Johannes Knittel will an der Station Bussenstraße/Kreuzgasse aussteigen. Die Digitalanzeige zeigt da 11.40 Uhr an. Der Bus ist also pünktlich. Seit etwas mehr als drei Wochen läuft nun der Probebetrieb für einen Markdorfer Stadtbus. Fahrgast Knittel nennt das Angebot „optimal“. Er wohne ganz in der Nähe der Bushaltestelle. Für ihn sind es nur wenige Meter, dann könne er von 6 Uhr in der Früh bis abends um 18 Uhr den Stadtbus nutzen. „In der Nachbarschaft habe ich den Bus auch schon weiterempfohlen“, berichtet der Rentner.

Montags nehmen weniger den Bus
Die Fahrt geht weiter – zur Schillerstraße. Doch steht dort niemand an der Haltestelle. Busfahrer Mohoir Pacavra braucht also nicht anzuhalten. Er kann auch beim Römerweg, der nächsten Haltestelle, weiterfahren. Und selbst an der Volksbank, der fünften Station laut Fahrplan, wartet heute niemand. „Es ist Montag und es hat vorhin geregnet“, erklärt Pacavra. In der Stadt sind nur wenige Menschen unterwegs.

An anderen Tagen sei das anders. „Da fahren 100, 120, sogar 130 Leute mit.“ Verteilt auf den gesamten Tag natürlich, erläutert der Fahrer beim nächsten Halt – und zeigt sein Klemmbrett mit den Strichen für den heutigen Tag vor. In den Morgenstunden sind denn doch etliche Fahrgäste zugestiegen. „Es fahren auch viele Schüler mit“, merkt Pacavra noch an.

Überraschend gute Auslastung
Jürgen Hess ist als Leiter des Markdorfer Ordnungsamts befasst mit dem vierwöchigen Testbetrieb des Stadtbusses. Hess spricht von einer „mittleren Auslastung mit fünf Personen pro Runde“. 36 Rundkurse fährt der Testbus am Tag. Er korrigiert die geschätzten Zahlen von Busfahrer Mohoir Pacavra etwas nach oben. „Je nach Wochentag fahren zwischen 140 und 190 Fahrgäste mit“, sagt der Amtsleiter. Das sei eine überraschend gute Auslastung.

Spitzenwerte erreicht der Donnerstag. Denn der Donnerstag ist Markttag in Markdorf. „Dann ist der Bus manchmal sogar fast zu klein“, erklärt Hess. Unterwegs ist ein Mercedes Sprinter, ausgelegt für etwa 20 Fahrgäste.
Gelegentliche Leerfahrten sind kein Drama
„Mich hat es sehr überrascht, wie gut der Bus angenommen wird“, erklärt Christian Wegis. Sein Unternehmen stellt den Sprinter bereit. „Natürlich gibt es auch Leerfahrten“, räumt der Busunternehmer aus Bermatingen-Ahausen ein. Das komme vor. Solange sich diese Touren ohne Passagiere aber über den Tag verteilen, sei das nicht weiter tragisch.

Wegis rechnet damit, dass, sollte aus dem Testbetrieb eine Dauereinrichtung werden und der Stadtbus zuverlässig an allen Werktagen verkehren und auch am Samstagvormittag, sich das Angebot noch weiter herumspricht „und dann bekommen wir noch höhere Fahrgastzahlen“.
Stadtbus statt Auto
Der Busunternehmer klingt durchaus erfreut über den bisherigen Testlauf. Und von begeisterten Fahrgästen im derzeit noch kostenlosen Probebetrieb spricht auch Ordnungsamtsleiter Hess. „Viele finden den Stadtbus eine tolle Sache“, so höre er. Und was er noch hört: „Manch einer will unter Umständen auch auf sein Auto verzichten, das er im Moment noch für Einkaufsfahrten nutzt.“
Gerne auch zu den Discountern
Das bestätigt auch ein anderer Fahrgast. „Man hat nicht die leidigen Parkplatzprobleme in der Innenstadt“, erklärt Hansgeorg Franҫois. Der 86-Jährige wohnt am Gehrenberghang und läuft die Strecke bis zu den Banken und bis zum Edeka-Markt aber zu Fuß.

Dass er nun im Sommer den Einkaufsroller nicht mehr hangaufwärts ziehen muss, freut ihn. „Schön wäre auch, wenn der Bus bis zum Lidl oder bis zum Aldi fahren würde.“ Ein Wunsch, den zahlreiche Fahrgäste äußern. Insbesondere die älteren unter ihnen würden außerdem auch einen Schlenker zum Friedhof begrüßen.
Am Ende entscheidet der Gemeinderat
Wie es weitergeht mit dem Stadtbus sei noch ganz offen, erklärt Jürgen Hess. Zunächst würden die beim Fahrer ausliegenden Fragebögen für die Fahrgäste ausgewertet. Das mache die dafür von der Stadt beauftragte Fakultät Wirtschaft und Verkehr der Hochschule Heilbronn. Deren Ergebnisse kommen im Herbst dann in den Gemeinderat. Und die Stadträte entscheiden dann über das weitere Vorgehen, erklärt Hess.

„Noch ist alles offen“, sagt er. Ob und wie viel die Fahrgäste bezahlen müssen, sollte der Bus kommen? Kommt nur ein Bus oder doch zwei, für weitere Haltepunkte? Besteht der 20-Minuten-Takt fort oder wird es einen anderen Takt geben? All diese Fragen müssten nach der Auswertung des Testlaufes noch diskutiert werden.