte, an uns vorbeiziehen“.
Wie kann die Stadt helfen?
Den Wahlerfolg der CDU erklärt sie mit dem starken Engagement im Wahlkampf. „Wir hatten etliche Veranstaltungen, bei denen wir viele Markdorfer erreicht haben.“ Zum Beispiel die Stadtgespräche, zum Beispiel den Stadtrundgang – die Führung zu den „Lost Places“. Zu jenen Gebäuden, Arealen in der Stadt, die verwahrlosen, bei denen dringender Handlungsbedarf besteht. Kerstin Mock schränkt ein: „Die Stadt kann kaum was tun, wenn es um private Immobilien geht.“ Auch könne die Stadt keinesfalls finanziellen Hilfen an Einzelpersonen geben.
Unterstützen könne die Verwaltung aber doch: durch Beratung, durch Hinweise auf eventuell doch vorhandene Fördertöpfe. Vor allem aber könne die Stadt mit Eigentümern und mit Geschäftsleuten ins Gespräch kommen, um gemeinsam nach Perspektiven zu suchen. Alles Reden, alles Beraten führe aber nicht weiter, solange die Innenstadt an den Folgen des sich verändernden Käuferverhaltens leide. Statt im Netz, so Kerstin Mocks Vorschlag, sollten die Markdorfer doch „ihren Klick in der Stadt lassen“, also lieber in ihrer Stadt shoppen gehen.
In Markdorf wird zu viel gemäkelt
Mögen die Fördergelder des ZIZ-Programms zur Belebung der Zentren und Innenstädte auch hilfreich sein, am Ende heiße es doch immer viel Geduld mitbringen, wenn die Kernstadt attraktiver werden soll. Dass „in Markdorf neuen Projekten erstmal mit viel Skepsis begegnet wird“, bedauert Kerstin Mock. „Das war so beim Shared-Space- und Kreisel-Projekt so, das war auch beim geplanten Mobilitätsstreifen auf dem Pflaster zwischen Rathaus und Untertor so – und das ist jetzt auch so beim neuen Rathausbrunnen.“ Vielfach fehle es am Vertrauen gegenüber den mit den Planungen befassten Sachverständigen, vermutet die 50-Jährige.
Sie selbst habe solches Vertrauen – zum Beispiel im Falle des nun am Obertor entstehenden Gebäudes mit seiner neuen Giebelstellung. „Da gab es viel Kritik, aber ich glaube, der Architekt weiß, was er macht.“ Gute Lösungen wünsche sie sich auch für den Heggbacher Hof in der Spitalstraße. „Da sollte es allmählich weitergehen.“ Keinesfalls aber den Vorgaben des vorliegenden Bebauungsplans entgegen. Und dass zunächst ein Nebengebäude entsteht, aber erst dann der denkmalgeschützte Hof saniert wird, damit mag sich die CDU-Fraktionsvorsitzende so gar nicht anfreunden.

Streetworker sind gefordert
Erweitern möchte Mock die Angebote für die Jugendlichen in der Stadt. Treffpunkte gebe es bereits – das Jugendzentrum Zepp und das Skates Open beim Bildungszentrum. Zu intensivieren sei allerdings noch die Betreuung von Jugendlichen außerhalb der Jugendräume. „Es braucht entschieden mehr aufsuchende Jugendarbeit.“ Der jüngst von Bürgermeister Georg Riedmann angekündigten engeren Zusammenarbeit von Jugendreferat, von Verwaltung, von Schulen, Schulsozialarbeit und Schulamt kann Kerstin Mock gut folgen. „Veränderte Herausforderungen bei Jugendlichen an den Schulen können wir nur gemeinsam bewältigen.“ Die Schulen böten bereits einiges an Gewaltprävention an. „Noch scheint dies aber nicht genug zu sein.“
Mehr für die Senioren tun
Auch beim Thema Senioren gibt es Handlungsbedarf. „Uns ist ganz wichtig, dass es in der Stadt ausreichende Betreuungsangebote gibt“, betont die CDU-Stadträtin. Den jüngst vom Technischen Ausschuss erörterten Umbau von Wohnungen des Betreuten Wohnens in Einzelzimmer im Seniorenzentrum St. Franziskus unterstützt Kerstin Mock.

Auf die Fachleute hören
„Was soll man sagen?“, antwortet Kerstin Mock, die diplomierte Agraringenieurin, auf die Frage nach dem Verhältnis von Umweltschutz und Landwirtschaft. Es ärgere sie, wenn, wie dies allzu oft geschehe, den Landwirten die Kompetenz in Sachen Umwelt abgesprochen werde. „Dabei sind es doch sie, die von den Erträgen ihrer Böden leben.“ Die Landwirte arbeiten in der Natur – „jeden Tag“. Schon von daher besäßen sie immens viel Wissen über die dort zu beobachtenden Abläufe, über Pflanzen und auch über Gewässer. „Die Landwirte haben ja gewarnt“, erinnert Kerstin Mock.

Mit dem Argument, ein nasser Schwamm könne kein zusätzliches Wasser aufnehmen, plädierten sie für eine bessere Grabenpflege, damit das Wasser abläuft von ihren Wiesen und Feldern. Viel zu wenig sei geschehen. Die Folge war: Die großen Niederschlagsmengen des frühsommerlichen Starkregens wurden nicht zurückgehalten von den als Retentionsflächen gedachten Feldern. Sie flossen direkt ab – und führten zu Überschwemmungen. „Damit kein Missverständnis aufkommt: Natürlich bin ich für Naturschutz, aber der muss mit Augenmaß und pragmatisch betrieben werden.“