Eigentlich haben sich Robert Wesolowski und Carl Stromann nicht gesucht – und zunächst an ihrem Arbeitsplatz beim Markdorfer Unternehmen Wagner noch nicht einmal gefunden. „Wir sind uns zwei Jahre lang nicht begegnet“, sagt Robert Wesolowski schier ungläubig. Und dann ging alles ganz schnell. „Heute begegnen wir uns fast täglich in der Kantine“, so Carl Stromann.
Seit der Hauptversammlung des TV Markdorf am 19. März hat sich für Robert Wesolowski und Carl Stromann einiges verändert. „Ich wusste gar nicht, wie viele Leute den SÜDKURIER lesen“, sagt Wesolowski und lacht. Beide seien am Tag nach der Wahl zum Vorsitzenden und stellvertretenden Vorsitzenden von den Kollegen gebührend begrüßt worden.

Zu zweit den Aufgaben gewachsen
Mittlerweile liegen die ersten offiziellen Termine hinter Robert Wesolowski. „Ich glaube, das ist mehr, als ich erwartet habe.“ Erschrocken über seine Courage freilich sei er ganz und gar nicht. Dass sie zu zweit den Aufgaben als Vereinsvorsitzende gewachsen seien, daran haben die beiden keinen Zweifel. Im Gegenteil. „Zusammen mit anderen in einem Turnverein Sport zu machen, ist doch das Größte, was es geben kann.“ Davon ist Robert Wesolowski überzeugt. Und dafür will er sich einsetzen.
Aufgewachsen in Krauchenwies, hat der 36-Jährige seine Kindheit und Jugend in einigen Vereinen verbracht. Vom „Bubenturnen“ über Leichtathletik, später beim Boxen in Sigmaringen oder beim DAV in Laiz hat er schon sehr früh Vereinsluft geschnuppert. „Das Schlimmste ist doch für junge Menschen, wenn es keine Vereine gibt, wo man zusammen Sport machen kann“, blickt Wesolowski zurück.

Warteliste zu lang: Wesolowski gründet neue Gruppe
Nach dem Umzug mit Partnerin und Kind nach Markdorf stellte sich rasch die Frage: Was tun, wenn die Wartelisten beim TVM fürs Kinderturnen gefühlt unendlich lang sind? „Einfach sich selbst engagieren und als Übungsleiter zusammen mit meiner Lebensgefährtin eine neue Gruppe gründen“, war Robert Wesolowskis Lösung.
Dass die Not freilich größer war, als er annahm und aufgrund mangelnder Nachfolge im Vorstand dem Verein das Ende drohte, das habe er erst aus der Zeitung erfahren. Und weil sich anscheinend unter den 1205 Mitgliedern niemand finden wollte, sei für ihn schnell klar gewesen: „Wenn‘s keiner macht, dann mach ich das halt.“

Vom Übungsleiter zum Vize-Vorsitzenden
Ebenfalls über das Kinderturnen beim Turnverein eingestiegen ist Carl Stromann. Und ebenfalls über einen Aufruf in der Presse. Dieses Mal war‘s der Verein selber, der nach Übungsleitern suchte. „Seit ich 15 Jahre alt bin, war ich Übungsleiter im Kinderturnen“, sagt Carl Stromann. Das war in Bonn, wo er aufgewachsen ist und studiert hat.
Als Turner bis zu seinem 18. Lebensjahr kann Carl Stromann auch heute mit 24 Jahren den Kindern einiges beibringen. Es sei seiner Vorgängerin im Kinderturnen, Katrin Willamowski, und ihren „Verkupplungskünsten“ zu verdanken, dass er heute stellvertretender Vorsitzender des Turnvereins ist. Unmittelbar nach seiner ersten Schnupperstunde als Übungsleiter hätte sie beiläufig erwähnt, dass sie „da noch etwas Anderes“ hätten.
Ambitionierter Rennradler und Läufer
Neben seinem neuen Posten im Vorstand und als Abteilungsleiter im Kinderturnen ist Carl Stromann auch ambitionierter Rennradler und Läufer. Und so nahm er seine Leidenschaft unlängst zum Anlass, sich dem Mittwochslauftreff im Gehau vorzustellen, um gleich eine Runde mitzulaufen.
Die Samstagstour über den Gehrenberg, die reize ihn besonders. Allerdings seien die Wochenenden derzeit verplant mit Rennradfahren zu seiner Freundin nach Villingen. „In drei Monaten möchte sie dann nach Markdorf kommen und ihre Bachelor-Arbeit schreiben“, verrät Carl Stromann. Dann hätte er samstags Zeit. Ob er sich da nicht vertue und die Wochenenden anderweitig belegt seien? „Nein, ich glaube nicht“, sagt er. Als Leistungsturnerin werde sich seine Freundin sicher selbst beim TVM engagieren. Wenn nicht sogar am Gehrenberg mitlaufen.

Nicht gesucht, aber gefunden
Der Kreis scheint sich zu schließen, auch wenn Robert Wesolowski und Carl Stromann zufällig aufeinander getroffen sind. Wie das klappt zwischen den beiden? „Super!“, sind sie sich einig. Aber so ganz ohne „Beschnuppern“ wollten sie sich doch nicht auf dieses Wagnis einlassen. „Einmal vor der Hauptversammlung haben wir uns getroffen“, verrät Carl Stromann. Um herauszufinden, ob das harmoniere. Und? „Voll!“, sagt der 24-Jährige.
Wie ihre Bilanz nach sechswöchiger Zusammenarbeit aussieht? „Ich find‘s schön, den Verein zusammen mit Carl mitgestalten zu dürfen“, berichtet Robert Wesolowski. Und mit der Unterstützung von unten sehen beide ihrer Aufgabe positiv entgegen. Der Rest wird sich finden. Wie zwei eben, die sich nicht gesucht haben.