Mardiros Tavit

Die fünfte Auflage der Salemer Saatgutbörse ist vom Publikum regelrecht überrannt worden. "Eigentlich wollten wir alles in Ruhe aufbauen und erst dann die Tore öffnen", sagte Maria Schlegel von der Initiative Saatgutbildung, die die Saatgutbörse seit 2015 organisiert. Aber schon eine halbe Stunde vor der offiziellen Öffnung hatten sich vor dem Neufracher Prinz Max lange Warteschlangen gebildet. "Wir werden die letztjährige Besucherzahl sicher übertreffen", sagte Schlegel. Damals zählten die Initiatoren 1000 Besucher. Auch dieses Jahr mussten die Samensammler viel Geduld mitbringen. Wie vor dem Eingangstor bildeten sich anfänglich lange Warteschlangen an den Tischen mit den Schraubgläsern voller Bohnen, Kürbiskerne, Tomaten- oder Paprikasamen.

Die Besucher konnten sich verschiedene Samen von Gemüsesorten, Früchten und Blumen für die private Nutzung holen.
Die Besucher konnten sich verschiedene Samen von Gemüsesorten, Früchten und Blumen für die private Nutzung holen. | Bild: Mardiros Tavit

Hausgärtner tauschen Samen untereinander

Der Katalog der Samenbörse wies allein 17 Bohnensorten aus. Diese tragen Namen wie Cubanische Reiserbohne, Heiligenberger Russe oder ganz regional Markdorfer Hofsorte. Tomatenliebhaber konnten mit der Kirgischen Fleischtomate, der Rumänischen Cocktailtomate oder der Mühlhofer Gartensorte eine kleine Weltreise unternehmen. Neben den Gemüsesamen gab es auch Blumensamen für den heimischen Garten. Diese Samen verteilte die Initiative Saatgutbildung. Daneben gab es auch einen Tisch in der Mitte, an der die Hausgärtner ihre Samen mit Gleichgesinnten tauschen konnten.

In der Mitte des Raums konnten die Hausgärtner ihre Samen mit Gleichgesinnten tauschen.
In der Mitte des Raums konnten die Hausgärtner ihre Samen mit Gleichgesinnten tauschen. | Bild: Mardiros Tavit

Initiative prüft 1000 eingereichte Sorten

Über diese Samen hatten die Veranstalter keine Kontrolle. Sie selbst gaben nur samenfestes Saatgut heraus, dessen Herkunft geklärt war. Privatleute können ihren Samen der Initiative zur Verfügung stellen, die den Samen in ihrem Garten in Salemer Teilort Mimmenhausen vermehrt und auf Sortenschutz überprüft. Über 1000 Sorten gingen im Laufe der Jahre so durch die Prüfung der Initiative. Nur wenige konnten die Auswahl überstehen.

An den Verteilstellen bildeten sich lange Warteschlangen.
An den Verteilstellen bildeten sich lange Warteschlangen. | Bild: Mardiros Tavit

Minischweine als Umgrabehelfer im Samengarten

22 Helfer engagieren sich in der Initiative, der Verein hat 14 Fördermitglieder. Ist die Saatgutbörse der Anfang des Gartenjahrs, so bildet das Tomatenfest den Abschluss. Beim Anbau werden immer wieder neue Ideen ausprobiert. So dienen aktuell zwei Minischweine als Umgrabehelfer im Samengarten. "Wir haben einen Elektrozaun, den wir um die Parzelle stellen, die umgegraben werden muss", erzählt Schlegel. Die Schweine gehen mit der Schnauze in den Boden und graben diesen um. Gleichzeitig wird der Boden aufgelockert. Aber man müsse aufpassen: Sind die Schweine zu lange auf der Parzelle, werde der Boden wieder festgetreten.

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Referenten informieren über Bodenfruchtbarkeit und Schmetterlinge

So langsam entwickelt sich die Saatgutbörse zu einem Knoten im Netzwerk rund um den ökologischen Landbau. Auch diesmal standen zwei Referate auf dem Programm. Ein Öko-Landbauberater sprach über die Verantwortung für den Boden und die Arbeit des Bodenfruchtbarkeitsfond.

Ulrich Hampl ist Öko-Landbauberater der privaten Stiftung Bodenfruchtbarkeitsfonds.
Ulrich Hampl ist Öko-Landbauberater der privaten Stiftung Bodenfruchtbarkeitsfonds. | Bild: Mardiros Tavit

Ein Vertreter des Bunds für Umwelt und Naturschutz über Schmetterlinge als Wegweiser zu einer neuen Landwirtschafts- und Gartenkultur.

André Grabs ist der Vorsitzende des BUND-Ortsvereins Gundelfingen. Hauptberuflich arbeitet der 46-jährige Heilerziehungspfleger in einem ...
André Grabs ist der Vorsitzende des BUND-Ortsvereins Gundelfingen. Hauptberuflich arbeitet der 46-jährige Heilerziehungspfleger in einem Kinderwohnheim in Freiburg. | Bild: Mardiros Tavit

Schaubeete bei der Landesgartenschau

Die Initiative Saatgutbildung wird bei der Landesgartenschau in Überlingen 40 bis 60 Quadratmeter mit Schaubeeten und Schaukästen bestücken. Weitere Projekte sind im Entstehen. So ist auch ein Schaukochen bei der nächsten Saatgutbörse in der Diskussion.

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"Kennen Herkunft des Saatguts"

Maria Schlegel von der Initiative Saatgutbildung gibt Tipps für die Aussaat.

Maria Schlegel.
Maria Schlegel. | Bild: Mardiros Tavit

Woher kommt das Saatgut, das Sie verteilen? Saatgut ist doch häufig durch Patente geschützt.

Wir bekommen viele Samen von Privatgärtnern aus der Region, die den selbst angebauten Samen schon über Jahre verwenden. Das ist samenfestes Saatgut von Pflanzen, die sich an unser lokales Klima erfolgreich angepasst haben. Wir verteilen ausschließlich Saatgut, dessen Herkunft wir kennen und dessen Geschichte wir zurückverfolgen können. Und da reichen fünf Jahre nicht aus. Einige Samen haben wir auch von Migranten erhalten, die das Saatgut vor Jahren aus ihrer Heimat mitgebracht haben. In unserem Schaugarten ziehen wir die Pflanzen groß und können dann deren Merkmale mit Datenbanken abgleichen.

Haben Sie einen Tipp für Gärtner, die selbst Keimlinge anziehen wollen, die aber Problem mit ihrer Aussaaterde haben?

Wenn Erde aus dem Garten verwendet wird, kann es daran liegen, dass die Organismen darin den noch schwachen Keimlingen zu sehr zusetzen. Darum sollte man die Erde vor der Aussaat bei gut 60 Grad im Backofen 30 Minuten erwärmen. Dann bleiben die Eiweißmoleküle in der Erde erhalten, die meisten Schädlinge sind abgetötet.

Wie lagern Sie Ihre Bohnen sicher bis zur Aussaat?

Gegen die Käfer in den Bohnen kann man die Samen im Schraubglas für zwei bis drei Wochen in der Tiefkühltruhe lagern. Das tötet die Käfer und ihre Larven.

Informationen im Internet:
www.saatgutbildung.org