Ein lockerer Zusammenschluss Meersburger Bürger hat sich zusammengefunden, um mithilfe eines Kuchenverkaufs Spenden für die Menschen in der Ukraine zu sammeln. „Ich war bei der Mahnwache auf dem Marktplatz, aber ich möchte nicht nur rumstehen und schweigend meine Solidarität bekunden, sondern ich will aktiv helfen“, erklärt Initiatorin Susanne Reichle, wie es zu der Idee kam.
Sie startete einen Aufruf im Freundeskreis. Ihre Suche nach Freiwilligen, die Kuchen backen würden, verbreitete sich blitzschnell im gesamten Stadtgebiet. Unzählige Kuchen und Gebäckteile wurden zur Verfügung gestellt. Der erste Verkaufstag am Mittwoch vor der Volksbank erbrachte einen Erlös von 1565 Euro. Auch auf dem Wochenmarkt am Freitag herrschte an dem in den Farben der Ukraine geschmückten Stand stetiger Betrieb.
Bürokratische Hürden? Ämter unterstützen Initiatorin
Es gab keine Festpreise für die Kuchen, jeder Kunde konnte in die Spendenbox tun, was es ihm wert war. „Viele ältere Menschen waren froh, helfen zu können, ohne umständlich eine Überweisung auszufüllen“, sagt Reichle. Manch ein Passant hätte sogar einfach so gespendet, ohne Gebäck mitzunehmen. „Ich möchte die Leute ermutigen, etwas zu tun“, sagt sie, schließlich habe jeder irgendwelche Fähigkeiten. Und auch die bürokratischen Hürden seien gar nicht so hoch.

Wegen zu erfüllender Kriterien für einen solchen Kuchenstand habe sie sich beim Ordnungsamt erkundigt. „Das ging alles ganz leicht“, schildert Reichle. Die Amtsleiterin sei sehr freundlich und begeistert von der Idee gewesen und habe ihre Unterstützung angeboten. Auch im Landratsamt, wo Reichle wegen der Hygienevorschriften anrufen musste, sei man ihr sehr zuvorkommend begegnet. „Ich bin echt dankbar für die viele Unterstützung, die ich von allen Seiten bekommen habe“, sagt Reichle und fügt an: „Ich habe keinen einzigen Kuchen selbst gebacken.“
Einen der Kuchen hat ihr Ulli Pfeil vorbeigebracht. Sie hatte am Tag zuvor schon mit Bernd Stecher und seiner Frau Eliza einen Gedenkstein für die Menschen in der Ukraine auf dem Schlossplatz abgelegt. Der blau-gelb bemalte Stein ist mit einer Friedenstaube, dem Datum des Kriegsbeginns und den Worten „Jeder Tag ist einer zu viel“ versehen. Demnächst soll ein Buch ausgelegt werden, in dem jeder seine Gedanken zum Krieg in der Ukraine niederschreiben kann. „Es soll ein Ort werden, an dem man innehalten und gedenken kann“, sagt Pfeil.

Sie wollten keine große Veranstaltung machen, auch nicht eine weitere Mahnwache. „Eine Mahnwache ist nur eine Sache des Augenblicks, da der Krieg aber vermutlich länger dauern wird, wollten wir etwas Bleibendes schaffen“, erklärt sie. Der Stein und die daneben ständig leuchtende LED-Laterne sind so ausgelegt, dass sie bleiben können. Eine richtige Kerze oder mehrere kleine Steine für jeden Kriegstag seien aus Sicherheitsgründen von der Stadtverwaltung abgelehnt worden. Nun zeigt eine Strichliste, wie viele Tage seit Kriegsbeginn vergangen sind.
Doch nicht nur die Erwachsenen machen sich Gedanken. Der 13-jährige Schüler Peter Wrzeszinsky half beim Kuchenverkauf. „Ich helfe für die Menschen in der Ukraine und weil es wichtig ist, Flüchtlingen zu helfen“, sagte er. Die am Kuchenstand eingenommen Spenden gehen den Organisatoren zufolge an die ARD-Nothilfe Ukraine.