Mit zahlreichen Baumaßnahmen hat die Schule Schloss Salem ihren Stammsitz im Schloss Salem in den zurückliegenden sieben Jahren fit für die Zukunft gemacht. Zwischen 2013 und 2020 wurden hier rund 22 Millionen Euro investiert. Damit sollten zwei Ziele erreicht werden, wie Wirtschaftsleiter Christian Niederhofer erklärt: „Zum einen ging es uns um die Verbesserung der Lern- und Lebensbedingungen für unsere Schüler, zum anderen haben wir die Voraussetzungen für die Verlegung der Unterstufe von Schloss Hohenfels nach Salem geschaffen.“
Einweihung des Mehrzweckgebäudes wegen Corona auf 2021 verschoben
Rechtzeitig zum 100-jährigen Bestehen der Schule wurde das letzte Projekt abgeschlossen. Im Rahmen der für den 3. April geplanten, wegen der Corona-Krise aber auf das kommende Jahr verschobenen Geburtstagsfeier hätte das neue Mehrzweckgebäude offiziell eingeweiht werden sollen.
Hohe Zusatzkosten durch Auflagen von Denkmalschutz, Brandschutz und Landschaftsschutz
Christian Niederhofer, der seit 22 Jahren als Wirtschaftsleiter der Geschäftsführung der Schule Schloss angehört, spricht von einer arbeitsreichen, aber auch interessanten Zeit, wenn er auf die zurückliegenden Jahre blickt. „Bei unseren Vorhaben mussten wir unzählige Hürden in Bezug auf Denkmalschutz und Brandschutz überwinden.“ Bei der Neugestaltung der Außensportanlagen kam auch noch der Landschaftsschutz ins Spiel. Dies alles habe beträchtliche Zusatzkosten verursacht.

Neue Außensportanlage als erstes von acht Projekten
Allein der ökologische Ausgleich für die Neugestaltung der Außensportanlagen habe rund 80 000 Euro verschlungen. Die Neugestaltung der Außensportanlagen war das erste von insgesamt acht Projekten. Hier wurde die Laufbahn auf 400 Meter verlängert, die Tennisplätze wurden beseitigt und so Platz geschaffen für Mannschaftssportarten. Auch ein kleiner Kunstrasenplatz wurde angelegt, der witterungsunabhängig genutzt werden kann.
Für Flutlichtanlage Gutachten wegen Fledermäusen und Vögeln nötig
Zusätzlich wurden die Außensportanlagen mit einer Flutlichtanlage versehen. „Das ist für ein Internat immens wichtig, damit die Schüler auch im Winter, wenn es früh dunkel wird, abends noch Sport treiben können.“ Für die Flutlichtanlage mussten wegen der Fledermäuse und Vögel Gutachten in Auftrag gegeben werden.
Neue Heimat für Fünft- und Sechstklässler
Das zweite Projekt waren die Sanierung und der Umbau des Rentamt-Gebäudes, in dem früher die Markgräflich Badische Verwaltung untergebracht war. Hier wurden Unterrichtsräume und Unterkünfte für die Fünft- und Sechstklässler geschaffen, die im Herbst 2017 von Hohenfels nach Salem verlegt wurden. „Die Zusammenführung von Unter- und Mittelstufe hat sich sehr bewährt“, betont Christian Niederhofer.
Verkaufserlös von Schloss Hohenfels fließt in Investitionspaket
Erstens habe man dadurch erhebliche Synergieeffekte hinsichtlich des Personaleinsatzes erzielt, zweitens seien die Fünft- und Sechstklässler nicht mehr so isoliert wie in Hohenfels, sondern in eine größere Schulgemeinschaft integriert. Schloss Hohenfels wurde an einen Anbieter von Erlebnispädagogik verkauft. Der Erlös wurde zur Finanzierung des Investitionspaketes eingesetzt.

Neuer Speisesaal und zweite Sporthalle für jüngere Schüler
Da aus Hohenfels mit einem Schlag 60 weitere Schüler nach Salem kamen, wurde ein zusätzlicher Speisesaal eingerichtet und in der ehemaligen Reithalle des markgräflichen Hauses wurde eine zweite Sporthalle geschaffen. Zudem enstand hier eine Lehrküche für die Unterstufe.
Auflagen im Denkmalschutz stellen Handwerker vor Herausforderungen
Ein kniffliges Projekt war die Modernisierung des naturwissenschaftlichen Bereichs im unteren Langbau, denn hier machte die Denkmalschutzbehörde Auflagen. „Das stellte die Handwerker streckenweise vor große Herausforderungen“, sagt Christian Niederhofer. Vor denselben Herausforderungen stand man, als die Stockwerke über dem Betsaal umgebaut wurden. Direkt über dem Betsaal wurde eine Study Hall eingerichtet, in den beiden Ebenen darüber wurden Mädchen-Unterkünfte geschaffen.
Schwingungen müssen vermieden werden, um Stuckdecke nicht zu gefährden
Um zu verhindern, dass Schwingungen auf die renovierte Stuckdecke im Betsaal übertragen werden, wurde der historische Boden des darüberliegenden Winterrefektoriums der Mönche herausgenommen und eine Zwischendecke eingezogen. Außerdem wurd der Schule zur Auflage gemacht, das Winterrefektorium so zu nutzen, dass nicht viel Bewegung entsteht. Auch dies sollte die Decke im Betsaal schützen.

Study Hall als stilvoller Rückzugsbereich über dem Betsaal
Daher richtete die Schule in diesem Raum eine Study Hall ein. Hier haben die Schüler einen sehr ruhigen und sehr stilvollen Rückzugsbereich erhalten. „Wir haben bei unseren Baumaßnahmen sehr viel Geld in den Erhalt der alten Bausubstanz investiert“, sagt Christian Niederhofer.
Neues Mehrzweckgebäude als letztes großes Projekt
Das letzte große Projekt des Investitionspakets war der Bau eines neuen Mehrzweckgebäudes: Es steht im westlichen Teil des Schlossareals in Höhe des Stockacher Tors und fügt sich von seiner Architektur her gut in die ehemalige Klosteranlage ein. Platz dafür wurde durch den Abriss der alten Schrote geschaffen, eines ehemaligen Getreidelagers. Es war Ende der 1960er Jahre errichtet worden, nachdem ein Ökonomiegebäude aus Klosterzeiten abgebrannt war.
Werkstätten, Lernzentrum und Aula untergebracht
Im Untergeschoss des Mehrzweckgebäudes sind Werkstätten der Innungen der Schule untergebracht. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss befindet sich ein modernes Lernzentrum für die Jahrgangsstufen 7 und 8. Im Dachgeschoss wurde eine Aula mit 350 Sitzplätzen für Veranstaltungen, Schulversammlungen, Theateraufführungen und Kleinkunst geschaffen. Ganz zuletzt wurde der Spielplatz für Schlossbesucher hinter dem Feuerwehrmuseum verlegt.
Vorfreude war groß auf die Geburtstagsfeier und die Feier zum Abschluss der Maßnahmen
Bernd Westermeyer, Gesamtschulleiter des Internats, hätte nach Abschluss der umfangreichen Investitionsmaßnahmen nur allzu gern in diesem Jahr auch das 100-jährige Bestehen der Schule Schloss Salem gefeiert. Er betont: „Wir sind heute eine Schule mit hervorragenden Bedingungen und Ausstattungen, wie sie auf dem europäischen Festland kaum anderswo vorzufinden sind.“
Das Investitionspaket
Insgesamt wurden 162 Verträge mit Architekten, Ingenieuren, Gutachtern und Handwerkern geschlossen. Für das gesamte Investitionspaket wurde ein Budget von 20 Millionen Euro eingesetzt. Dieses wurde trotz der erheblich angestiegenen Preise im Baugewerbe nur um 2,8 Prozent überschritten. Finanziert wurden die Investitionen über einen Kredit von 13 Millionen Euro. 9 Millionen Euro standen aus Eigenmitteln zur Verfügung, unter anderem aus dem Verkaufserlös von Schloss Hohenfels. Mit 490 000 Euro beteiligte sich der Denkmalschutz. Rund 500 000 Euro kamen durch Spenden zusammen.
Die Positionen:
- Neugestaltung der Außensportanlagen für 2,6 Millionen Euro
- Schaffung von Unterrichtsräumen und Unterkünften für die Fünft- und Sechstklässler im Rentamt für 1,8 Millionen Euro
- Einrichtung eines kleinen Speisesaals im Westflügel des Schlosses für 88 000 Euro
- Umbau der ehemaligen Reithalle zur Sporthalle für 2,8 Millionen Euro
- Modernisierung der naturwissenschaftlichen Räume im unteren Langbau für 728 000 Euro
- Einrichtung einer Study Hall und von Mädchenunterkünften im Südflügel des Schlosses, dem sogenannten Prinz-Max-Flügel, für 6,3 Millionen Euro
- Abriss der alten Schrote und Errichtung eines Mehrzweckgebäudes für 5,9 Millionen Euro
- Verlegung Spielplatz und andere kleine Maßnahmen für 315 000 Euro