„Endlich!“, so schienen die meisten Akteure und Besucher der „Ferie delle messi“ zu denken. Endlich wieder Normalität, nachdem das Mittelalterfest in San Gimignano 2020 und 2021 wegen Corona ausfallen musste. So war fast alles wie immer. Mit den Meersburgern und für die Meersburger hätte es eigentlich mehr sein sollen. Denn die Partnerschaft zwischen Meersburg und San Gimignano wurde 2002 geschlossen. Doch den großen Feierlichkeiten zum 20-jährigen Bestehen machte die Pandemie einen Strich durch die Rechnung, durch den Infektionsschutz und finanzielle Herausforderungen.

Vieles war geplant. Unter anderem eine Bürgerfahrt, die aber bereits im März im Planungsstadium abgesagt werden musste. Auch eine für den Herbst geplante Wanderung durch die Toskana mit Zielpunkt San Gimignano konnte nicht rechtzeitig vorbereitet werden. Was bleibt, ist der Besuch des Fanfarenzuges und überraschend vieler Meersburger Privatbesucher bei den „Ferie delle messi“.
In Aussicht stehen der geplante Gegenbesuch der „Cavalieri di Santa Fina“ und einiger Offizieller im Oktober zum Mittelalter-Markt in Meersburg und – vielleicht ein kleiner Höhepunkt – im August der Besuch der Knabenmusik in San Gimignano mit einem Konzert und möglicherweise einem kurzen Beiprogramm und dem Besuch einiger Meersburger.
Die Meersburger, die 2022 den Weg zum Fest gefunden hatten, wurden reich belohnt: Noch herzlicher schien der Empfang durch die toskanischen Freunde. Die „Ferie“ selbst waren fast noch ausgelassener als früher: Akteure und Zuschauer feierten sich gegenseitig, ob nachmittags in der prallen Sonne bei tropischen Temperaturen oder abends auf dem nur leicht abgekühlten Domplatz beim großen Spektakel am Samstag. Hier hatte auch der Fanfarenzug seinen größten Auftritt. Gänsehautfeeling, wie ein Mitglied berichtete. Selbst um Mitternacht, als das Spektakel offiziell beendet war, tanzten Mitglieder der Cavalieri, des Fanfarenzuges, einer Gauklertruppe und einer Gruppe aus Aquila wild über den Domplatz.

Ansonsten messen sich bei den Ferie die Stadtteile San Gimignanos in verschiedenen Disziplinen: Tauziehen, Bogenschießen und als Höhepunkt ein Pferderennen stehen auf dem Programm und lassen für einen Moment die sonst herrschende Einigkeit der Santa-Fina-Gruppe in den Hintergrund treten. Am Sonntagabend steht dann der Sieger fest: Wieder hat es die größte Contrada „San Matteo“ geschafft und darf für ein Jahr das goldene Schwert in Besitz nehmen.

Für die Freundschaft der beiden Städte und ihrer Bewohner war es kein trauriger Abschied. „A presto! Bis bald!“ heißt es und meint zum Teil schon das Treffen im August, spätestens aber den Gegenbesuch im Oktober – wenn Corona es zulässt. Dieses „Wenn“ gilt auch für 2023: Wenn Corona es zulässt, dann wird 2023 die Bürgerfahrt nachgeholt. Was sonst noch ansteht, ist von den Bedingungen und den Ideen beider Städte abhängig. Gemeinsame Projekte mit Winzern, Köchen, historischen Themen oder Kultur; vielleicht auch eine Wanderung auf der „Via Francigena“, dem italienischen Pendant zum Jakobsweg.
Uwe Petersen ist Sprecher des Partnerschaftskomitees Meersburg-San Gimignano und war als Meersburger bei den „Ferie delle messi“ zu Besuch.