Peter Schober

Herr Härle, können Sie aus dem Stegreif sagen, was am 26. Juli 2018 in Ihrem Terminkalender stand?

Den 26. Juli habe ich noch in guter Erinnerung. Bei traumhaftem Badewetter fand die feierliche Grundsteinlegung für unser neues Rathaus statt. Viele Bürgerinnen und Bürger kamen auf die Baustelle, um diesen Anlass gemeinsam mit uns zu feiern.

Bei der Grundsteinlegung für das neue Rathaus wurde am 26. Juli auch die aktuelle SÜDKURIER-Ausgabe verewigt. Bild: Peter Schober
Bei der Grundsteinlegung für das neue Rathaus wurde am 26. Juli auch die aktuelle SÜDKURIER-Ausgabe verewigt. Bild: Peter Schober

Welche Bedeutung hatte der Tag für Sie?

Für mich war dies einer der wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zur „Neuen Gemeindemitte“. Der Erfolg der jahrelangen Diskussionen und Planungen wurde an diesem Tag zum ersten Mal so richtig greifbar.

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Zur Neuen Mitte gibt es immer noch kritische Stimmen, zum Beispiel, sie wirke zu städtisch, sei zu kompakt bebaut, der Freiraum komme zu kurz, sie erzeuge immensen Verkehr, der Parkraum sei zu knapp bemessen. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?

Es ist zutreffend und richtig, dass die „Neue Gemeindemitte“ mit ihrer zentralörtlichen Nahversorgungs- und verdichteten Wohnraumfunktion einen städtischen Charakter vermittelt. Auf engstem Raum realisieren wir ein neues und attraktives Geschäfts- und Wohnquartier mit barrierefreien Miet- und Eigentumswohnungen, die wir so dringend brauchen. Trotz dieser Zielvorgaben haben wir aber immer darauf geachtet, dass zwischen den Gebäuden ausreichend Platz für Freiräume und Grünflächen bleibt. Ich bin zudem davon überzeugt, dass der großflächige Bürgerpark mit Bachlauf entlang der Schlossseearkaden seine Funktion nicht verfehlt und damit ein attraktiver und ansprechender Übergang von der „Neuen Gemeindemitte“ in die Freizeit- und Erholungsanlage geschaffen wird. Natürlich bringt die „Neue Gemeindemitte“ auch mehr Verkehr mit sich. Die Schlossseeallee kann dieses Verkehrsaufkommen aufgrund der guten Anbindung an zwei Landesstraßen problemlos aufnehmen. Entscheidend ist die Ausweisung und Bereitstellung von ausreichenden Parkplätzen, sowohl für die Kunden der „Neuen Gemeindemitte“ als auch für die Freibadbesucher. Diese Aufgabenstellung haben wir mit dem Bau eines neuen Allwetterparkplatzes und der Bereitstellung von weiteren Wiesenparkplätzen für die Freibadbesucher inzwischen bestens gelöst.

Inventarverkauf im Salmannsweiler: Das Stefansweiler Restaurant schloss Ende März seine Pforten. Bild: Peter Schober
Inventarverkauf im Salmannsweiler: Das Stefansweiler Restaurant schloss Ende März seine Pforten. Bild: Peter Schober

Nach wie vor werden auch Befürchtungen laut, dass die Kosten, die auf die Gemeinde zukommen, höher ausfallen könnten als geplant. Wie sieht es aktuell mit der Kostensituation aus?

Beim Rathaus und bei der öffentlichen Tiefgarage liegen wir im Zeit- und Kostenplan. Da mache ich mir keine Sorgen. Im Gegenteil, mit dem bisherigen Bauablauf und der Kostenentwicklung beim Rathaus bin ich sehr zufrieden. Was mich beschäftigt sind die Kostensteigerungen beim Bürgerpark und beim Rathausplatz. Auch die bautechnische Umsetzung des Bachlaufs und der Brunnenanlage auf der Tiefgarage ist noch nicht zu meiner Zufriedenheit gelöst. Aber selbst für diese kritischen Punkte werden wir noch die richtigen Antworten und vertretbaren Lösungen finden.

Anfang des Jahres nahm das Reparatur-Café in Neufrach seine Arbeit auf. Seither haben die ehrenamtlich tätigen Tüftler viele Besitzer ...
Anfang des Jahres nahm das Reparatur-Café in Neufrach seine Arbeit auf. Seither haben die ehrenamtlich tätigen Tüftler viele Besitzer von nicht mehr funktionierenden Gerätschaften glücklich gemacht. Bild: Peter Schober

Wesentlich teurer als geplant wird auch die Einrichtung eines zweigruppigen Kindergartens in der Hermann-Auer-Grundschule in Neufrach. Worauf ist die Steigerung um 1,37 Million Euro zurückzuführen?

Neben dem Umbau der Hermann-Auer- Grundschule zu einem zweigruppigen Kindergarten ist zusätzlich ein Anbau von zwei weiteren Klassenzimmern neben der Kernsanierung des Altgebäudes geplant. Damit sind wir auf der sicheren Seite und können bei Bedarf jederzeit einen Ganztagesschulbetrieb vor Ort anbieten. Diese nachträgliche Weichenstellung war nicht Gegenstand der ursprünglichen Ausbauplanung und Kostenschätzung. Hinzu kam der Wunsch nach weiteren Parkplätzen und nach einer Aufwertung der Außen- und Spielanlage.

Wie sieht es mit den zur Verfügung stehenden Kindergartenplätzen aus?

Der Bedarf nach weiteren Kindergartenplätzen ist nach wie vor ungebrochen. Immer mehr Eltern entscheiden sich, bereits nach dem ersten Lebensjahr ihr Kind in die Betreuung zu geben. Darauf müssen wir uns einstellen und die dafür notwendigen Plätze schaffen. Konkret haben wir im Kindergarten Beuren eine zusätzliche Kleinkindgruppe und im Pavillon in Neufrach eine weitere Halbtagesgruppe eingerichtet. Der neue zweigruppige Kindergarten an der Hermann-Auer-Grundschule in Neufrach soll zum neuen Kindergartenjahr September 2020 in Betrieb gehen. Parallel planen wir noch einen sechsgruppigen Kindergarten im Ortsteil Stefansfeld. Anvisierter Baubeginn ist Frühjahr/ Sommer 2020.

Bürgermeister Manfred Härle (rechts) gratuliert Jochen Fuchs zur Wahl zum Gesamtkommandanten der Feuerwehr. Er wurde im März Nachfolger ...
Bürgermeister Manfred Härle (rechts) gratuliert Jochen Fuchs zur Wahl zum Gesamtkommandanten der Feuerwehr. Er wurde im März Nachfolger von Timo Keirath (2.v.l.) Links Kreisbrandmeister Henning Nöh. Bild: Peter Schober

Ihre Pläne, an der Gemeinschaftsschule eine gymnasiale Oberstufe aufsetzen zu können, haben sich im zurückliegenden Jahr wegen zu geringer Schülerzahlen jäh zerschlagen. Halten Sie es heute für einen Fehler, die Realschule zugunsten der Gemeinschaftsschule auslaufen zu lassen?

Ja, es ist zutreffend, dass wir aufgrund der rückläufigen Anmeldezahlen die Einrichtung einer gymnasialen Oberstufe am Bildungszentrum Salem vorerst zurückstellen mussten. Unabhängig davon bin ich vom pädagogischen Ansatz und den Fördermöglichkeiten unserer Gemeinschaftsschule überzeugt. Auch die Rückmeldungen von unseren Eltern und Schülern bestärken uns, dass wir mit diesem Angebot auf dem richtigen Weg sind. Ich bin davon überzeugt, dass die Gemeinschaftsschule Salem sich hier durchsetzen wird und in naher Zukunft neben der Mittleren Reife auch das Abitur in Salem angeboten werden kann.

Zurzeit ist die Fortschreibung des Regionalplans im Gange. Wie sehen Sie die Chance, dass Salem vom Klein- zum Unterzentrum heraufgestuft wird?

Die Aufstufung vom Klein- zum Unterzentrum wird kommen. Die formalen Anforderungen sind erfüllt. Im direkten Vergleich zu bestehenden Unterzentren haben auch wir eine gute Ausstattung an zentralörtlichen Einrichtungen und übernehmen eine wichtige Versorgungsfunktion für den Verflechtungsbereich, zu dem auch die Gemeinden Heiligenberg und Frickingen gehören.

Im Juli trat Olaf Stelzl sein Amt als Leiter des Alten- und Pflegeheims Wespach an. Er war zuvor Amtsleiter bei der Gemeinde Hagnau. ...
Im Juli trat Olaf Stelzl sein Amt als Leiter des Alten- und Pflegeheims Wespach an. Er war zuvor Amtsleiter bei der Gemeinde Hagnau. Bild: Peter Schober

Welche Vorteile hätte eine Heraufstufung zum Unterzentrum?

Die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandelfachmarktes mit über 800 Quadratmetern Verkaufsfläche ist bisher nur über ein aufwendiges Genehmigungsverfahren zu erreichen. Mit der Aufstufung zum Unterzentrum wäre dieser Kraftakt in Zukunft wesentlich einfacher.

Im zurückliegenden Jahr mussten Sie in Ihrer Verwaltung drei Führungspositionen neu besetzen. Zuerst die Leitung des Bauamts, dann die Leitung des Alten- und Pflegeheims Wespach und schließlich auch noch die Leitung der Finanzverwaltung. Brachte oder bringt dieser Umbruch für Sie als Chef eine Mehrbeanspruchung mit sich?

Naja, die Arbeit ist für mich weder leichter noch weniger geworden. Entscheidend ist: Die Schlüssel-positionen konnten mit guten Nachfolgern besetzt werden, ohne dass es zu Beeinträchtigungen im Tages-geschäft gekommen ist. Und das ist maßgebend.

Welche Themen oder Vorhaben werden im kommenden Jahr die Salemer Kommunalpolitik bestimmen?

Neben unseren laufenden Projekten und Bauvorhaben wie Kinderbetreuung, Schulen und Freizeit- und Vereinsangeboten möchte ich vor allem einen Schwerpunkt in die Jugend- und Seniorenarbeit setzen. Die Zusammenarbeit mit den Seniorengruppen soll dabei erweitert und gestärkt werden. Im Blick haben wir auch den Ausbau und die Verbesserung des ÖPNV, der in Zukunft alle Ortsteile an die „Neue Gemeindemitte“ anbinden soll.

Skizzieren Sie zum Schluss doch noch kurz die Finanzsituation der Gemeinde.

Trotz enormer Investitionsausgaben in allen Bereichen haben wir die Finanzen nach wie vor gut im Griff. Die Gemeinde ist schuldenfrei, und so soll es auch in Zukunft bleiben.

Von daher können Sie das neue Jahr ja ganz entspannt angehen.

Ja, da haben Sie Recht. Ich gehe mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entspannt und mit einem guten Gefühl in das Jahr 2019.

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