Ihr Garten ist ein Sammelsurium: Klingt negativ, ist es aber nicht. Man könnte ihn auch den Garten der Erinnerungen nennen. Denn Wally Kölble und ihr Mann Martin bringen von ihren Urlauben und Ausflügen immer etwas mit: Eine Pflanze, ein Kraut, ein Bäumchen, ausrangierte Gegenstände. Was andere wegwerfen, findet hier eine neue Daseinsberechtigung.

Im Kaiserstuhl und in der Pfalz sind sie vergangenes Jahr fündig geworden. "Wo Wein wächst, gibt es Rosen", sagt Wally Kölble, die weiß, dass die Königin der Blumen Wächterin der Reben ist. Sie steht am Anfang einer Reihe, um dem Winzer bei Pilzbefall zu zeigen: "He, ich habe Mehltau. Du musst die Reben spritzen!" Die Moosrose hat sie aus Eltville, der Rosenstadt am Rhein, mitgebracht. Beim Rosenmarkt dort gibt es über 200 Sorten sowie Fachvorträge. Die rosarote "Fary" stammt von den Gartentagen in Steißlingen. Von ihrer Lieblingsfarbe Gelb besitzt die Rosenliebhaberin nur eine. Aber vielleicht wird sie eine weitere gelbe vor ihrem Geschenklädele Äbbes pflanzen.

Als sie vor 16 Jahren ihr grünes Reich anlegte, achtete die 62-Jährige vor allem auf eins: Pflegeleicht sollte es sein. "Ich möchte alles zuwachsen lassen", sagt sie, deutet auf Frauenmantel, Salbei und Lavendel als Bodendecker, die die Erde feucht halten. Den Lavendel schneidet sie nach der ersten Blüte, so blüht er nochmal im August mit sattem Violett. Der Rasen ist Wiese, deshalb hat der Rasenmäher meistens Urlaub.

Ihre Rosen haben auch andere Liebhaber. Schmarotzer! Jeden Morgen streift Wally Kölble barfuß durch das taufrische Gras und schaut bei ihren blühenden Lieblingen nach Mehltau oder Läusen. Bei Befall befüllt sie einfach einen Nylonstrumpf mit Steinmehl, klopft sanft aufs Säckchen und bestäubt Blüten und Blätter, was sie gleichzeitig düngt. Allerdings sind unerwünschte Besatzer höchst selten. Vögel und Libellen, denen mit vielen Nistkästen und einem Teich mietfreies Wohnen und Leben geboten wird, fressen die Parasiten. "Wir schauen, dass hier alles lebt", deutet Wally Kölble auf den Schmetterlingsflieder und Ecken für Igel. Nachbars Katzen fangen die Mäuse.
Auch andere teilhaben lassen
An all ihrer Pracht will Wally Kölble auch andere teilhaben lassen. So griff sie die gastfreundliche Idee aus Finnland und Schweden auf und deklarierte ihr Reich zum Offenen Garten. Wenn sie in ihrem Lädele ist, darf sich jeder umschauen, ausruhen, in den Gartenzeitschriften blättern, sich aus der Kanne mit Kaffee oder Wasser bedienen, und manchmal dürfen Kinder die Fische füttern. Kois und Goldfische schwimmen in dem vom Sohn 2016 mit dem Spaten ausgehobenen und angelegten Teich. Er ist tief genug, damit die Fischlein überwintern können.

Das Hobby des Ehepaares – Natur und alte Sachen – spiegelt sich in vielen Details: Aus der Apfelgroßraumkiste wurde mit zwei Brettern, einer alten Türe und einem Vorhang ein Schränkchen. Einer Sonntagsidee entsprang auch die Kräuterspirale. Auf den ausrangierten Metallstühlen einer aufgelösten Gartenwirtschaft steht eine Blumenschale, die "Schwing-Luise", eine alte Schaukel, stammt aus Finnland, das ehemalige Weinfass aus dem Schloss Salem ist Regentonne und die Latten eines alten Gartenzauns aus der Nachbarschaft umzäunen jetzt das Hochbeet.
Hier ist der kleine Gemüse- und Kräutergarten angelegt. Bequem im Stehen lassen sich Salat, Petersilie, Schnittlauch, Kohlrabi, Tomaten und Rucola ernten. Im Garten wachsen Johannis- und Himbeeren. Die essbaren Holunderblüten verschenkt Wally Kölble immer und die Trauben vom mittlerweile 20 Meter rankenden wilden Weinstock stibitzen Vögel oder gehen an Nachbarskinder. Geben und Nehmen ist die Devise: Vom Salat lässt sie die unteren Blätter liegen und auch ein paar Beeren bleiben für die Vögel hängen.
Man kann auch sagen "Leben und leben lassen". Wie bei den Schnecken. Mit homöopathisch angereichertem Wasser gießt sie die zu beschützenden Pflanzen. "Es funktioniert!", sagt sie und bekennt: "Ich war selbst überrascht." Überall laden Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein. "Wir wandern mit der Sonne – oder mit dem Schatten", zeigt sie auf die Terrasse und diverse Plätze im Garten. Und wenn es regnet, gibt es Unterschlupf im alten Holzschopf, der an Kindheitszeiten erinnert. Hier sind auch die Gartengeräte untergebracht.

Der rund 300 Quadratmeter große Garten, von dem auch die Nachbarn profitieren, ist umrahmt von Haselnussbäumen, einem Lebensbaum und einer Hainbuchenhecke. In der Akazie wächst die Ramblerose "Bobby James", eine andere ging mit dem Efeu eine Liaison ein. "Für mich bedeutet der Garten Ruhe und Frieden. Man kann sich gut erholen und ist einfach glücklich", sagt die Rosenliebhaberin.
Tipp
"Um Schnecken zu vertreiben, begieße ich Salat, Kräuter und Gemüse mit Wasser und Helix Tosta, Globuli aus gerösteten Weinbergschneckenhäusern."
Wally Kölble
Gartensteckbrief
Wally Kölbles Gartensteckbrief
- Meine Lieblingspflanze: Die Rose. Weil sie lange blüht, duftet, sie gibt es in allen Farben und sie ist auch eine Heilpflanze. Man kann mit ihr schöne Sachen machen.
- Was ich an Gartenarbeit gar nicht mag: Wenn die Pflanzen verblüht sind und ich sie abschneiden muss. Diesen Sommer hatte ich wegen der Trockenheit besonders viel zu tun. Am liebsten hätte ich die Blumen immer in voller Blüte.
- Unsere teuerste und unsere günstigste Gartenanschaffung: Der Teich war am teuersten. Viele Rosen habe ich geschenkt bekommen.