Die Rekord-Regenfälle des November haben am Gehrenberg zu einem Hangrutsch geführt. „100 Liter und mehr auf den Quadratmeter, das ist einfach zu viel für diesen Boden“, erklärt Stadtförster Jörn Burger. Mit seinem Wagen ist er bis zu der Stelle gefahren, an der immer noch zu sehen ist, wo sich der Hang talwärts bewegt hat. Das gesamte Ausmaß ist nur mehr zu erahnen. Zumal die Bagger eines Bauunternehmens inzwischen den Wanderweg wieder freigeräumt haben, über den die Geröll- und Schlammmassen sich hinweggeschoben hatten.
Ein Stück weiter bergan ist jedoch erheblich mehr zu tun. Denn da klafft ein Riss mitten im Wanderweg. Hier heiße es nun, den Weg zu verlegen oder aber über weitere Stützmaßnahmen nachzudenken, erklärt der Forstmann.

Weiteres Abgleiten jederzeit möglich
„Im Grunde kann sich das jederzeit wiederholen“, sagt Burger. Rutschungen und Abrisse seien am Gehrenberg jederzeit möglich. Weil es unter der bewachsenen Bodenoberfläche beständig arbeite, zeigt Förster Burger auf ein Stück der Erde, das Laub und andere Pflanzenreste bedeckt, das – gleich einem Querschnitt aus dem Erdkunde- oder Biologiebuch – den Blick aufs Wurzelwerk freigibt. Trotz eben dieser Wurzeln habe der Hang einfach nicht genug Halt, wenn sich die Massen in Bewegung setzen. „Das Wasser kann hier nach starken Regenfällen wie denen in den vergangenen Wochen nicht gleichmäßig abfließen“, erläutert Burger. Sein Abfließen verwehren ihm die mächtigen Mergelschichten und die wasserundurchlässigen Kalksandsteinschichten. Deswegen kommt es zu Stauungen, solange, bis ganze Bodenschichten quasi aufschwimmen, um irgendwann abwärts zu rutschen. Alles dramatisieren liege ihm fern, erklärt der Stadtförster, doch mit dieser Gefahr müsse man am Gehrenberg leben.

Schwierige Arbeitsbedingungen
Leben und arbeiten mit der Gefahr müssen auch die Forstmitarbeiter. So wie Bernhard Brutsch und Peter Ummenhofer. Wobei die beiden mit sehr viel näher liegenden Gefahren rechnen als mit der eines Bergrutschs. Und doch rühren auch diese Gefahren von den Starkregenereignissen her.

„Der Boden ist an vielen Stellen reiner Matsch“, berichtet Ummenhofer. Mit einem seiner Arbeitsstiefel demonstriert er, wie rutschig das feucht schmierige Geschiebe am Wegesrand ist. Und sein Kollege Brutsch ergänzt: „Die Stämme sind nass und gefährlich glitschig.“ Auf den Rinden liegender Bäume finden die Sohlen kaum noch Halt. Um so vorsichtiger müsse man zu Werke gehen, beim Markieren und Fällen von Bäumen. Und Zeit, auf besseres Wetter zu warten für die Forstarbeit, gebe es keine.

Holzmarkt bringt den Forst unter Druck
Den Grund erklärt Burger. „Die Holzpreise purzeln, das macht die derzeitige Krise in der Bauwirtschaft.“ In dieser Abwärtsspirale befinde sich allerdings allein das Bauholz. Holz fürs Heizen sei nach wie vor sehr begehrt, auch dementsprechend teuer. Kurzum: der Markt ist in Bewegung. Und in Bewegung seien deshalb auch die Forstunternehmen, die – oft unter starkem Zeitdruck – Holz aus dem Wald abholen und zu den Sägewerken bringen sollen, weil Waldbesitzer kurzfristig auf aktuelle Preisentwicklungen reagieren müssen.
Auf die Unterstützung der mächtigen Forstmaschinen, der Vollernter, sind auch Burger und seine Mitarbeiter angewiesen. Da heiße es dann, Zeitfenster abzustimmen. „Wir müssen das Fällen auch so planen, dass die teuren Maschinen nicht unnötig oft in den Wald müssen.“ Überdies sollen die Reifen den Boden nicht unnötig verdichten. „So wie einst geht es heute nicht mehr“, erklärt Burger. Einst wurde Holz geschlagen, wenn der Boden hart gefroren war. Das habe sich insofern erübrigt, als vielfach Bäume zu fällen sind, die unter Baumkrankheiten leiden. Und ob der Boden überhaupt wieder gefriert, das werde von Jahr zu Jahr ungewisser – eine Folge des Klimawandels.