„Hilfe, Hilfe, ich stecke fest“, sagt das Mädchen, das im Eimer sitzt. Es sind die Details, die die Zuschauer in der Stadthalle immer wieder zum Lachen bringen. Wenn etwa der sonst so überaus förmliche Butler einen vergnügten Luftsprung wagt. Oder wenn Miss Hannigan, eine andere Figur des Broadway-Musicals „Annie“ vor die Tür tritt, damit niemand ihren Zornschrei hört. So richtig zu lachen ist in dieser Geschichte eigentlich wenig. In der Geschichte von Annie, dem elf Jahre alten Waisenmädchen, das nach langen Jahren vergeblichen Wartens sich auf den Weg macht, um nach ihren Eltern zu suchen.
Ihr begegnet Armut. Das Elend der Weltwirtschaftskrise, die auch die USA in tiefe Depression stürzt. Da leben Leute auf der Straße. Ohne Arbeit, ohne Hoffnung, weil kleine Betriebe scheitern und sogar die großen Konzerne taumeln. Einer dieser angeschlagenen Riesen ist Oliver Warbucks, ein Selfmade-Millardär wie er im Märchenbuche steht. Im Kapitel über Glücksritter, über die ganz ausgebufften Typen, aber die mit der ganz harten Schale und dem butterweichen Kern, der sie am Ende etwas erträglicher macht.
Am Ende obsiegt der blanke Optimismus
Wilfried Klöck hat diesen Warbucks gespielt. Im Musical, in dem Klöck wiederum Regie führte – wie bereits so oft bei den gemeinsamen Musical-Produktionen mit Gesangslehrerin Margit Koch-Nedala. Annie singt das Lied von der Hoffnung – und wie es sich für ein richtiges Musical gehört – auch von der Liebe. Hier einmal von der Liebe eines reifen Mannes zu seiner Adoptivtochter. Irrungen, Intrigen, abgefeimte Bösewichter, veritable Widerlinge, aber auch eine ganze Reihe Guter – vom Penner bis zum Präsidenten – kommen auch vor. Am Ende obsiegt der blanke Optimismus.
Zurück bleiben wunderbare Bilder. Zum Beispiel das von der fiesen Waisenhausleiterin, die stets ihre Mädchen im Schlepptau hat – wie eine Gänsemutter. Zum Beispiel das vom Präsidenten, der seinen Beraterstab zum Singen bringt. Ja und das Bild von Annies großen, staunenden Kinderaugen in der weiten Wunderwelt des amerikanischen Traums sowieso.
Mitwirkende präsentieren märchenhaft schöne Vorstellung
Das Publikum erwacht, aufgeweckt vom eigenen Applaus – nach einer märchenhaft schönen Vorstellung mit fabelhaften Kostümen, nicht minder fabelhaften Kulissen und Requisiten, noch fabelhafterem Gesang, wunderbarer Musik – Andrea Kahlo-Ringendahl und Florian Loebermann an Klavier und Percussionsinstrumenten – sowie vorzüglichen schauspielerischen Leistungen.