Und wieder stellt sich zum Jahreswechsel die Frage: Silvesterfeuerwerk – ja oder nein? Die einen schwören darauf, pochen auf Brauchtum und Tradition. Andere fordern angesichts der Klimadiskussionen den sofortigen Stopp.

Für all jene, die darauf nicht verzichten wollen, hat der Markdorfer Bernd Raidl vor dem offiziellen Verkaufsstart, 29. Dezember, ein paar Tipps parat. Er ist nach eigenem Bekunden seit 2007 staatlich geprüfter Pyrotechniker. Diese Qualifikation berechtige ihn zum Lagern, zum Verkauf sowie zum eigenständigen Aufbau und Abbrennen von Feuerwerk.

Für viele Menschen ist Feuerwerk zum Jahreswechsel ein Muss (Archivbild). Die Stadtverwaltung Markdorf ermuntert wegen der ...
Für viele Menschen ist Feuerwerk zum Jahreswechsel ein Muss (Archivbild). Die Stadtverwaltung Markdorf ermuntert wegen der Umweltbelastungen zum Verzicht. Bild: Jörg Büsche

„Wir Pyrotechniker haben uns auf hochwertiges Feuerwerk spezialisiert, das über die klassisch bekannten Produkte deutlich hinausgeht“, sagt Raidl. Er ist nach eigenen Angaben Mitglied im Bundesverband für Pyrotechnik und Kunstfeuerwerk (BVPK), der Verein hat seinen Sitz in der Bundeshauptstadt Berlin. „Der Verband setzt sich für das Kulturgut und die Tradition des Kunstfeuerwerks ein“, erklärt Raidl.

„Generell bei Feuerwerk unbedingt die Gebrauchs- und Sicherheitshinweise strikt einhalten und ausschließlich Produkte mit BMA- oder CE-Zertifizierung verwenden.“
Bernd Raidl, Pyrotechniker

Zunehmend im Trend sind laut Bernd Raidl große Feuerwerksbatterien. „Generell bei Feuerwerk unbedingt die Gebrauchs- und Sicherheitshinweise strikt einhalten und ausschließlich Produkte mit BMA- oder CE-Zertifizierung verwenden.“ Der Vorteil dieser Batterien: „Einmal angezündet, nimmt das Spektakel seinen Lauf und man kann minutenlang aus sicherer Distanz tolle Effekte aus dem gesamten Farbspektrum genießen“, erzählt der Pyrotechniker. Die Effekte seien im Prinzip so, wie man sie von Feuerwerk etwa beim Seehasenfest kenne, allerdings viel viel kleiner dimensioniert. So eine Feuerwerksbatterie sei im Anschluss ruckzuck weggeräumt und entsorgt.

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Laut Raidl weisen Pyrotechniker die Kunden in den korrekten und sicheren Gebrauch von Feuerwerk ein, um Verletzungen zu vermeiden. „Bei verantwortungsvollem Gebrauch ist geprüftes Feuerwerk ungefährlich. Falls sich doch jemand verletzt, ist das dem Leichtsinn geschuldet, dann oft auch unter Alkoholeinfluss“, berichtet der Experte.

Und was ist mit Umwelt, Klima, Müll? Laut Bundesumweltamt soll die Luftbelastung mit gesundheitsgefährdendem Feinstaub vielerorts am 1. Januar so hoch sein wie sonst im ganzen Jahr nicht. Demnach werden in der Silvesternacht etwa 16 Prozent der gesamten im Straßenverkehr entstehenden Feinstaubmenge eines Jahres ausgestoßen.

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Bernd Raidl möchte dies so nicht stehen lassen und verweist auf Untersuchungen, die der BVPK basierend auf Verkaufszahlen veranlasst habe. „Wir Pyrotechniker rechnen mit Netto-Explosionsmassen.“ Und was bedeutet das? „Zum Beispiel in einer fünf Kilogramm schweren Feuerwerksbatterie sind maximal 500 Gramm Explosionsstoffe – im einfachsten Fall Schwarzpulver.“ Und von den genannten 500 Gramm seien circa 10 Prozent Kohle, die die Feinstaubbelastung verursache. Raidl nennt zur Verdeutlichung ein ergänzendes Beispiel: „Nehmen wir an, bei einem Grillfest werden fünf Kilogramm Holzkohle verfeuert. Dann entsteht so viel Feinstaub wie bei einem mittelgroßen Feuerwerk, das sechs bis zehn Minuten dauert.“

Der BVPK setzt sich laut Raidl dafür ein, dass bei Feuerwerksprodukten der Plastikanteil wie etwa für die Verpackung mittelfristig vollends vermieden wird. Es gebe schon Produkte, deren Reste zu 90 Prozent aus biologisch abbaubaren Materialien wie Pappe oder Holz bestehen.

Und was ist mit der CO2-Belastung durch Silvesterfeuerwerk?

Der BVPK verweist auf das Umweltbundesamt, wonach 0,00013 Prozent der jährlichen Treibhausgas-Emmissionen durch fossiles CO2 aus Feuerwerk an Silvester verursacht werde. Das Silvesterfeuerwerk sei damit für den Klimawandel kaum relevant, schlussfolgert der BVPK.

Das sagt die Stadtverwaltung zum Thema Silvesterfeuerwerk

Jürgen Hess vom städtischen Ordnungsamt verweist in einer Pressemitteilung auf gesetzliche Regelungen.

  • „Nach Paragraf 23 Absatz 1 der 1. Verordnung zum Sprengstoffgesetz dürfen in der Nähe von Fachwerkhäusern keine Feuerwerkskörper und Raketen abgebrannt werden“, heißt es in der Mitteilung. Dieser Regelung seien in der Vergangenheit zahlreiche Altstadtbrände, beispielsweise in Tübingen und Konstanz, vorausgegangen. Solche Brände gelte es zu vermeiden. Die Stadtverwaltung appelliere an die Bürger, auf den Kauf und das Abbrennen von Feuerwerkskörpern und Raketen nach Möglichkeit ganz zu verzichten oder zumindest verantwortungsvoll damit umzugehen.
  • „Der historische Stadtkern Markdorfs besteht aus einer Vielzahl von Fachwerkhäusern und engen Gassen, welche durch ihre dichte Bebauung eine große Brandgefahr darstellen“, schreibt Hess. Zudem verfügten viele Häuser in der Altstadt über keine Brandschutzwände, was ein Übergreifen des Feuers beschleunigen würde. Außerdem seien Häuser so renoviert, dass sie aufgrund der modernen Fassaden nicht mehr als Fachwerkhäuser zu erkennen sind. Dennoch seien diese Gebäude stark brandgefährdet.
  • „Besonders gefährlich sind Raketen, die sich beispielsweise im Dachgebälk oder zwischen Dachplatten verfangen. Da Silvesterraketen über eine besonders lange Brenndauer verfügen, besteht also die Gefahr, einen Brand nicht frühzeitig zu erkennen“, erklärt Hess. „Das oben genannte Verbot gilt auch in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern und Altersheimen. Auch dort ist das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände verboten“, ergänzt Hess.
  • Feuerwerkskörper und Raketen werden auch oft vor und nach der erlaubten Zeit vom 31. Dezember und 1. Januar abgebrannt. „Verstöße gegen sprengstoffrechtliche Vorschriften können mit erheblichen Geldbußen geahndet werden“, mahnt Hess.
  • „Verunreinigungen öffentlicher und privater Flächen sind zu beseitigen. Es sollten ausschließlich zertifizierte Feuerwerkskörper mit einer aufgedruckten BAM- beziehungsweise CE-Zertifizierungsnummer gekauft werden“, schreibt Hess.
  • Besonders wichtig sei es, die geltenden Sicherheitsbestimmungen, die auf den Packungen abgedruckt sind, zu beachten. Insbesondere solle in alkoholisiertem Zustand nicht mit pyrotechnischen Gegenständen hantiert werden.