Wie viel Vorbereitungsarbeit in einer Ausstellung steckt, konnten sieben SÜDKURIER-Leser und ihre Begleitpersonen hautnah erfahren. Die Gewinner der Aktion „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ konnten eine Woche vor Ausstellungsbeginn in der Kreisgalerie im Roten Haus einen Blick hinter die Kulissen werfen.
Anlässlich der Kreisreform vor 50 Jahren hat Galerieleiterin Heike Frommer eine besondere Idee für die Kunstausstellung entworfen. Sie gab ein Märchen in Auftrag, um den trocknen und schwierigen Verwaltungsprozess darzustellen.
Lyriker Jürgen Weing aus Kißleg setzte den Vorgang in die heitere Geschichte von Bauer Friedrich um, der mit seinen Apfelbäumen Probleme hat und zum Erhalt mindestens ebenso viele Ratschläge bekommt, wie es Ideen zur Kreisreform gab. „Wir haben den Apfel als Symbol genommen, weil er unsere Landschaft prägt“, sagte Frommer und analog zur goldenen Hochzeit nach 50 Jahren sei der Titel der Jubiläumsausstellung „Der Goldene Apfel“ entstanden.
Während Frommer die Gruppe nach dem Sektempfang und den einleitenden Worten von SÜDKURIER-Redaktionsleiter Stefan Hilser durch das Gebäude führte, wurde noch kräftig gewerkelt. Malerin und Werbetechnikermeisterin Claudia Waibel war dabei, die Märchentexte mit Klebefolie an die Wand zu bringen.

Auf Nachfragen einzelner Besucher erläuterte sie die Schwierigkeiten an den rauen Wänden der Galerie, für die sie eine spezielle Folie brauche. Ebenfalls das Ablösen der Buchstaben nach Beendigung der Ausstellung sei mühevoll, da Messerklingen auf dem unebenen Untergrund mehr schaden als nutzen würden. Deswegen empfehle sie das Abziehen mittels eines dicken Klebebands.
Viel zu tun im Hintergrund
Restauratorin Michaela Vogel, die auch für das Management der Ausstellung verantwortlich ist, berichtete der Gruppe von den Arbeiten im Hintergrund. Von den notwendigen Versicherungen für den Transport und während der Ausstellung der Kunstwerke oder von den klimatischen Voraussetzungen, die für wertvolle Werke vorgeschrieben seien. „Feuchte Mauern gehen gar nicht“, betonte sie.

Aber auch das Anbringen der Kunstwerke an den Wänden sei ein eigenes Thema, wie die wissenschaftliche Mitarbeiterin Sylwia Oker teils schmunzelnd erzählte. In ihren Aufgabenbereich fallen die Kontakte mit den Künstlern. „Da gibt es manchmal heiße Diskussionen, wie die Bilder befestigt werden dürfen“, plauderte sie aus dem Nähkästchen.
Eine Besucherin wollte wissen, wie lange denn angesichts all dieser Details der Vorlauf für eine Ausstellung sei. Galerieleiterin Heike Frommer antwortete, dass sechs Monate das Minimum seien, viele Termine wie die der Vernissage im Spiegelsaal mit dem Landrat würden bereits ein Jahr im Voraus koordiniert. Assistentin Sylwia Oker ergänzte, dass viele Menschen dahinter einbezogen seien. Organisation, Transport, Catering, Leihverträge und Fotos für Flyer sowie Ausstellungskatalog waren ein Teil der Stichworte, die sie dazu aufführte.
In eine ganz andere Richtung gingen die Fragen eines Besuchers, der sich für die Sammlung des Bodenseekreises interessierte. Heike Frommer erzählte daraufhin, dass die Sammlung rund 2500 Werke umfasse, die in zwei Depots gelagert würden. Die Sammlung sei durch wechselnde Ausstellungen auch in den Gebäuden des Landratsamts in ständiger Bewegung. Etwa zehn Prozent der Sammlung könnten so zeitgleich gezeigt werden. Durch Schenkungen oder Nachlässe kämen neue Gemälde dazu, manches werde auch angekauft, erklärte Frommer.
Zu der Ausstellung „Der Goldene Apfel“ gibt es ein umfassendes Begleitprogramm, etwa einen Malkurs zusammen mit Autor Jürgen Weing für Kinder. Besucherin Ute Panitsas freute dies, da sie die Ausstellung mit ihren Enkeln nochmals besuchen wolle. Die Darstellung als Märchen empfand sie als sehr gut. „Es war spannend, in den Prozess rein zu schauen“, sagte sie und fügte an: „Es war klasse, dass wir dabei sein durften.“
Ähnlich äußerte sich Besucherin Janette Denker: „Die lebhafte Präsentation war inspirierend.“ Märchen seien immer schön, weil sie so viel vermittelten, meinte sie.
Galerieleiterin Frommer hatte ebenso Spaß an der „nicht klassischen Führung“, die sie in dieser Form noch nicht gemacht habe. Es sei ja keine Preview im eigentlichen Sinne gewesen, „sondern wir sind mitten in den Ausstellungsaufbau gestolpert. Das haben wir nicht zum letzten Mal gemacht“, meinte sie und sagte: „Die Gespräche haben sich schön entwickelt.“