Wohnraum ist knapp, auch in Markdorf. Und geht es um bezahlbaren Wohnraum, den sich auch zum Beispiel junge Familien leisten können, sieht es noch schlechter aus. Größere Wohnbauflächen, die die Stadt noch entwickeln könnte, gibt es nicht mehr. Doch die Einwohnerzahl steigt weiterhin, die gesamte Region ist eine Zuzugsregion. Wie könnte der Wohnungsnot abgeholfen werden? Was können Gemeinderat und Verwaltung tun, damit Wohnraum in Markdorf auch künftig bezahlbar bleibt? Diese Frage haben wir den sechs Listen für die Gemeinderatswahl am 9. Juni gestellt.
Umweltgruppe
Wir wollen das vielfältige Stadtbild weiterentwickeln und allen Menschen in Markdorf Wohnmöglichkeiten bieten, auch denen, die weniger verdienen. Damit bezahlbarer Wohnraum entsteht, setzen wir uns für die folgenden Grundsätze ein: Wenn Baurecht geschaffen wird, soll der Bauherr/Investor ab einer bestimmten Zahl neuer Wohnungen einen Teil als Sozialwohnungen oder bezahlbaren Wohnraum anbieten. Und: Bei der Erschließung neuer Wohngebiete sind Geschosswohnungsbau und klimaneutrale Quartierslösungen umzusetzen, die von der ersten Planung an die Anforderungen an generationenübergreifendes Wohnen und Leben berücksichtigen und bezahlbaren Wohnraum schaffen.

CDU
Sehr viel Spielraum gibt es wohl nicht. Außer entsprechenden Vorgaben für neue Wohnquartiere (bestimmter Anteil an Sozialwohnungen). Wichtig ist zudem die Eindämmung der Umwandlung von Wohnraum in Ferienwohnungen und Airbnb – beides ist für Eigentürmer lukrativ, entzieht aber wichtigen Wohnraum. Wenn möglich kann die Stadt zudem versuchen, sich Vorkaufsrechte zu sichern. Es ist zu überlegen und zu prüfen, ob der Eigenbetrieb städtische Wohnbau bezahlbaren Wohnraum für Markdorf sicherstellen könnte. Dieser könnte zusätzlich Anlaufstelle für Mietpreisfragen sein und insbesondere die Wohnraumverdichtung durch Schließung vorhandener Baulücken vorantreiben oder in Zusammenarbeit mit lokalen Vermietern die Reduzierung des örtlichen, privaten Leerstands in Angriff nehmen.

Freie Wähler
Was bedeutet eigentlich „bezahlbarer Wohnraum“? Ein Schlagwort, das in jeder Gazette und im Programm fast jeder politischen Gruppierung zu finden ist. Bedeutet es Mietpreise von 10 Prozent oder 20 Prozent unter dem Mietspiegel? Für wen bezahlbar und wer soll diesen bereitstellen? Bund und Land schaffen es anscheinend nicht, sie fordern es nur. Den privaten Wohnungsanbieter können der Gemeinderat und die Verwaltung nicht dazu zwingen. Einen Investor ja, wenn die Kommune als Grundstücksveräußerer auftritt (Festlegung einer Sozialklausel). Doch besteht dann angesichts der derzeitigen Baupreise entsprechendes Interesse? Bleibt die Stadt übrig. Wir Freien Wähler haben die städtische Wohnbaugesellschaft initiiert. Dieses kommunale Werkzeug muss nur konsequent für die Verbesserung der Wohnsituation ausgebaut werden.
SPD
Mit der Gründung der städtischen Wohnbaugesellschaft soll dem angespannten Wohnungsmarkt gegengehalten werden. Für uns ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Die Wohnbaugesellschaft kann und muss hierfür dann selbst Wohnungen bauen oder kaufen und an Familien und Singles vermieten. Bei der Entwicklung von zukünftigen Wohngebieten, beispielsweise im Klosteröschle, sind Geschosswohnungsbau anstatt Einfamilienhäuser zu planen. Beim Verkauf von städtischen Grundstücken soll eine vertragliche Bindung an den Mietpreisspiegel vereinbart werden. Der Zweckentfremdung von Wohnraum zu Ferienwohnungen wollen wir weiterhin entgegenwirken.

Grüne
Um sicherzustellen, dass Wohnraum in Markdorf auch in Zukunft bezahlbar bleibt, verfolgen wir mehrere Ansätze. Das geplante Baugebiet Klosteröschle ist ein wichtiger Schritt. Wir beabsichtigen, die städtische Wohnbaugesellschaft zu stärken, damit sie mindestens ein Grundstück in Eigenregie bebaut und sozialverträgliche Wohnungen anbietet. Zusätzlich streben wir an, in Kaufverträgen eine Mindestquote für
sozialverträglichen Wohnungsbau gegenüber Investoren festzulegen. Die Ausweisung neuer Wohngebiete kann dabei langfristig keine Lösung sein. Wir geraten bei Flächen immer mehr in Konkurrenz zu Landwirtschaft, Naherholung und Naturschutz. Daher setzen wir uns für die Überarbeitung von Bebauungsplänen in bestehenden Wohngebieten ein, um eine verdichtete Bebauung und höhere
Geschosszahlen zu ermöglichen. Unser Leitsatz lautet: Verdichten, wo möglich, bevor Neubaugebiete in Betracht gezogen werden. Daneben sollte die Stadt durch Beratungsangebote und Umzugshilfen die bessere Nutzung des vorhandenen Wohnraums unterstützen, z.B. für ältere alleinstehende Personen, denen ihr Einfamilienhaus inzwischen zu groß geworden ist.
FDP
Bau-Investoren akzeptieren eine minimale Rendite im Wohnungsbau. Die Baubranche leidet aber, wie auch andere Wirtschaftsbereiche, an ausufernden Vorschriften und Auflagen durch untere Behörden und übergeordnete Instanzen bei Bau und Betrieb. Die Nachfrage nach sozialem Wohnungsraum kann in der
bestehenden Situation ohnehin nicht gedeckt werden. Die Stadt kann hier nur im Gemeindeverwaltungsverband darauf hinwirken, dass Vorschriften im möglichen Rahmen für den Investor/Vermieter ausgelegt werden, um die Investitionskosten im Schnitt unter 8000 Euro pro Quadratmeter zu halten. Im Einzelnen fordern wir eine umgehende Lösung für die Bauvorhaben in der Hauptstraße.