Im Gespräch mit der zierlichen, jungen Frau wird schnell klar: Der Reitsport spielt eine sehr große Rolle in ihrem Leben. Allerdings ist es nicht der in Deutschland beliebte Turniersport, der die 34-Jährige umtreibt. Sie hat sich für das hierzulande eher unpopuläre Distanzreiten entschieden. „Das ist vergleichbar mit einem Marathon zu Pferd“, erklärt KathrinSteidle.

Vor sieben Jahren hat sie mit der ungewöhnlichen Sportart begonnen. Davor durchlief sie die typische Reitstallkarriere vom Voltigieren bis zum Dressurreiten. Über das Betreuen eines Pflegepferds mit Ausritten wuchs die Erkenntnis: “Draußen reiten ist viel schöner als in der Halle.“ Am Distanzreitsport reizt sie die Verbindung aus Wettkampf und Natur. „Mit meinem Pferd die Landschaft zu genießen und vor immer neue Herausforderungen gestellt zu werden“, fasziniert die passionierte Reiterin. Jeder Ritt sei abhängig von Wetter, Bodenbeschaffenheit (Geläuf) und Tagesform anders. Das zusammen mit ihrem vierbeinigen Partner zu meistern, sei „Abenteuer und Sport“ gleichermaßen.

Als sie sich vor zwölf Jahren nach einem eigenen Pferd umsah, sollte es daher für längere Draußenritte geeignet sein. Ihre Wahl fiel auf eine Achal-Tekkiner-Stute. „Achal-Tekkiner werden als Windhunde unter den Pferden bezeichnet“, erläutert die Sportlerin die besonderen Eigenschaften der ausdauernden Hochbeiner. Mit ihrer mittlerweile dreizehn Jahre alten Stute Sedif hat sie national schon einige Preise geholt. International ist sie seit zwei Jahren unterwegs. Weil der Distanzsport in anderen Ländern, wie zum Beispiel Frankreich, sehr gefördert werde, sei es schwer, auf internationalen Wettkämpfen einen Podestplatz zu erringen.

Umso mehr freut sie sich über ihren ersten internationalen Erfolg, den dritten Platz beim Distanzritt CEI (Competition Endurance international) in Hessen Anfang Juni. Sie und Sedef legten dabei 86 Kilometer über 2500 Höhenmeter zurück und das bei einer Reitzeit von sieben Stunden und 42 Minuten. Ganz wichtig ist der Salemer Pferdenärrin, dass die Reittiere während der Distanzwettkämpfe unter ständiger tierärztlicher Kontrolle stehen. Nach jeder cirka 30 Kilometer langen Etappe werden Tierpuls, Gang und Darm untersucht. „Es geht wie beim Marathon um die Zeit, allerdings nur solange das Tier gesund bleibt“, erläutert Kathrin Steidle.
Trotz des Vergnügens ist der von ihr gewählte Sport mit viel Anstrengung für sie wie für ihren Vierhufer verbunden. Eintages-Distanzstrecken variieren zwischen 30 und 160 Kilometern. Für den Erfolg haben Beide hart trainiert. Zusätzlich zu den wöchentlichen acht Trainingsritten haben sie drei Wochen lang das Bergstreckenreiten zwischen Nesselwangen, Überlingen und Owingen eingeübt. Ihre Nachtarbeitszeiten und verständnisvolles Entgegenkommen ihrer Chefs ermöglichen ausgedehnte Übungsritte tagsüber. Elementar ist für Kathrin Steidle ein enges Vertrauensverhältnis zwischen Mensch Distanzpferd, um beispielsweise Hindernisse wie Brücken oder Flüsse zu überwinden. Wenn es in Ausnahmesituationen gar nicht läuft, steigt Kathrin Steidle auch mal ab. “Wenn ich laufe, folgt mir Sedef auf jeden Fall.“
Schade findet Steidle, dass es in der Umgebung nicht mehr Distanzreiter gibt. Gern würde sie mit anderen zusammen trainieren oder zu Wettkampfterminen fahren. Auch über Sponsoren würde sich die junge Reiterin freuen. Teilnahmegebühren, Fahrt-und Futterkosten seien erheblich. Wer zu Kathrin Steidle Kontakt aufnehmen möchte, kann sich bei ihr melden unter der Mobilnummer 0176/47 35 96 75.
Achal-Tekkiner
Die Pferderasse ist ursprünglich aus turkmenischen Wüstenpferden hervorgegangen und gehört zu den ältesten Pferderassen der Welt. Die Tiere gelten als „Windhunde unter den Pferden“mit ihrem markant schmalen und hochbeinigen Körperbau. Das dünne Fell der Vierbeiner zeigt oft einen metallischen Schimmer. Entsprechend seiner edlen Optik weist der Achal-Tekkiner einen sensiblen, wenngleich willensstarken Charakter auf. Seine Bewegungen sind elastisch und raumgreifend und er verfügt über ein besonderes Durchhaltevermögen, dass ihn für Distanzritte prädestiniert.
Der berühmteste Achal-Tekkiner ist der Hengst Absent. Er gewann bei den Olympischen Spielen 1960 die Goldmedaille in der Dressur in Rom, Silber in Tokio und Bronze in Montreal. Mit drei aufeinander folgenden Medaillen ist er das bislang erfolgreichste Olympia-Pferd.