Die Markdorfer Landwirte sind verärgert. Wenige Wochen vor dem Bürgerentscheid zur Südumfahrung sehen sie sich verunglimpft. „Was da seit einiger Zeit in den sozialen Netzwerken auftaucht, das geht gar nicht“, erklärt Markus Mock. Mit unfairen Argumenten und falschen Behauptungen werde dort versucht, diejenigen in Misskredit zu bringen, die die Landschaft im Süden der Stadt bewahren möchten. „Auf diese unsachlichen Argumente werden wir erst gar nicht antworten“, so Mock.

Ihren Standpunkt möchten die Südumfahrungsgegner unter den Markdorfer Landwirten stattdessen mit Zahlen untermauern, die sie in den verbleibenden Tagen bis zum Bürgerentscheid am 14. November der Öffentlichkeit präsentieren wollen.
Am Donnerstagabend war das Gros der Markdorfer Vollerwerbslandwirte auf dem Stüblehof zusammengekommen. Es gehe um eine Versachlichung, begrüßte Markus Mock seine Kollegen. „Mir ist klar, dass sich die Markdorfer Bevölkerung zurzeit in zwei Lager teilt.“ Im Verein, im Freundeskreis, sogar in den Familien träfen Befürworter und Gegner der Südumfahrung aufeinander. Und nicht immer sei das Hochkochen der Emotionen rechtzeitig zu verhindern, bedauerte Mock.
Dass nun aber die Markdorfer Landwirte „am Ring durch die Manege geführt werden“ – dies mithilfe von überspitzten und auch falschen Behauptungen in den sozialen Medien, wie er darstellte – das wolle man aber keinesfalls hinnehmen.
Eine Grundlage für eine faktenbasierte Diskussion sollten die Zahlen zur Verkehrsentwicklung rund um Markdorf sein, die Frieder Staerke vortrug, der Sprecher des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) im Bodenseekreis.
Zu gering falle die Entlastungswirkung der geplanten Südumfahrung aus, erklärte Staerke vor den versammelten Landwirten. Der von der Stadt zu tragende Kostenanteil für die Umgehung sei mit rund 11 Millionen Euro so hoch, dass dieses Geld für neue Mobilitätskonzepte fehlen würde: etwa für den Bau von Radwegen oder für den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs beziehungsweise die Einrichtung einer Stadtbuslinie.

Er rechne fest damit, dass die neue Straße neuen Verkehr erzeugen werde, so Staerke. Verkehrsströme, die dann zu teils erheblichen Mehrbelastungen in den Teilorten Hepbach und Ittendorf führen würden.
Straßennaher Anbau als Nachteil
Wie sich mehr Verkehr auf die Landwirtschaft auswirkt, merkte Karin Scherzinger an, Landwirtin aus Ittendorf: „Manche Unternehmen kaufen uns keine Produkte ab, die in Straßennähe geerntet wurden.“ Eben das drohe dann auch an der Südumfahrung. Das drohe aber auch jenen Landwirten, die Felder in der Nähe der geplanten B31-neu bestellen.
„Wenn die Südumfahrung kommt“, so kündigte Markus Mock an, „werden die Landwirte in diesem Korridor die nächsten 20 Jahre mit den Auswirkungen der Flurbereinigung beschäftigt sein.“ Flächen würden dann neu zugeschnitten und neu verteilt. Und in jedem Falle gehe landwirtschaftliche Nutzfläche verloren – rund 35 Hektar. Hinzu kämen nutzlos werdende Flurstücke in Randbereichen.

Das alte Problem: Mobilität im ländlichen Raum
Ökologie und Verkehr waren zwei der Themen, die die Landwirte nach Staerkes Vortrag mit dem Verkehrsexperten vom VCD noch weiter diskutierten. Dabei gab es einiges Verständnis für die Haltung der direkt an der Ortsdurchfahrt Wohnenden. Es gab auch skeptische Stimmen. Die Stimmen der Ratlosen, die Zweifel daran hegten, dass sich Kraftfahrverkehr auf die Schiene oder das Rad verlegen lasse. Was in Ballungsgebieten denkbar sei, müsse im ländlichen Raum noch lange an seine Grenzen stoßen, so der Tenor.
