In Stetten wird nicht nur die Tradition des Funkenabbrennens gepflegt, sondern auch das Scheibenschlagen. Dabei werden von einer schiefen Bahn kleine, glühende Holzscheiben in den Funken geschlagen. Am vergangenen Funkensonntag war es am Schamergeten wieder soweit.
Vizezunftmeister Alexander Cerny sagt: „Es handelt sich um einen Rügebrauch. Nicht viele Gruppen am Bodensee pflegen ihn. Man rügt Schandtaten, vielleicht auch lustige Geschichten.“ Laut seinen Angaben werden jedes Mal um die 20 Scheiben geschlagen. „Treffe ich nicht in den Funken, ist die Rüge trotzdem abgegolten“, berichtet Cerny. „Als Kind habe ich Scheiben gesammelt, die nicht im Feuer gelandet sind.“ Er hob sie zuhause auf.
Scheiben sind besonders robust
Die Funkengruppe der Narrengemeinschaft Hasle-Maale besteht aus ledigen Männern und Frauen aus Stetten. Sie bauen den Funken. „Nur, wer mitbaut, darf ihn anzünden“, erläutert Cerny. Zuvor werden ausgediente Christbäume eingesammelt. Sie stehen schnell in Vollbrand.
Die Scheiben sind robuster. „Es ist Holz, das nicht sofort verbrennt.“ Cerny spricht von Buche, in drei bis vier Zentimeter dicke Scheiben geschnitten. Diesmal wurde eine der Scheiben der Zimmermannsgilde gewidmet. Die Mitglieder hatten den Narrenbaum etwas schief gestellt. Cerny schmunzelt beim Erzählen.

Angeprangert wird jede Ungereimtheit mit dem folgenden Spruch im Stettener Dialekt: „Scheibii, Scheibaa, Scheib auf de Bahhh. Ach Gott, wem soll die Scheibe sein? Die Scheibe soll derjenigen/demjenigen Stetthommer Bürgerin/Bürger sein, die/der… (diese oder jene Narrheit begangen hat). Goht se it, so gilt‘se welleweg!“