Gute Nachrichten im Jubiläumsjahr: Die weltweit agierende Wagner-Gruppe und ihr Kernunternehmen J. Wagner GmbH in Markdorf befinden sich trotz zweijähriger Pandemiephase auf Wachstumskurs. Mit einem Rekordumsatz von mehr als 500 Millionen Euro und einer zweistelligen Profitabilität im Geschäftsjahr 2021 habe man ein „herausragendes“ Jahr hinter sich, hieß es auf der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens.
Das Unternehmen, heute ein Spezialist für Farbsprühsysteme und Oberflächenbeschichtungen, wurde 1947 von Josef Wagner in Friedrichshafen-Fischbach gegründet. Nur wenige Kilometer entfernt ist in der denkmalgeschützten Wagner-Villa in Spaltenstein die gemeinnützige deutsche Wagner-Stiftung angesiedelt, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert. Im Kanton St. Gallen gibt es in Altstätten noch eine zweite, schweizerische Wagner-Stiftung, ins Leben gerufen ebenfalls 1972.

Große Herausforderung Fachkräftemangel
Von der guten wirtschaftlichen Entwicklung der Gruppe soll auch der Firmensitz in Markdorf profitieren. Aktuell zählt die Belegschaft in Markdorf rund 520 Mitarbeiter, vor acht Jahren waren es noch 390. Noch in diesem Jahr soll auch in Markdorf der Mitarbeiterstand weiter deutlich erhöht werden, kündigte Bruno Niemeyer, Vorstandschef der Wagner-Gruppe, an. Eingebremst werden könnte diese Absicht höchstens durch die zunehmend schwierige Fachkräftesuche. Zum erfolgreichen Geschäftsverlauf hat die Markdorfer J. Wagner GmbH sogar überproportional beigetragen: Während der Umsatz der Gruppe gegenüber dem Vorjahr 2020 um rund 15 Prozent gesteigert werden konnte, verzeichnete man in Markdorf sogar eine 20-prozentige Steigerung der Geschäfte.
Für Niemeyer und die Geschäftsführer der beiden Wagner-Divisionen Industrial Solutions (Industriekunden) und Decorative Finishing (Handwerker und Heimwerker), Michael Müller und Guido Bergman, liegen die Gründe für den Ausbau der Geschäfte unter wirtschaftlich schwierigen Rahmenbedingungen auf der Hand.
17 Millionen Euro in einem Jahr investiert
Gerade während der Pandemie habe man Digitalisierung und Innovationen kräftig vorangetrieben, sagt Niemeyer. 17 Millionen Euro investierte Wagner 2021, davon einen großen Teil in den Hauptsitz Markdorf: Die Technika, in denen Produkte und Entwicklungen auch von Industriekunden getestet werden können, wurden erneuert und ausgebaut, neue Aufenthaltsbereiche, Besprechungsräume und Cafézonen wurden geschaffen, aber auch in die IT sei stark investiert worden: Datenbanken, Services wurden komplett auf den neusten Stand gebracht.

Auf die digitalen Innovationen will man in Markdorf auch weiter setzen. Obwohl sich im Zuge des Ukraine-Krieges auch für Wagner die wirtschaftlichen Aussichten eintrüben, soll auch 2022 weiter investiert werden, nicht wesentlich weniger als im Vorjahr, sagt Niemeyer.
Mit einem Startup in die Kosmetikbranche
Was landläufig nicht unbedingt bekannt ist: Wagner beschichtet nahezu alle Arten von industriell hergestellten Oberflächen, bis auf Autokarosserien: Möbel, Handys, Felgen, alles, was eine schützende Oberfläche benötigt, kann und wird weltweit in den meisten Fällen mit der Technologie aus Markdorf beschichtet, entweder gesprüht oder als Pulverlack aufgetragen. Und seit einigen Monaten auch die menschliche Haut.
Sorge um Sicherheit der Lieferketten
Im Industriebereich liegt das Augenmerk nicht nur auf Innovationen, sondern auch auf der Risikominimierung in wirtschaftlich unruhigen Zeiten. „Vorrang hat für uns aktuell die Sicherheit der Wertschöpfungsketten“, sagt Müller. Will heißen: Lieferprozesse müssen global wieder reibungsloser und vor allem zuverlässiger laufen – so, wie vor Corona und Ukraine-Krieg eben. Denn alle Innovation nützt wenig, wenn Produkte nicht fertiggestellt oder ausgeliefert werden können.

Verschobene Markteinführung wegen Halbleitermangel
So ergeht es Wagner derzeit mit der eigentlich für 2022 geplanten Markteinführung einer neuen Generation akkubetriebener Sprühgeräte. Die verzögert sich wegen der Halbleiterknappheit nun auf unbestimmte Zeit. Die Sprühgeräte gehören zu der weltweit größten herstellerübergreifenden 18-Volt-Akkuplattform für Elektrogeräte, der von Bosch gemeinsam mit Wagner, Gardena und anderen Herstellern geschlossenen „Power for All Alliance“. Davon versprechen sich alle Partner einen kräftigen Schub auf dem Garten-Heimwerkermarkt. Doch der lässt jetzt erst einmal auf sich warten.