Reinhild Bohlmann umreißt mit einer Handbewegung ihre geräumige Dreizimmerwohnung in der Seniorenwohnanlage "Generation+" am Schlosssee und betont: "Hier ist mein Nest". Sie war die Erste, die 2014 einzog. Davor hat sie in Heiligenberg/Steigen gewohnt. "Aus meiner Sicht war es die richtige Entscheidung, mein Eigenheim aufzugeben", sagt Reinhild Bohlmann. Sie findet es sinnvoll, sich bei Zeiten zu verkleinern. "Vorher musste ich für jedes Brötchen und jeden Liter Milch ins Auto steigen", erzählt die 81-Jährige.

Karl-Heinz Hofele, Charles Nestelhut und Hermann Sommerfeld loben die selbstständige Hausgemeinschaft sowie die gute Infrastruktur.
Karl-Heinz Hofele, Charles Nestelhut und Hermann Sommerfeld loben die selbstständige Hausgemeinschaft sowie die gute Infrastruktur. | Bild: Martina Wolters

In der Wohnanlage und in Salem selbst hat sie alles, was sie braucht: Biolädchen, Bäckerei, Sparkasse und Bademöglichkeit in unmittelbarer Umgebung. Ein Arzt und die Sozialstation, Fitnessstudio und Apotheke direkt im Haus gehören ebenfalls zu den Vorzügen ihres neuen Domizils. Angebote wie gemeinsames Kegeln, Singen oder Kartenspielen gibt es laut Bohlmann genug, um in Bewegung zu bleiben und nachbarschaftliche Kontakte zu pflegen.

Reinhild Bohlmann war die erste Bewohnerin von "Generation+" am Salemer Schlosssee. Ihr war es wichtig, sich beizeiten räumlich zu ...
Reinhild Bohlmann war die erste Bewohnerin von "Generation+" am Salemer Schlosssee. Ihr war es wichtig, sich beizeiten räumlich zu verkleinern. | Bild: Martina Wolters

Bei rund 40 Wohneinheiten biete das Wohnhaus dennoch ausreichend Rückzugsmöglichkeit für den Einzelnen. Wer sich zurückziehen wolle, könne das tun. Die gelernte Modelldirektrice hingegen braucht den Kontakt, wie sie erklärt. "Ich finde es gut, dass ich hier Menschen gefunden habe, die nachfragen, wenn es mir nicht gut geht und mir Hilfe anbieten", unterstreicht die Seniorin.

Füreinander da sein

Genau dieses Miteinander ist es, das in dem genossenschaftlich organisierten Seniorenzentrum Frickingen ebenfalls die Basis für das Zusammenleben der 17 vorhandenen Mietparteien darstellt. "Füreinander da sein", das sei ganz wichtig, betont Vorstand Charles Nestelhut. "Bei uns wird niemand im Stich gelassen", unterstreicht der frühere Sozialpädagoge. Und der ehemalige Studiendirektor Karl- Heinz Hofele, Aufsichtsratsmitglied und Mitinitiator des Wohnprojekts, ergänzt, wenn ein Bewohner krank werde, schaue jemand nach ihm. Beide Männer haben sich erst in den vergangenen beiden Jahren nach Eröffnung der Wohnanlage kennen und schätzen gelernt.

Karl-Heinz Hofele, Charles Nestelhut und Hermann Sommerfeld loben die selbstständige Hausgemeinschaft sowie die gute Infrastruktur.
Karl-Heinz Hofele, Charles Nestelhut und Hermann Sommerfeld loben die selbstständige Hausgemeinschaft sowie die gute Infrastruktur. | Bild: Martina Wolters

"Es ist nicht selbstverständlich, in unserem Alter noch mal einen guten Freund zu finden", freut sich Hofele. Nestelhut nickt. "Ich habe jetzt hier viel mehr wertvolle Kontakte geknüpft als in meiner aktiven Lebenszeit", sagt er. Wie sein neuer Weggefährte hat er sein früheres Eigenheim plus Garten verlassen, um mit seiner Frau nach Frickingen zu kommen. "In dem Moment, als wir gemerkt haben, dass Haus und Garten zur Last werden und zu wenig Zeit übrig bleibt zum Entspannen, haben wir uns hierfür entschieden", erklärt Nestelhut.

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Beide bereuen ihren Umzug keine Minute. "Es wird keiner der Mitbewohner freiwillig gehen", ist sich Hofele sicher und verweist auf eine bereits vorhandene Warteliste. Das von der baden-württembergischen Architektenkammer für beispielhaftes Bauen jüngst ausgezeichnete Genossenschaftshaus biete Komfort für Senioren und sei auch bis zu einem gewissen Pflegegrad bewohnbar.

Auch hier wird Programm geboten

Zum Beispiel seien die Zwei-, Drei- und Vierzimmerwohnungen barrierefrei und rollstuhlgerecht zu erreichen und ausgestattet. "Zu Beginn der Planung vor zehn Jahren existierte in der Gemeinde nur eine behindertengerechte Wohnung", sagt Hofele nicht ohne Stolz. Und es gibt noch mehr, worauf der 76-Jährige und sein 70-jähriger Freund stolz sind. Wie der Aufsichtsratsvorsitzende Hermann Sommerfeld sind sie überzeugt vom friedvollen Umgang innerhalb der Hausgemeinschaft, vom abwechslungsreichen Veranstaltungsprogramm und von ihrer bislang eigenständigen Verwaltung.

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Die einzige Hilfe bisher sei ein Mähroboter. Alles andere – wie das Gestalten des Gemeinschaftsraums, die Pflanzenpflege oder technische Dinge – werde in Teams erledigt. Sommerfeld weist noch auf die gute Infrastruktur des mitten im Dorf gelegenen Hauses hin. Einkaufsmöglichkeiten seien in unmittelbarer Nähe mit Supermarkt, Bäcker, Metzger und Fachgeschäften genauso vorhanden wie medizinische und pflegerische Versorgung. "Wir bestimmen und gestalten unseren dritten Lebensabschnitt im genossenschaftlichen Geist", fasst es Charles Nestelhut zusammen.