Rund 1000 Mitglieder hat der Turn- und Sportverein Meersburg, der größte Verein des 6000-Einwohner Städtchens – aber nur fünf Ehrenmitglieder. Der 78-jährige Harry-Rolf Ropertz und der 58-jährige Bertold Wurster sind seit vergangenem Samstag Nummer 4 und 5. Bei einer Feier im Ratskeller, die der TuS eigens für die beiden verdienten Ehrenamtlichen ausrichtete, verlieh er ihnen die rare Auszeichnung.

Ropertz hat viele Verdienste um die Leichtathletik

Der 83-jährige Werner Endres, TuS-Urgestein und bis 2011 dessen Vorsitzender, hielt, frei sprechend und kurzweilig, die Laudatio auf Ropertz. Der ehemalige Offizier, begeisterte Fünfkämpfer und Langstreckenläufer kam 1975 nach Meersburg und zum TuS. Dessen heutige Leichtathletikabteilung baute Ropertz maßgeblich mit auf und leitete sie von 1985 bis 2010. Vor der Ära Ropertz, so Endres, habe man gerade mal über eine Aschenbahn und eine Kugelstoßanlage verfügt. Ropertz habe die Leichtathletik in seiner 25-jährigen Ägide Stück für Stück hoch und auf über 100 Mitglieder gebracht. „Richtig los ging‘s mit der neuen Turnhalle“, erzählte Endres. Nachdem man diese 1990 eröffnet hatte, konnten auch die Leichtathleten im Winter trainieren. Im Außenbereich habe man dann auch eine 100-Meter-Bahn verwirklicht. Verschmitzt ergänzte Endres: „Für eine 400-Meter-Bahn war das Sommertal zu eng und für eine 300-Meter-Bahn hätte es keine Zuschüsse gegeben.“

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Seit 1978 im Vorstand des TuS

Ropertz ist seit 1978 im Vorstand des TuS und seit 2015 stellvertretender Vorsitzender. Er hat sich laut Endres aber auch über den Verein hinaus einen Namen gemacht, etwa, ab 1979, als Kampfrichter-Obmann sowie als Sportabzeichenprüfer. Als langjähriger Schriftführer, von 1981 bis 2016, habe sich Ropertz ebenfalls große Meriten erworben. „In 35 Jahren gab es keine Sitzung, wo nicht protokolliert wurde“, hob Endres hervor. Wie wertvoll das sei, habe man beim 100-jährigen Jubiläum des TuS 1996 festgestellt. „Über dessen erste Jahrzehnte gab es nämlich nichts.“ An der Jubelfeier habe sogar die ungarische Nationalmannschaft der Turner teilgenommen.

Früher blieb man eine Leben lang

Denn auch als Organisator war Ropertz unschlagbar. Seit 1976 habe er die Helfer fürs Weinfest „zusammengesucht“ und ohne deren Einsatz würde der TuS heute finanziell längst nicht so gut dastehen, so Endres. Ropertz half auch bei den Vorbereitungen der Meersburger 1000-Jahrfeier, bei der der TuS mitwirkte. So erinnerte sich Endres: „Wir haben die Schweden gemacht und das Schloss bestürmt.“ Auch nach seiner sportlich aktiven Zeit sei Ropertz dem Verein treu geblieben, wie es sich laut Endres gehört: „Früher blieb man ein Leben lang beim TuS.“ Schalkhaft leitete er dann zur Abteilung Fußball über, dem das zweite neue Ehrenmitglied, Bertold Wurster, angehört. Er habe 50 Euro versprochen, „wenn der TuS mal Tabellenführer wird. I hab‘s nie zahle müsse“, so Endres.

Wurster „ein Vorbild für alle“

Wurster rühmten gleich zwei Laudatoren: TuS-Schriftführer Johannes Dürr und Fußball-„Altmeister“ Reinhard „Buffy“ Keller. Dürr unterstrich: „Berti ist ein Vorbild für uns alle.“ Zum einen sportlich: „Kein Fußballer des TuS hatte jemals so viel Talent wie Berti“ – und wohl kaum einer war länger, nämlich 45 Jahre lang, aktiv. Als Steppke fing Wurster 1967 an, wechselte 1976 zum FC Konstanz und brachte es mit diesem unter anderem, von 1980 bis 1982, bis zur Landesliga Herren I und Herren II. 1983 wechselte Wurster dann nach Meersburg zurück, blieb dort bis 2008 in der zweiten Mannschaft aktiv und danach bis 2012 in der Altherrenmannschaft.

„Cubheim 2000 mit rosa Außenterrasse“

So stellte sich Bertold Wurster 1997 das perfekte Vereinsheim vor, das dann 2000 in abgespeckter Form verwirklicht wurde.
So stellte sich Bertold Wurster 1997 das perfekte Vereinsheim vor, das dann 2000 in abgespeckter Form verwirklicht wurde. | Bild: Sylvia Floetemeyer

Zum anderen setzte sich das handwerkliche Multitalent Wurster aber auch abseits des Platzes unermüdlich für den TuS ein – neben seinem Vollzeitberuf als Bäcker zum Beispiel auch als Koch oder Fliesenleger – und sogar als Planer und Modellbauer: 1997 stellte er sein „Cubheim 2000 mit rosa Außenterrasse vor“, so Dürr. Keller ließ später dann dieses Modell auch feierlich hereintragen. Ganz so groß und rosa wurde das echte Clubheim dann letztlich nicht. Doch von den 3500 ehrenamtlichen Arbeitsstunden, die 76 Mannen des TuS ab Baubeginn am 8. März 2000 hinein steckte, leistete Wurster mit Abstand den größten Anteil: 803 Stunden und damit 18 Prozent des Gesamteinsatzes, wie Dürr ausgerechnet hatte. Keller legte später noch nach und meinte, zwischen 1980 und 2005 habe Wurster rund 2000 Stunden ehrenamtlich für den TuS geleistet. Von „Bertis 60-Stunden-Woche“ sprach Keller voller Anerkennung. Und Dürr unterstrich: „Berti ist und war das Mädchen für alles.“ Und obwohl Wurster nicht gerne vorne stehe, habe er von 2015 bis 2016 auch noch die Fußballabteilung kommissarisch geführt, als Not am Mann gewesen sei. Denn: „Wegducken ist nicht Bertis Ding.“ Zusätzlich füllte er eine weitere Vakanz, die des Clubheim-Wirts.

Cubheimschlüssel wollte er nicht abgeben

Keller bekräftigte, wenn es ums Schaffen und Helfen gehe, sei Wurster immer vorne dran. So habe er auch nur einen Fehler: „Er kann nicht delegieren.“ Nachdem Wurster später nochmals zwei Jahre als stellvertretender Abteilungsleiter fungiert hatte, schied er 2019 nach 34 Jahren aus dem Vorstand aus. „Aber den Cubheimschlüssel wollte er doch nicht abgeben“, frotzelte Dürr. Wurster dient immer noch als technischer Wart – und sei stets da, wenn man ihn brauche. Drücken wollte er sich laut Dürr nur vor der jetzigen Auszeichnung. Berti habe gemeint: „Meine wichtigste Ehrung war dreimal Blutspenden.“ Doch damit kam er nicht durch. Dürr unterstrich: „Wer sich im Ehrenamt viel Ehr erwirbt, der muss auch mal zu einer Ehrung bereit sein.“