Wer wissen möchte, wie es gelegentlich um die Stimmung auf dem Bodenseeradweg bestellt ist, muss sich dort an einem schönen Apriltag zu einem Presstermin treffen. Als die Vertreter des Gemeindeverwaltungsverbandes Meersburg, Gemeinderäte, der zuständige Ingenieur, FDP-Landtagsabgeordneter Klaus Hoher und weitere Gäste den Radweg zwischen Meersburg und Hagnau offiziell wieder freigaben, grüßten viele Fahrradfahrer freundlich. Wiederum andere beschwerten sich hörbar darüber, dass die Gruppe angeblich zu viel Raum einnahm.
Bürgermeister Scherer: Kosten bleiben unter Berechnung
Auf dem sanierten Abschnitt, der teils Fahrradstraße ist, treffen unterschiedliche Interessen aufeinander. Da sind die Radfahrer, doch es gibt ebenso Fußgänger und den motorisierten Verkehr. Beispielsweise müssen das Rebgut Haltnau und der Yacht-Club Meersburg erreichbar bleiben. Deshalb gilt Anlieger frei auf der Fahrradstraße. Im Herbst war Baubeginn für die Sanierung und Verbreiterung des 2,1 Kilometer langen Teilstücks über die drei Gemarkungen Meersburg, Stetten und Hagnau. Die Baukostenanmeldung lag bei 1,194 Millionen Euro. Vom Land wurde ein Zuschuss in Höhe von 90 Prozent zugesagt, also 995.250 Euro. Meersburgs Bürgermeister Robert Scherer dankte in Richtung Klaus Hohers für die Förderung. Scherer geht davon aus, dass die Kosten unterhalb der ursprünglichen Berechnung bleiben.

Dirk Langenbach vom gleichnamigen Ingenieurbüro sagte: „Die reine Netto-Bauzeit betrug drei Monate.“ Der Radweg sei verbessert und den heutigen Bedürfnissen der vielen verschiedenen Nutzer angepasst worden. Auch die einmalige Landschaft habe hohe Ansprüche mit sich gebracht. „Es ist uns gelungen, einen guten Kompromiss zu finden“, ist Langenbach überzeugt. Als Ausgleichsmaßnahme wurden Trampelpfade hinunter zum Stettener Seezugang mittels Pflanzungen geschlossen. Das war eine Forderung des Landkreises. Über die offiziellen Zugänge gelangen Besucher aber nach wie vor vom Radweg hinunter an den Bodensee.
Knapp 7000 Euro für Sicherheitsdienst an Baustelle
Am Untergrund mussten unerwartet Ausbesserungen vorgenommen werden, weshalb sich die Fertigstellung verzögerte. Zuletzt wurde die Baustelle von einem Sicherheitsdienst bewacht. Verständnislose Radfahrer störten die Asphaltarbeiten. Bürgermeister Robert Scherer machte seiner Enttäuschung darüber Luft: „Es kann nicht sein, dass alle beteiligten Firmen in ihren Arbeiten beeinträchtigt werden.“ Mitarbeiter seien belästigt, ein Kollege aus der Verwaltung sei angepöbelt worden, sagte Scherer. Radfahrer versuchten, die Absperrungen zu umgehen. Knapp 7000 Euro wurden für die Begleitung durch die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes fällig. Scherer sprach von Problemen an mehreren Tagen, dabei erfüllt die Maßnahme die Kommunen des Gemeindeverwaltungsverbandes eigentlich mit Stolz. Selbst Daisendorfs Bürgermeisterin Jacqueline Alberti und Uhldingens Bürgermeister Dominik Männle nahmen an der Wiedereröffnung teil.
Hagnaus Bürgermeister Volker Frede sagte: „Für Hagnau ist das auch eine ganz wichtige Straße.“ Er hob ebenfalls das Aufeinandertreffen verschiedener Verkehre hervor, begrenzt durch Landschaftsschutzgebiete und Privaträume. Deshalb habe man nicht zu sehr in die Breite gehen können. Stettens Bürgermeister Daniel Heß bezeichnete die Maßnahme „als Paradebeispiel für interkommunale Zusammenarbeit“. 1,1 Kilometer des Abschnitts verlaufen allein auf Stettener Gemarkung. Er rechnet damit, dass die verbreiterte Fahrbahn dazu führt, dass sich die Situation auf dem Bodenseeradweg entzerrt. Ferner hofft er, dass „ein Teil des Radverkehrs nach oben verlagert wird“. Gemeint ist der Gemeindeverbindungsweg neben der Bundesstraße 31, der seit Ende April 2024 als Fahrradstraße firmiert. Zwischenzeitlich wurde wieder motorisierter Verkehr auf dem Weg zugelassen.
Landtagsabgeordneter Klaus Hoher erklärte: „Ohne das Land gehen solche Maßnahmen nicht.“ Und die Leute vor Ort seien gefragt, die finanzielle Förderung einzufordern. Hoher lobte den Gemeindeverwaltungsverband für das Engagement. Denn: „Der Radverkehr hat immer mehr Unfälle. Die Radfahrer finden keine guten Gegebenheiten vor.“ Die Straße zwischen Meersburg und Hagnau suche in ihrem jetzigen Zustand ihresgleichen, befand der FDP-Politiker.