Eine deftige Bratwurst, ein saftiger Berliner und dazu ein paar Schlucke Alkohol – in der Fasnet tendieren viele zu einem ungesünderen Lebensstil. Traditionsgemäß soll die „fünfte Jahreszeit“ aber die Feier und Vorbereitung auf eine Zeit des Verzichts und der Besinnung vor dem Hochfest Ostern einleiten, der 40-tägigen Fastenzeit. Laut einer Studie der DAK-Krankenkasse bewerten 72 Prozent der deutschen Bevölkerung den bewussten Verzicht aus gesundheitlichen Gründen als sinnvoll. Wie sehen es die Menschen am Bodensee? Der SÜDKURIER hat einige Passanten in Salem und Heiligenberg gefragt. Fasten sie überhaupt? Wenn ja, warum? Und auf was verzichten sie?

„Es ist jetzt mal an der Zeit, dass man 40 Tage fastet“, sagt Rolf Gaissmeier aus Friedrichshafen-Fischbach, der am Rosenmontag in Salem-Neufrach unterwegs ist. Über die Weihnachts- und Fastnachtszeit „hat man so viel geschlemmt“, wie Gaissmeier erklärt. Es sei an der Zeit, den Körper zu „entschlacken“. In den 40 Tagen vor Ostern verzichtet Gaissmeier unter anderem auf Alkohol und Schokolade. „Wir machen jetzt noch die 16:8-Methode“, erzählt der Fischbacher. Bei der 16:8-Methode darf man innerhalb eines Zeitfensters von acht Stunden essen und soll dann 16 Stunden fasten. Auf die Frage, ob er es schafft, diese Vorsätze vollständig umzusetzen, antwortet Gaissmeier: „Der Wille ist da, aber versuchen wir es einfach.“

Wieder wertschätzen, was man hat

Victoria Ellenburg aus Altshausen sitzt auf einer Parkbank in Heiligenberg. Auch sie fastet dieses Jahr. Auf die Frage, warum sie fastet, antwortet Ellenburg: „Um mir bewusster zu machen, was ich habe und einfach, um es wieder wertzuschätzen.“ Die Altshauserin verzichtet auf Fleisch, Fisch und Süßigkeiten. Auch bei Getränken verzichtet Ellenburg, unter anderem auf Kaffee und Süßgetränke. „Alles, was gut schmeckt“, sagt Victoria Ellenburg über die Dinge, auf die sie verzichtet. Doch der Verzicht geschieht nicht ohne Mühe. „Ich trink‘ zum Beispiel sehr viel Kaffee“, sagt die Altshauserin. Daher fühlen sich die ersten Tage Verzicht wie ein „Entzug“ an. Dann „geht es eigentlich“, schildert Ellenburg.

Victoria Ellenburg (rechts) fastet von Kindesbeinen an. „Um mir bewusster zu machen, was ich habe und einfach um es wieder ...
Victoria Ellenburg (rechts) fastet von Kindesbeinen an. „Um mir bewusster zu machen, was ich habe und einfach um es wieder wertzuschätzen“, sagt sie. Ihre Mutter, Andrea Ellenburg (links), ist nicht so „konsequent“ beim Fasten wie ihre Tochter Victoria, will es aber „vielleicht mal wieder“ probieren. | Bild: Natan Pawluczuk

Ihre Mutter Andrea Ellenburg aus Salem berichtet, dass ihre Tochter Victoria schon seit Kindesjahren fastet. „Wir haben das so früher mit unseren drei Kindern gemacht“, erzählt sie. Sie sei mittlerweile aber nicht so „konsequent“ wie ihre Tochter Victoria, wie Andrea Ellenburg erklärt. Trotzdem wolle sie den Versuch wagen. „Ich probiere es vielleicht mal wieder“, sagt sie abschließend.

Jana Kretzer aus Frickingen bummelt über den Krämermarkt in Salem-Neufrach. Sie wolle in den ersten Tagen nach der Fasnet „auf jeden Fall“ auf Alkohol verzichten. „Dann stehen ja doch noch ein paar Feste, Geburtstage und Familienfeiern an“, erklärt Kretzer jedoch. Die Entscheidung, nicht konsequent die kompletten 40 Tage zu fasten, begründet Kretzer mit fehlendem Durchhaltevermögen. „Man kann es ja auch umdrehen“, sagt Kretzer. Sie findet, dass man statt des Verzichts „etwas anderes machen“ kann, zum Beispiel häufiger Sport treiben. „Das mache ich vielleicht auch so“, meint Kretzer.

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Lieber das ganze Jahr konsequent sein

In Neufrach drehen auch Adolf und Monika Eblen eine Runde. „Wir wohnen in Mimmenhausen und sind natürlich auch Mitglied im Narrenverein Goldkäfer“, sagt Adolf Eblen. Auf die Frage, ob das Ehepaar fastet, antwortet Monika Eblen: „Nein, denn ich bin der Ansicht, dass man sich das ganze Jahr ordentlich ernähren soll und auch mit dem Alkohol haushalten soll.“ In der Vergangenheit habe das Ehepaar ebenfalls nicht gefastet, zumindest „nicht bewusst“, wie Adolf Eblen erklärt.

Monika und Adolf Eblen fasten nicht. „Ich bin der Ansicht, dass man sich das ganze Jahr ordentlich ernähren soll und auch mit dem ...
Monika und Adolf Eblen fasten nicht. „Ich bin der Ansicht, dass man sich das ganze Jahr ordentlich ernähren soll und auch mit dem Alkohol haushalten soll“, sagt Monika Eblen. | Bild: Natan Pawluczuk

Auf ihrem Weg zum Supermarkt hält Anja Kohlbrenner aus Salem-Mimmenhausen mit ihren zwei Kindern an. Sie fastet ebenso nicht. Warum? „Vielleicht habe ich keine Gründe“, sagt Kohlbrenner. Auch unter dem Jahr halte sie sich zurück. „Im Prinzip finde ich das gut“, sagt Kohlbrenner über das Prinzip der Fastenzeit. Das „Loslassen der Sau“ in der Fasnetszeit kurz vor der Fastenzeit sollte man aber überdenken, findet sie. Kohlbrenners zwei Kinder fasten im Gegensatz zu ihr, wie sie erklärt: „Süßigkeiten, weil wir jetzt so viele Süßigkeiten in der Fasnetszeit zu uns genommen haben, dass wir das glaub‘ ich etwas reduzieren müssen.“