Auf der Pritsche des orange-farbenen Pick-ups steht ein Kaffeevollautomat. Doch werden sich Mustapha El Bakali und Hassan Redwan weder einen Espresso noch einen Cappuccino daran herauslassen können. Das Gerät ist wohl defekt. Sonst hätte es vermutlich niemand einfach so abgestellt. Und außer Acht lassend, dass irgendjemand es ordentlich entsorgen muss. Mustapha El Bakali und Hassan Redwan habe längst aufgehört, sich zu wundern.
Wenn die beiden Bauhof-Mitarbeiter berichten, was sie so alles finden bei ihrer täglichen Tour durch die Markdorfer Innenstadt, dann klingen sie eher gelassen. „Manche legen ihren Hausmüll neben die Abfallkübel der Stadt“, berichtet El Bakali. „Oft steht auch Sperrmüll da“, ergänzt Hassan Redwan. Den finden sie indes öfter im Gehau-Wald. Die Leute fahren auf den Wanderparkplatz und laden Schränkchen oder alte Elektrogeräte ab. Vom Kofferraum in den öffentlichen Raum geht es oftmals auch in die Tiefgaragen. „Alte Autoreifen entdecken wir dort öfter“, erklärt El Bakali. Der Katalog der Umweltsünden enthält indes auch noch schlimmere Ordnungswidrigkeiten: etwa das Abstellen von Gefäßen mit Altöl.
Flächendeckendes Müll-Problem in der ganzen Stadt
Von regelrechten Müll- beziehungsweise Abfall-Hotspots mag Bauhofleiter Philipp Großhardt eher nicht reden. Etwas wilder als sonst in der Stadt, gehe es aber in den Unterführungen zu. Kaum gesäubert, finde sich dort bereits kurze Zeit später neuer Unrat. Großhardts grundsätzlicher Befund lautet aber: „Eine gewisse Vermüllung findet eigentlich überall statt.“
Und hielten die Bauhof-Mitarbeiter nicht im gesamten Stadtgebiet ihre Augen offen, es würde binnen kurzer Zeit schlimm aussehen. „Wo schon etwas steht, da stellen andere ihren Abfall noch dazu“, beobachtet Großhardt. Bestes Beispiel sei der inzwischen abgebaute Kleidercontainer in der Hahnstraße. Er zog immer wieder Bürger an, die dort allerlei abluden, was gewiss nicht als Kleiderspende taugte, sondern ein klarer Fall für die Müllkippe war.
Das Leid mit den Gelben Säcken
Nach Wochenenden und Feiertagen sei das Abfallaufkommen oftmals besonders hoch, erklärt Bauhofleiter Großhardt. Dann verteilen sich Pizza-Kartons und Getränkedosen in der Ochsenlücke. Viel Müll fällt aber auch am Hang zum Bischofschloss an, berichtet Mustapha El Bakali. Erhebliche Arbeit bereiten ihm und seinem Kollegen jedoch auch die Tage vor den Abholterminen für die Gelben Säcke. Sofern der Wind stärker weht, reißt die dünne Polyethylen-Folie. Aus den 90-Liter-Wertstoffsäcken verteilt sich dann der Inhalt auf Gehwegen und Straßen.
Hoffen auf die Jugend
Ob Appelle helfen? Bauhofleiter Philipp Großhardt zeigt sich skeptisch. Öffentlichkeitswirksame Aktionen wie die alljährliche Stadtputzete im März mögen kurzfristige Besserung bringen. „Auf lange Sicht sind die Ergebnisse aber überschaubar.“ Fastfood-Verpackungsmüll am Straßenrand, Zigarettenkippen an den Bushaltestellen, leere Flaschen verunzieren das Stadtbild. „Ich kann das nicht begreifen“, erklärt Großhardt. „Wir leben hier ja nicht in Ravensburg oder Friedrichshafen, wo es schon deutlich anonymer zugeht – sondern im recht überschaubaren Markdorf.“
Ein wenig Hoffnung hat er aber doch. Nehmen an der Stadtputzete doch stets recht viele Schüler teil. Erziehung und Aufklärung könnte eventuell helfen, dass Markdorf in Zukunft doch etwas sauberer wird. Aufklärung schade aber auch bei Erwachsenen nicht. Der Eindruck des Bauhofleiters ist nämlich, dass „manche gar nicht wissen, wie und wo sie ihren Sperrmüll ordnungsgemäß entsorgen können“.