„Es war 1972, da habe ich von meinem Opa meine erste Deep-Purple-LP ‚Shades of Deep Purple‘ erhalten. Seitdem bin ich Fan der Gruppe und deshalb bin ich heute auch hier, obwohl ich dazu über 400 Kilometer fahren musste.“ Olaf Singe aus dem hessischen Grünberg ist einer von rund 4000 Konzertgästen, die am Donnerstagabend bei den Salem Open Airs im Schloss zu Gast sind, um die britische Hardrock-Formation Deep Purple zu erleben.
Die fünf Musiker gastieren hier im Rahmen ihrer „=1 More Time“-Tour, um auch ihr neues und 23. Studioalbum gebührend zu feiern, das seit 19. Juli in den Plattenläden steht.
Ian Gillan (Gesang), Roger Glover (Bass), Ian Paice (Schlagzeug), Don Airey (Keyboards) und Simon McBride (Gitarre), der seit dem Rücktritt von Steve Morse 2022 bei Deep Purple ist, stellen knapp 100 Minuten unter Beweis, warum sie eine der bekanntesten Bands der Welt sind und seit über einem halben Jahrhundert ein Top-Live-Act. Schließlich gelten sie als Pioniere des Heavy Rock, gehören zu den einflussreichsten und erfolgreichsten Bands ihres Genres.
Viele Besucher schon seit den 70er-Jahren Fans
Das weiß auch Joachim Langer aus Radolfzell. Der 57-jährige, der selbst in einer Band spielt, kennt Deep Purple seit Ende der 1970er-Jahre. „Meine erste Scheibe war die Live-LP ‚Made in Japan‘“, erinnert er sich. Er habe Ian Gillan stets für den besseren Sänger als David Coverdale, Deep-Purple-Frontman von 1973 bis 1976, gehalten.
„Es war die Rockmusik unserer Zeit. Man muss einfach mitgrölen“, fügt Qefi Hellmann aus Gottmadingen bei Singen an. „Deep Purple hört man immer wieder gern.“
Special Guest Ellis Mano Band stimmt Fans ein

Einen Augenblick musst sie sich aber noch gedulden, denn bevor die fünf britischen Musiker die Bühne betreten, wird das Publikum eingestimmt vom Special Guest Ellis Mano Band, eine 2017 gegründete schweizerische Bluesrock-Formation um den Sänger Chris Ellis und den Gitarristen Edis Mano. Sie spielen virtuosen, durchaus melodiösen, Blues-basierten Rock. „Und viel Spaß nachher mit Deep Purple. Dass ich das mal sagen darf“, hob Ellis hervor und lässt dabei ein bisschen Ehrfurcht durchdringen.
Mit „Highway Star“ geht‘s gleich fulminant los

Es ist dann pünktlich 21 Uhr, als die fünf Deep-Purple-Musiker nach einem letzten Soundcheck ihrer Crew die Bühne betreten. Mit „Highway Star“ aus dem 1972er-Album „Machine Head“ legen sie gleich fulminant los. Markantes Charakteristikum des Stückes ist das im letzten Drittel des Songs gespielte Gitarrensolo, bei dem McBride Ritchie Blackmore, der das Stück mit Gillan geschrieben hatte, schon fast vergessen lässt.
Die Musiker strotzen den ganzen Abend vor Spielfreude, lassen Klassiker wie „Living wreck“, „Into the fire“ oder „Space Trucking“ folgen. Lange Soli insbesondere von Don Airey und Simon McBride gibt es immer wieder zu hören, dazu stets beeindruckende Lichteffekte. „What a wonderful evening“, befindet Gillan in einer seiner relativ kurzen Ansprachen.
Und zum Schluss der Klassiker
Um 22.15 Uhr, als der fast volle Mond hinter dem Schloss aufgegangen war, ist es so weit: Aus tausenden Kehlen erklingt „Smoke on the water“, das mit über zwölf Millionen verkauften Exemplaren als eines der bekanntesten Werke der Rockmusik gilt und dessen einprägsamer Haupt-Riff längst in die Geschichte eingegangen ist.
Die Fans sind längst aus dem Häuschen, fordern vehement eine Zugabe. Und die erhielten sie dann auch: Zunächst mit „Hush“ von ihrem Debütalbum „Shades of Deep Purple“, abschließend das Riff-betonte und in die Länge gezogene „Black night“ von „In Rock“! Das war‘s, mehr gibt es aber nicht mehr zu hören. Olaf Singe resümiert: „Ich hatte mich schon Wochen vorher auf das Konzert gefreut. Dass es aber so schön wird hier im Schlosspark, hat mich dann doch überrascht.“