Die Landesregierung in Baden-Württemberg hat weitere Lockerungen der Corona-Verordnung beschlossen. So dürfen seit Mittwoch dieser Woche Museen, Ausstellungshäuser und Galerien unter strengen Hygiene- und Schutzmaßnahmen wieder öffnen. Hier ein Blick in die Region.
- Die Meersburg öffnet am heutigen Freitag wieder die Tore – und zwar mit einer Sonderaktion: „Alle Bewohner des Bodenseekreises zahlen bis einschließlich Sonntag, 24. Mai, den Kinderpreis von 6 Euro pro Person. Erwachsene erhalten somit über 50 Prozent Rabatt“, teilt Burgherrin Julia Naeßl-Doms mit. Vielleicht animiere das ja auch Leute, die die Burg schon von klein auf kennen, sie wieder einmal, quasi mit Kinderaugen, neu zu erkunden. Im Mai wird die Burg allerdings nur von Mittwoch bis Sonntag auf haben. Normalerweise empfängt sie jeden Tag im Jahr Besucher, „und da wollen wir auch wieder hin“, unterstreicht Naeßl-Doms. Doch die Corona-Krise ist auch an der Meersburg GmbH, zu der auch drei Läden sowie der Turm-Verlag gehören, nicht spurlos vorübergegangen. Man fange stufenweise wieder an, so Naeßl-Doms, zunächst mit zwei der 30 Mitarbeiter, für die man alle Kurzarbeit angemeldet habe. Der Nostalgie-Laden „Omas Kaufhaus“ werde am 15. Mai wieder öffnen, die anderen beiden (Souvenir-)Geschäfte mangels Touristen vorerst noch geschlossen bleiben. Wegen der wirtschaftlichen Einbrüche werde die Meersburg GmbH, die Julia Naeßl-Doms und ihre Kinder Laura und Maurits leiten, auch einen Kredit aufnehmen müssen, Soforthilfe habe man beantragt, aber bisher noch nicht erhalten, sagt Julia Naeßl-Doms. Es werde wohl Jahre dauern, bis man den Rückstand wieder eingeholt habe. „Aber wir schaffen das“, gibt sie sich zuversichtlich. Die Zeit der Schließung habe die Familie „sehr, sehr gut genutzt“: zum großen Aufräumen. So habe man jede Menge Computer und technisches Zubehör, das noch aus den 1980er-Jahren stammte, entsorgt und Massen alter Unterlagen geschreddert, „zwei Container voll“, erzählte Naeßl-Doms. Ihr 2018 verstorbener Mann Vinzenz, der die Burg 1977 übernommen hatte, „konnte nichts wegwerfen“, erinnert sich seine Witwe schmunzelnd. Die Öffnungszeiten der Meersburg im Mai: Mittwoch bis Sonntag, 9 bis 18.30 Uhr, letzter Einlass: 18 Uhr. Themen- und Sonderführungen sind noch nicht möglich. Das Burg-Café bleibt bis voraussichtlich Ende Mai geschlossen.
- Das Vineum Bodensee startet ebenfalls am heutigen Freitag. Das Museum wird zunächst mit eingeschränkten Öffnungszeiten von 13 bis 17 Uhr, täglich außer montags, für Besucher zugänglich sein. „Ich bin sehr glücklich darüber, dass mit den Bibliotheken, Archiven und Museen kulturelle Einrichtungen zu den ersten Institutionen gehören, die für die Öffentlichkeit wieder geöffnet sein dürfen. Das zeigt den Stellenwert, den die Kultur in Deutschland hat“, teilt Kulturamtsleiterin Christine Johner mit. Mit der großen Eingangshalle und der ständigen Ausstellung verteilt auf viele kleine Räume lassen sich Zugangsbeschränkungen und Abstandsregeln ihren Angaben nach gut einhalten. Auf Weinverkostungen und auf das Schnuppern an den Duftamphoren wird allerdings verzichtet. Ebenso auf Gruppenbesuche und Führungen. „Bis man sich für Kulturveranstaltungen wieder versammeln darf, wird es sicherlich noch eine ganze Weile dauern“, heißt es in der Mitteilung. Alle Kulturveranstaltungen der Abteilung Kultur und Museum der Stadt Meersburg sind daher bis zum Sommer abgesagt. Das sind: die Kultur unterm Dach, Termine des Bodenseefestivals, Internationale Schlosskonzerte und die Droste-Literaturtage. Ein Teil der bisher ausgefallenen Veranstaltungen kann 2021 nachgeholt werden. An der Sonderausstellung „Die 1920er in Meersburg – Vision einer besseren Zukunft“ wird unter Hochdruck gearbeitet, „sodass sie hoffentlich pünktlich am 27. Juni eröffnet werden kann“. Auf eine große Eröffnungsfeier wird man aber verzichten.
- Schloss und Kloster Salem sind ab dem 12. Mai wieder geöffnet. In einer Mitteilung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg heißt es: „Aufgrund der derzeitigen Corona-Situation können Führungen und Veranstaltungen leider bis auf Weiteres nicht stattfinden. Dem Besucher bieten sich jedoch vielfältige Besichtigungsangebote und individuelle Entdeckungsmöglichkeiten.“ Erstmals können der Kaisersaal, die Bibliothek und der Betsaal auf eigene Faust besichtigt werden. Geöffnet sind auch das Klostermuseum und das Feuerwehrmuseum. Zugänglich sind zudem die Klosteranlage mit Marstall, Torkel, Historischer Schmiede, Brennereimuseum und Schauweinberg sowie die Gärten und der Hofgarten mit Labyrinth. Der Museumsshop im Eingangspavillon öffnet seine Türen wieder ganztägig. Ebenso heißen die verschiedenen Kunsthandwerker im Schlossgelände sowie der Weinverkauf des Weingutes Markgraf von Baden die Besucher willkommen. Und auf die kleinen Besucher wartet der Abenteuerspielplatz. Michael Hörrmann, einer der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, erklärt, dass alle Monumente in Verwaltung des Landes am 12. Mai parallel zu den Landesmuseen öffnen. Darauf, dass Salem wieder öffnet, sei man sehr stolz. Schließlich handele es sich um einen Führungsbetrieb. Führungen sind aber nur in Gruppen möglich. Daher wurde sich hinsichtlich der Hygiene- und Abstandsregeln auf den freien Rundgang verständigt. „Das Problem bei Schlössern, die nur Diebstahl- und Tastschutz haben, ist, dass wir jetzt viel mehr Aufsichtspersonal benötigen“, sagt Hörrmann. Bei geringeren Einnahmen entstünden so höhere Ausgaben. Da nicht mit überregionalem Tourismus zu rechnen ist, hofft Hörrmann auf Interessierte aus der Region, „die die Chance nutzen, ihre Monumente zu besuchen“. Die Öffnungszeiten sind vom 12. Mai bis 1. November von Montag bis Samstag, 9.30 bis 18 Uhr, sowie sonn- und feiertags von 10.30 bis 18 Uhr. Laut dem Geschäftsführer gelten die üblichen Preise. Das Neue Schloss in Meersburg ist ebenfalls Bestandteil der Staatlichen Schlösser und Gärten. Hier ist eine Öffnung Hörrmann zufolge aber erst am 16. Mai möglich. Der Dienstleister könne zum 12. Mai noch nicht genügend Aufsichtspersonal zur Verfügung stellen. Das Fürstenhäusle bleibt aber geschlossen, da in den kleinen Räumen nicht die geforderten Bedingungen für eine Wiedereröffnung gewährleistet werden können. Für alle Monumente der Staatlichen Schlösser und Gärten rechnet Hörrmann – unter Vorbehalt der weiteren Entwicklungen – bis Ende des Jahres mit einem Rückgang von insgesamt 400000 bis 600000 Besuchern. Finanziell geht er von einem Minus von landesweit rund 4 Millionen Euro aus.
- Das Pfahlbaumuseum in Unteruhldingen öffnet nach Angaben von Museumsdirektor Gunter Schöbel am 15. Mai wieder seine Türen. Schöbel teilt mit: „Wir haben die Krise genutzt, um das Vermittlungskonzept umzustellen. Der Gast hat das Recht, für das Eintrittsgeld eine wertige Leistung gerade auch unter Schutzvorschriften in diesen Zeiten zu erhalten.“ Und weiter: „Einfach aufmachen aus dem Stand heraus ist für uns nach interner Abwägung nicht sinnvoll und solange der Staat die Ausführungsbestimmungen noch nicht im Detail fixiert hat auch nicht verantwortungsvoll.“ Dies müsse noch vorbereitet werden. Daran arbeite man, sagt der Museumsdirektor. Die verkehrliche Infrastruktur sei noch nicht wieder erweckt: „Busse, Bahnen und Schiffe fahren noch nicht.“ Die Partner in den Hotels, Gaststätten und Ferienwohnungen seien gleichfalls noch zu. „Internationale Gäste, Schulklassen, Reisegruppen fallen auf Sicht aus“, sagt Schöbel perspektivisch. Die Mitarbeiter werden derzeit aus der Kurzarbeit zurückgeholt und instruiert. „Wir fahren daher langsam hoch und eröffnen an den Wochenenden und am Feiertag im Mai wieder, zu gekürzten Tagesöffnungszeiten von 11 bis 17 Uhr“, so Schöbel. Los geht es am 15. Mai. Die üblichen Öffnungszeiten sollen wieder ab Juni gelten.

- Das Auto- und Traktormuseum in Uhldingen-Mühlhofen öffnet an diesem Wochenende, 9./10. Mai, wieder für die Besucher. In einer Mitteilung heißt es: „Das Museum wird vorerst samstags, sonntags sowie feiertags von 10 bis 17 Uhr geöffnet sein. Bestehende Schutzmaßnahmen für Besucher und Mitarbeiter werden eingehalten.“ Insgesamt 350 Autos, Motorräder und Traktoren können bewundert werden. Die Fahrzeuge sind integriert in eine Sammlung von Exponaten, mit denen die Entwicklung des Land- und Stadtlebens der vergangenen 100 Jahre dargestellt wird. Das Museum ist barrierefrei. Hunde sind erlaubt. Silvia Georgi, Assistentin der Museumsleitung, sagt: „Es war eine sehr harte Zeit.“ Am 18. März sei das Museum geschlossen worden. Das dazugehörige Restaurant Jägerhof ist weiterhin zu. Das Museum werde vorsichtig geöffnet: „Wir beobachten, in welche Richtung es geht.“ Die Hygiene- und Abstandsregeln sind umsetzbar: „Wir haben breite Gänge, ein breites Treppenhaus, keine Touchscreens. Man kann sich bei uns sicher durchs Museum träumen.“ Für das Personal sind Mund-Nasen-Masken vorhanden, an der Kasse gibt es eine Plexiglasscheibe, Abstandsmarkierungen sind vorbereitet. Alle Mitarbeiter sind in Kurzarbeit, alle Besuche von Gruppen bis weit in den Sommer storniert. Georgi rechnet erst mal mit Gästen aus der Region.
- Das kleine Museum mit Puppen, Puppenstuben und Spielzeug in Hagnau ist schon wieder geöffnet. Betreiberin Gerda-Marie Rößler ist gespannt, wie viele Besucher kommen werden. Ihr Museum ist nämlich auf den Tourismus angewiesen. Die Öffnungszeiten sind Mittwoch, Samstag und Sonntag, jeweils von 14 bis 17 Uhr. Es gelten die Hygiene- und Abstandsregeln.
