Evelyn Pfefferkorn

Der März 2020, als die Musikschule aufgrund der Corona-Pandemie, von heute auf morgen schließen musste, war für Chorleiterin Margit Koch-Nedela ein Schock. Zu diesem Zeitpunkt steckten sie schon inmitten der Vorbereitungen und Proben für das Musical 'Annie', das eigentlich am Stadtfest aufgeführt werden sollte. Doch der Lockdown ließ nichts anderes zu. „Das war schon bitter. Jeder hat gedacht, dass es in wenigen Monaten vorbei sein würde“, so Koch-Nedela. Trotz der Enttäuschungen der vergangenen zwei Jahre haben sich die Sänger ihren Optimismus nicht nehmen lassen. Sie möchten zurück auf die Bühne.

Chorleiterin Margit Koch-Nedela freut sich, dass sie wieder mit ihren Sängern und Schauspielern proben darf. Sie ist für die ...
Chorleiterin Margit Koch-Nedela freut sich, dass sie wieder mit ihren Sängern und Schauspielern proben darf. Sie ist für die musikalische Umsetzung zuständig. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Beim dritten Anlauf soll es nun klappen

„Wir haben uns entschlossen, dass wir es wieder probieren und stemmen werden“, sagt Margit Koch-Nedela. Beim dritten Anlauf soll es nun klappen: Seit Ende Februar proben sie jedes Wochenende im Ensembleraum der Musikschule. Die Bedingungen dafür seien aktuell alles andere als ideal, berichtet die Chorleiterin. In fast jeder Szene würden Protagonisten fehlen, da sie entweder an Corona erkrankt sind oder sich in Quarantäne befinden. Daher habe man sich entschieden, die Hauptrollen doppelt zu besetzen, um im Notfall gewappnet zu sein.

Das Kostüm sitzt bei Miguel Angelo da Silva Martins und Linus Königsmark schon. Sie spielen die Rolle von Rooster Hannigan, einem ...
Das Kostüm sitzt bei Miguel Angelo da Silva Martins und Linus Königsmark schon. Sie spielen die Rolle von Rooster Hannigan, einem hinterhältigen Ganoven, der etwas gegen Annie im Schilde führt. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Ensemble setzt sich aus Jung und Alt zusammen

Das 40-köpfige Ensemble setzt sich aus Jung und Alt zusammen, so Koch-Nedela. Von sechs bis 75 Jahren ist es eine bunt gemischte Truppe aus Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren. 20 Personen kümmern sich um das Drumherum wie Technik, Bühnenbild und Logistik. Alle seien höchst motiviert und würden sich freuen, sich endlich wieder vor Publikum zeigen zu können. „Alle sind unwahrscheinlich engagiert und haben wahnsinnig Lust, zu spielen. Die Rollen sind super besetzt“, sagt Margit Koch-Nedela. Besonders die Kinder zeigen sich von ihrer besten Seite und sind bei den Proben konzentriert dabei.

Viele Kinder spielen wieder beim Musical mit und übernehmen unter anderem die Rolle der Waisenkinder. In dieser Szene proben sie mit ...
Viele Kinder spielen wieder beim Musical mit und übernehmen unter anderem die Rolle der Waisenkinder. In dieser Szene proben sie mit Choreografin Dagmar Berger (vorne links, kniend). | Bild: Reinhard Nedela

Vater und Tochter spielen gemeinsam

Schülerin Carina Spießmacher wird als Annie, der Hauptfigur des Broadway-Klassikers, zu sehen sein. „Da ich selbst ein verträumter Mensch bin, passt die Rolle gut zu mir. Es macht wahnsinnig Spaß, sie zu spielen“, sagt die 17-Jährige. Für sie ist es die erste große Rolle. „Ich habe früher in der Grundschule beim Kinder-Musical mitgemacht. Das waren aber eher Nebenrollen.“ An ihrer Seite ist Vater Uwe Spießmacher, der eine kleinere Rolle im Stück übernimmt. Eigentlich sei er vielmehr Schauspieler und weniger Sänger, erzählt er.

Uwe Spießmacher und Tochter Carina freuen sich, dass sie zusammen auf der Bühne stehen können. Carina spielt die Hauptrolle der Annie, ...
Uwe Spießmacher und Tochter Carina freuen sich, dass sie zusammen auf der Bühne stehen können. Carina spielt die Hauptrolle der Annie, während Vater Uwe Spießmacher eine Nebenrolle besetzt. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Seit über 20 Jahren spielt Uwe Spießmacher am Dorftheater in Salem-Mittelstenweiler mit. Auf Carinas Wunsch hin, habe er sich ein Herz gefasst und beschlossen mitzumachen. „Das ist eine einzigartige Gelegenheit mit meiner Tochter auf der Bühne zu stehen“, so Uwe Spießmacher. In der Familie sei es nur Carina, die singt. Sogar ein paar Gesangspassagen nimmt er in Kauf, um gemeinsam mit seiner Tochter auftreten zu können. „Ob sich das dann gut anhört, muss das Publikum bewerten“, sagt er und lacht dabei.

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Fundus mit Kostümen aus den 30er Jahren

Damit alle Darsteller modisch in die Zeit der 30er Jahre, in denen „Annie“ spielt, passen, haben Susanne Priebe und ihre Kollegin Cordula Thylmann einen reichen Kostümfundus angelegt. Dieser setzt sich unter anderem aus gespendeten Stücken zusammen, die aus vielen verschiedenen Kleiderschränken stammen. „Aus allen Richtungen haben wir die Kostüme. Alles, was eben so rumhängt bei den Leuten“, sagt Priebe.

Musikschulsekretärin Susanne Priebe ist für die modische Ausstattung der Darsteller verantwortlich. Den blauen Mantel wird die Rolle der ...
Musikschulsekretärin Susanne Priebe ist für die modische Ausstattung der Darsteller verantwortlich. Den blauen Mantel wird die Rolle der Grace Farrell tragen. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Auch die Darsteller steuern Sachen. Zutun gibt es laut Susanne Priebe durch die Doppelbesetzung der Hauptrollen und den häufigen Kostümwechsel vieler Figuren dennoch genug. Dafür brauche es auch einen reichen Vorrat, so Priebe.

Regisseur Wilfried Klöck übernimmt auch die Hauptrolle

Auch Regisseur Wilfried Klöck wird in eines der vielen Kostüme schlüpfen. Er führt diesmal nicht nur die Regie für das Musical, sondern übernimmt zusätzlich die Hauptrolle des Industriemagnaten Warbucks. „Solange beides geht, mache ich beides gerne“, sagt Klöck über seine Rolle als Regisseur und Darsteller.

Ohne das Regiebuch, das Wilfried Klöck in den Händen hält, geht nichts. Nicht nur hinter, sondern auch auf der Bühne wird man den ...
Ohne das Regiebuch, das Wilfried Klöck in den Händen hält, geht nichts. Nicht nur hinter, sondern auch auf der Bühne wird man den Regisseur zu sehen bekommen. Er spielt zusätzlich die Hauptrolle des Milliardären Warbuck. | Bild: Evelyn Pfefferkorn
Ein eingeschworenes Team: Wilfried Klöck und Margit Koch-Nedela arbeiten schon seit Jahren miteinander zusammen.
Ein eingeschworenes Team: Wilfried Klöck und Margit Koch-Nedela arbeiten schon seit Jahren miteinander zusammen. | Bild: Evelyn Pfefferkorn

Schließlich ist er nicht nur der Mann hinter der Bühne, sondern auch passionierter Sänger und Schauspieler. Insbesondere den Endproben in der Stadthalle, dem Originalschauplatz für das Stück, fiebert er entgegen. „Wenn das Licht, die Technik und die Computeranimationen dazukommen, dann ist das die große Nummer“, sagt Wilfried Klöck.

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