Die Wiese am Schlosssee ist nach dem Unwetter wieder frei von Blättern, Zweigen und Ästen. Bei der Mittagshitze von 31 Grad will trotzdem keiner der Badegäste auf der Grünfläche liegen. Sie sind ins Wasser oder in den Schatten der Bäume geflüchtet, ebenso die Gäste des Schlosssee-Cafés. Bald wird dieser Ort wohl voller Menschen sein.

Vom 28. bis 31. Juli findet dort eines der größten Sommerfeste am Bodensee statt. Dann werden hier zahlreiche Buden, Bühnen und Stände stehen. Außerdem bietet das Fest: Bieranstich, Blasmusik, Feuerwerk und Fahrgeschäfte. Vier Salemer Musikvereine sowie der Lippertsreuter Musikverein gehören zu den Organisatoren.

Dieses Ehrenamt macht ihn stolz

Einer, der seit Beginn Anfang der 1980er Jahre das Fest geprägt hat, ist Ronny Knepple. Wenn der 63-Jährige über das Gelände läuft, hat er zu jeder Ecke eine Geschichte zu erzählen. Er erklärt, dass die Fertigstellung der Neuen Mitte das Gelände verändert hat, der Blick auf den See von allen Punkten wichtig ist und dass die Einnahmen aus dem Pommes-frites-Verkauf essenziell für die Ausbildung der Musikvereine sind. Wer ihm zuhört, merkt: Dieses Ehrenamt ist zeitintensiv, aber es macht ihn stolz. Es ist das gute Gefühl, jedes Jahr ein Ereignis zu organisieren, dass zur Identität der Region beiträgt. „Es ist ein Fest aus der Region, für die Region“, sagt der Sprecher des Organisationskomitees.

Traditionell eröffnen die fünf veranstaltenden Musikvereine mit einem Gesamtchor, im Vorjahr von Oliver Keller von der „Harmonie ...
Traditionell eröffnen die fünf veranstaltenden Musikvereine mit einem Gesamtchor, im Vorjahr von Oliver Keller von der „Harmonie Lippertsreute dirigiert (Archivbild). | Bild: Kleinstück, Holger

Dieses Jahr fällt das Fest aber in einen Monat, in dem bislang Gewitter auf Hitzetage gefolgt sind. Am 12. Juli zog beispielsweise ein heftiges Unwetter über die Bodenseeregion. Schäden entstanden an Dächern, in Wäldern oder an Ufern, Menschen kamen aber nicht zu Schaden. Veranstalter haben das Thema im Blick: Die Verantwortlichen beim Seehasenfest verschoben das Feuerwerk wegen einer Unwetterwarnung. Aber wie ist das beim Schlossseefest?

Jede Stunde eine Lagebesprechung

„Seit der Loveparade-Katastrophe im Jahr 2010 in Duisburg ist es für uns Pflicht, Notfallkonzepte vorliegen zu haben – das betrifft auch Unwetter“, erklärt Knepple. In diesen Konzepten stehe, welche Maßnahmen in einer Ausnahmesituation in welcher Reihenfolge unternommen würden. Für den Fall eines Unwetters gebe es Einsatzwagen der Freiwilligen Feuerwehr sowie der Rettungsdienste. „Wir als Organisationsteam treffen wir uns außerdem jede Stunde und besprechen die aktuelle Lage.“

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In der Vergangenheit habe es auch Feste gegeben, die wegen Regenfällen abgesagt werden mussten. Auch im vergangenen Jahr habe es teilweise leichten Niederschlag gegeben. Knepple sagt daher: „Auf Regen vorbereitet zu sein, das ist für uns nicht neu.“

Warum keine Nachwuchsbands spielen

Neu ist seit dem vergangenen Jahr dagegen, dass keine Nachwuchsbands auf der Newcomer-Bühne spielen. Auf dem Gerüst am Sportplatz des Bildungszentrums tritt der gleiche DJ wie im Vorjahr auf und soll mit tanzbarer Musik für gute Stimmung sorgen. Kurios bleibt, dass die Bühne weiterhin ihren Namen behält. Auf Instagram sorgte dieses Thema im Vorfeld des Fests bereits für Diskussionen. Mehrere Nutzer schlugen Nachwuchsbands vor, die ihrer Meinung nach passende Kandidaten für die Newcomer-Bühne gewesen wären.

Knepple begründet diese Entscheidung mit der Pandemie und dem Ukraine-Krieg. Im vergangenen Jahr habe das Organisationsteam lange nicht gewusst, wie und ob das Fest hinsichtlich der Pandemie stattfinden werde. Erst kurzfristig sei die Zusage gekommen. „Dann hat der Ukraine-Krieg begonnen.“ Diese beiden Faktoren hätten zur Folge gehabt, dass die Organisatoren kurzfristig nicht den gewohnten Casting-Prozess für junge Bands machen konnten. Aufgrund des russischen Angriffskriegs mangelt es bis jetzt noch an Stromkästen und Stromverteilern am Sportplatz, die für die aufwändige Musikanlage notwendig sind. Vor der Pandemie fand dies in einem anderen Bereich statt, wo Stromkästen in Reichweite waren.

„Sie sollen spielen, als ob sie Stars wären“

Mit dem DJ habe man im vergangenen Jahr gute Erfahrungen gemacht, sagt Knepple. Die durchgehende Musik sorge dafür, dass sich dauerhaft Besucher an der Bühne und den dazugehörigen Ständen aufhielten. Vor der Pandemie war das anders. „Da hatte ein DJ eingeheizt, dann kamen die Bands“, so Knepple. Der Nachteil: „Die jungen Bands haben meist ihre 100 Fans mitgebracht, davor und danach war dann der Platz vor der Bühne leer.“ Mit einem durchgehend spielenden DJ sei die Bühne besser besucht und die Auslastung der Stände besser.

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Das Thema Nachwuchsband sei aber nicht vom Tisch, sagt er. „Das haben wir nur vorerst ausgesetzt.“ Schließlich soll die bestellte Technik im Oktober geliefert werden. Zudem wollten die Organisatoren keine mangelhaften Umstände für die Bands, sondern ihnen eine gute Soundanlage zur Verfügung stellen. „Wir wollen beim Schlossseefest weiterhin ein Podium für junge Bands bieten“, sagt Knepple. „Sie sollen spielen können, als ob sie Stars wären.“