Die Tage der Owinger Hauptschule beziehungsweise Werkrealschule sind gezählt. Die letzten zehn Neuntklässler haben schon Ende Mai ihre schriftlichen Abschlussprüfungen in Deutsch, Mathematik und Englisch absolviert und ihr Klassenzimmer längst geräumt. In den nächsten Tagen werden sie offiziell verabschiedet und erhalten ihre Zeugnisse.
Alle Neuntklässler haben Prüfungen bestanden
„Alle haben ihre Prüfung bestanden“, sagt Schulleiterin Kerstin Pegels. „Ein Teil der Schüler besucht noch eine weiterführende Schule, ein Teil beginnt mit einer Ausbildung.“ Jeder habe seinen weiteren Weg gefunden. Mit den Hauptschülern verlasse auch eine Lehrerin die Schule, die gern höhere Klassen unterrichtet habe.

Ein Dutzend Lehrkräfte bleibt an der Schule
Ein Dutzend Lehrkräfte bilden das verbleibende Kollegium, hauptsächlich Lehrerinnen, lediglich ein Lehrer. „Wir hätten liebend gern weitere männliche Kollegen“, sagt Pegels. Doch die seien einfach rar.
Zweizügige Grundschule mit 167 Kindern
Zurück bleibt eine zweizügige Grundschule mit viermal zwei Klassen und derzeit 167 Kindern. „Wir werden die Großen arg vermissen“, erklärt die Schulleiterin. Für die Grundschüler seien sie eine wichtige Orientierung gewesen. Auf der anderen Seite konnten die Älteren in vielen Situationen Verantwortung übernehmen.
Schule aktualisiert Medienentwicklungsplan
Kerstin Pegels hat im vergangenen Herbst die Leitung übernommen. „Ich habe das erste Jahr gebraucht, um mich richtig in die neue Rolle einzuarbeiten“, betont Pegels. Im nächsten Schuljahr wolle sie sich als „aktive Schulleitung“ noch stärker in den Alltag einbringen. Dazu habe sie mit dem Kollegium das Schulkonzept überarbeitet und den Medienentwicklungsplan aktualisiert. Danach sollen künftig auch schon die ersten beiden Klassenstufen lernen, mit Tablet-Computern umzugehen. „Daher hoffe ich, dass wir auch bald überall WLAN zur Verfügung haben“, sagt Pegels. Fester Bestandteil ist inzwischen auch die neu eingerichtete Schulsozialarbeit von Carola Riester.
Neue Einrichtungen ziehen in Hauptschulbau
Während das Grundschulgebäude in den vergangenen Jahren in mehreren Etappen modernisiert wurde, hat der Nutzerwechsel im älteren Hauptschulbau parallel zur Abnahme des Klassenzimmerbedarfs schon seit geraumer Zeit fließend begonnen. Neu eingezogen sind nach und nach unter anderem die Gemeindebibliothek, die neue Schulsozialarbeit und der Familientreff.
Schülerhort mit Essensangebot
Im Hanggeschoss ist schon länger der Schülerhort mit seinem Essensangebot untergebracht. Wenn auch die letzten Unterrichtsräume der weiterführenden Schule zur Verfügung stehen, wird das bisherige Schulgebäude vollends zum Vereinsdomizil der Gemeinde.
Weitere Vereine werden folgen
Noch im Herbst sollen nach den derzeitigen Vorstellungen von Bürgermeister Henrik Wengert auch die weiteren Vereine aus dem alten Feuerwehrhaus folgen. Dazu gehören der Narrenverein Nebelspalter und die Harmonikafreunde, der Männerchor und der Verein Bürgertracht Alt-Owingen. „Das ist schon lange so geplant“, sagt Wengert, „und für uns eine gute Lösung.“
Die Entwicklung
Im Jahr 2008 hatte das Land Baden-Württemberg die Werkrealschule ins Leben gerufen, in der Hoffnung, durch die vermeintliche Aufwertung die sterbenden Hauptschulen und damit die dritte Säule des Schulsystems retten zu können. Owingen hatte seiner Schule im November 2010 noch den Namen Auentalschule gegeben, um eine stärkere Identifikation mit der Bildungseinrichtung zu ermöglichen. Auf dem Papier bot die Auentalschule ab 2012 auch den Werkrealschulabschluss an. Die fertigen Neuntklässler mussten für das nachfolgende zehnte Schuljahr an das Bildungszentrum nach Salem wechseln. Dennoch schrumpften die Schülerzahlen in den fünften Klassen immer weiter. Im Frühjahr 2015 zogen die Kommune und der Gemeinderat schließlich die Konsequenzen und beschlossen, im September 2015 keine neue fünfte Klasse zu bilden und nur die höheren Klassen fortzuführen. Das Ende der Hauptschule im Sommer 2019 war damit vorprogrammiert. Die Grundschule bleibt in Owingen jedoch erhalten, nicht zuletzt dank des Zuzugs zahlreicher Familien mit Kindern.