Der Gehrenberg ist nichts für Feiglinge: Wer sich aufmacht, ihn auf welche Weise auch immer zu erkunden, steht vor einer Herausforderung. Deshalb ist er so bei Sportlern beliebt: Jogger, Mountainbiker, Wanderer, Nordic Walker, Besucher des Trimm-Dich-Pfads und vereinzelte Reiter nutzen Markdorfs Hausberg gerne und zu jeder Zeit. Aber auch Spaziergänger finden ihre Wege. Somit ist er ideal für fast jede Art von Freizeit.
Selten führt das zu Konflikten zwischen den Sporttreibenden, denn der Berg ist groß genug für alle. Bei einem eineinhalbstündigen Rundgang an einem sonnigen Samstagnachmittag kam es zu Begegnungen mit sieben Spaziergängern mit drei Hunden, vier Mountainbikern und drei Joggern.
Ausbau des Gehrotrails soll Mountainbiker kanalisieren
Etwas betriebsamer geht es am Gehrotrail zu, einer extra für Mountainbiker ausgewiesenen Strecke, die vereinzelt zu Konflikten führt. Allerdings weniger unter den unterschiedlichen Sportlern, sondern wegen des Andrangs und Parkens bei Anwohnern und der Begegnung mit Spaziergängern mit den Mountainbikern, die abseits des Gehrotrails ihre Wege suchen.
Um diese Situationen zu entschärfen und ein harmonisches Miteinander herzustellen, hatten die lose Gruppe der sogenannten „Mittwochsradler“ kürzlich zu einer Runde eingeladen, die alle Waldnutzer und deren Interessen mit einbezieht. Weitere Besprechungen und Aktionen, wie der Ausbau des Gehrotrails mit zusätzlichen attraktiven Sprüngen und Schikanen, sind geplant, um die Mountainbiker zu kanalisieren.
Mountainbike: Vom Trendsport zum Dauerbrenner
Zu den Mittwochsradlern gehört Ansgar Oker. 30 Jahre nutzt er bereits den Gehrenberg als Bewegungsort für seinen Sport, den er mit Passion betreibt. Seit dem Aufkommen der Sportart, die sich vom Trendsport zum Dauerbrenner entwickelt hat, werden auch die Wege am Gehrenberg befahren. Manche sind verschwunden, andere hinzugekommen. Vor drei, vier Jahren kam der Impuls, den Sport „legal“ zu betreiben.

Vier Mountainbiker dachten sich in Zusammenarbeit mit dem Förster, der Stadt und Waldbesitzern eine Strecke aus und setzten sie um, die nach vierjähriger Entwicklung und Umsetzung im September 2019 eröffnet wurde. Der Mountainbike-Trail ist 4,2 Kilometer lang und in 30 Minuten zu befahren.
„Zum Höhepunkt der Pandemie hat er ganz viele Menschen motiviert und ihnen die Möglichkeit gegeben, Sport zu betreiben.“Ansgar Oker
Startpunkte sind in Hepbach, Leimbach, Möggenweiler und am Gehrenbergturm. „Zum Höhepunkt der Pandemie hat er ganz viele Menschen motiviert und ihnen die Möglichkeit gegeben, Sport zu betreiben; ziemlich der einzige Ort, an dem das möglich war“, sagt Ansgar Oker. Den Andrang bezeichnet er als Fluch und Segen zugleich; der Trail wurde genutzt, darüber hinaus aber auch andere Wege.
Läufer ziehen auf den Waldwegen ihre Runden
Alle Waldwege nutzen die Läufer. Viele ziehen vereinzelt ihre Runden, etliche sind lieber gemeinsam unterwegs, profitieren von der Gruppendynamik und von den festen Terminen: Zweimal pro Woche bietet die Leichtathletik-Abteilung des Turnvereins Markdorf seinen Lauftreff an: Während der Sommerzeit treffen sie sich mittwochs um 18.30 Uhr am Wanderparkplatz „Gehau“, in der Winterzeit am Parkplatz des SC Markdorf, samstags zur Sommerzeit um 16 Uhr am Weiher gegenüber der Grundschule zur Gehrenbergrunde, zur Winterzeit eine Stunde früher.
Die große Runde hat 18,12 Kilometer und 609 Höhenmeter
„Wir haben recht ambitionierte Läufer, die auch von Frickingen, Salem oder Friedrichshafen nach Markdorf kommen, aber auch langsamere Läufer“, sagt Karl-Heinz Zurell, Übungsleiter zusammen mit Helga Stützenberger. Oft gebe es eine Unterteilung in drei Gruppen, die im jeweils angepassten Tempo durch die schöne Landschaft traben. Es müsse niemand alleine laufen, alle werden mitgenommen.
Sie laufen auf Forstwegen, auf einer stets gleichbleibenden Trainingsstrecke, und sind für andere als Gruppe gut sichtbar. 15,48 Kilometer beträgt die kleine Runde mit 566 Höhenmetern, die große führt über 18,12 Kilometer; hier gilt es 609 Höhenmeter zu bewältigen.

Wolfgang Giessmann läuft seit 25 Jahren, seit sechs Jahren am Gehrenberg
Für manchen Neu-Läufer heißt es da, den inneren Schweinehund zu überwinden. Nicht so bei Wolfgang Giessmann. Er läuft seit 25 Jahren, bei jedem Wetter: „Das ist für mich nur Spaß.“ Seit sechs Jahren wohnt er in Markdorf und ist schnell zum Lauftreff gestoßen. Er mag die Wege und die Mitläufer: „Die relativ steile Strecke ist anspruchsvoll, man macht viele Höhenmeter und man kann sie das ganze Jahr über laufen. Im Sommer ist es eher schön kühl im Wald, im Winter überwiegend trocken.“ Manchmal machen sich 15 Leute auf den Weg, meistens sind es zwischen acht und zwölf. Er schwärmt von der ausgesprochen netten Runde, die auch gemeinsam bei Wettbewerbs-Läufen in der Region an den Start gehen.

„Wer diese Strecke gemacht hat, muss keine Angst vor dem Gehrenberglauf haben“, meint er zum Sportereignis vor Ort. Er ist idealer Ansporn und Gelegenheit, sich mit anderen zu messen. Coronabedingt musste er 2020 ausfallen und auch für 2021 wurde der Lauf abgesagt.
Ambitioniert ist auch Friedrich Retzer. Der 73-Jährige will demnächst mit einem jüngeren Kollegen in die Berge. Deshalb ist er aus Friedrichshafen an den Gehrenberg gefahren: „Ich dachte, der ist genau richtig, um Kondition zu trainieren.“ In 20 Minuten ist er vom Parkplatz bis zum Gehrenbergturm gelaufen. Das sind 1,5 Kilometer steil bergan, es geht rauf und runter und die 140 Stufen des Gehrenbergturms ist er auch noch erklommen. „Für mich ist der Gehrenberg ideal: Ich brauche nicht weit zu fahren.“

Trimm-Dich-Pfad führt zwei Kilometer durch den Wald
Wer lieber alle Muskelgruppen beanspruchen und seine Sehnen dehnen möchte, ist beim Trimm-Dich-Pfad bestens aufgehoben. In Markdorf heißt er Waldsportpfad. Nördlich von Markdorf an den Tennisplätzen gelegen, führt er ab Parkplatz Wilhelmshöhe („Zum Burgstall 25) etwa zwei Kilometer durch den Wald. Auch der Waldsportpfad hat es in sich: Es ist ein schwieriger Trimmpfad mit anfangs steilem Beginn. Alle 200 bis 300 Meter sind Sport- oder Turngeräte platziert, die zu verschiedenen Kraft- und Koordinationsübungen einladen, vom Balancierbalken bis zum Tarzan-Seil; 15 sind es insgesamt. Auf Tafeln werden die Übungen und deren Wirkungsweise erklärt.

Abwechslungsreiche Wege für Spaziergänger und Wanderer
Spaziergängern und Wanderern bietet der Gehrenberg viele, abwechslungsreiche Wege und immer wieder Ausblicke auf das Städtchen und den See. Auf befestigten Forstwegen lässt es sich gut gehen, den Geruch von Erde, Wasser, Holz und Harz atmen und sich vom Alltagsstress erholen.
Für die Familien Schön aus Markdorf und Bad Krozingen und Labradoodle Paula ist der Gehrenberg der Hausberg. „Wir sind sportliche Spaziergänger, Walker, Jogger und Radler. Wir nutzen den Gehrenberg auf alle Arten und Wegen, gern auch mal schnell über Mittag“, sagt Dagmar Schön. Ihr grünes Naherholungsgebiet ist schnell, ohne Auto erreichbar und auch im Winter bietet er Einiges, erinnern sich die Familien an Schlittenfahrten und Wandern mit den Schneeschuhen. Gerade während der Pandemie, in der nicht viel erlaubt war, konnten sie sich am Gehrenberg austoben und entspannen.

Annika und Philipp Beck sind viel mit der vierjährigen Tochter Hella unterwegs, die fünfmonatige Frida erlebt den Gehrenberg im Tragesack vom Papa. „Man kann in die Ferne schweifen“, schwärmt Oliver Schön von der Aussicht, „und den See sehen“, ergänzt seine Frau Sarah. Der Wald sei auch ein tolles Revier für Hunde. Alle wollen den Berg nicht missen und es sei genug Platz für alle da: „Die Wege sind breit genug, die Mountainbiker sind vorsichtig und warnen, wenn sie von hinten kommen. Ich hatte nie einen Konflikt. Von mir aus kann der Wald für alle sein“, sagt Dagmar Schön.
Alle Teile der Sommerserie „Der Berg ruft“
- Teil 1: Historie und Entstehung des Gehrenbergturmes
- Teil 2: Der Gehrenberg als beliebtes Urlaubsziel
- Teil 3: Diese Sportmöglichkeiten gibt es am Gehrenberg
- Teil 4: Der Gehrenberg als Kraftquelle
- Teil 5: Die Lieblingsplätze am Gehrenberg
- Teil 6: Arbeiten am Gehrenberg
- Teil 7: So funktioniert die Landwirtschaft am Gehrenberg
- Teil 8: Angebote für Familien am Gehrenberg
- Teil 9: Fauna und Flora am Gehrenberg
- Teil 10: Zukunftsvisionen für den Gehrenberg
- Teil 11: Wohnen am Gehrenberg