Zufälle waren es, die Michael Denker aus Tiengen am Hochrhein nach Salem brachten. Der Kunstschmiede- und Schlossermeister arbeitete Anfang der 90er-Jahre als Lehrmeister für die Handwerkskammer Konstanz. Doch es gab „nicht genügend Schüler“, erzählt Denker. Er überlegte, ob er sich selbstständig machen sollte. Im Landkreis Waldshut ergab sich allerdings nichts hinsichtlich einer Schmiede. Durch Mund-zu-Mund-Propaganda erfuhr der damals 30-Jährige schließlich von der Schmiede auf Schloss Salem, für die ein neuer Mieter gesucht wurde.

Michael Denker steht vor der Schmiede. Der SÜDKURIER soll mal wiederkommen, wenn die Rosen besonders schön blühen.
Michael Denker steht vor der Schmiede. Der SÜDKURIER soll mal wiederkommen, wenn die Rosen besonders schön blühen. | Bild: Santini, Jenna

Denker ist verheiratet und hat zwei Kinder, die in Tiengen in Vereinen verwurzelt waren. Der heute 61-Jährige und seine Familie wagten den Schritt trotzdem. Seit 1994 ist er in der Schmiede von Schloss Salem tätig. „Die Schmiede besteht seit 80 Jahren. Früher war sie eine Mühle“, sagt Denker. Nach der Mühle zogen ein E-Werk und eine Werkstatt ein. Dann wurde die Schmiede in den Räumen eingerichtet.

Nichts ist für Denker unmöglich

Laut Denker vermietete der damalige Markgraf ab 1970 erstmals Räume an Handwerker von außen. „Jetzt ist es Graf Kretschmann“, witzelt der Kunstschmied und Schlosser. Denn der größte Teil von Schloss Salem gehört seit 2009 dem Land Baden-Württemberg. „Ich bin einer von den ältesten Handwerkern, die hier selbstständig drin sind“, sagt Denker. In der Schmiede bearbeitet er alles, was man sich in Bezug auf Metall vorstellen kann – vom Zaun über die Aufhängung für den Kronleuchter bis hin zum Schlüssel fürs Schloss. „Das Wort unmöglich gibt es bei mir nicht“, erklärt der 61-Jährige. Seine Arbeiten sind Auftragsarbeiten.

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Hammer und Zangen müssen fest in der Hand liegen, findet Michael Denker. „Ich brauche ein Werkzeug für einen speziellen Fall und dann muss ich Sachen ändern.“ Daher stellt er viele Werkzeuge einfach selbst her. Die Fertigkeiten dazu hat er. Denn: „Schmiede ist sehr viel Erfahrung. Ich muss Handfertigkeiten üben.“ Laut Denker war Schmied der erste Beruf, den man erlernen musste. Der Umgang mit Feuer und Material braucht Praxis. „Es ist mehr als blind anlernen“, sagt Denker.

Viele Werkzeuge stellt Michael Denker selbst her. Hammer und Zangen müssen gut in seiner Hand liegen.
Viele Werkzeuge stellt Michael Denker selbst her. Hammer und Zangen müssen gut in seiner Hand liegen. | Bild: Santini, Jenna

Wenn Zeit bleibt, macht er Kunst

Das kleine Mitbringsel suchen Touristen bei ihm vergeblich. „Das würde sich nicht lohnen“, sagt Denker. Er müsste viel zu große Stückzahlen produzieren. Für die Home and Garden stellte ein Auszubildender mal kleine Hufeisen her. Ansonsten werden keine Souvenirs gefertigt. Lieber widmet sich Denker der Kunst, wenn es die Zeit mal zulässt. Auf dem Rasen vor der Schmiede finden sich einige seiner Werke: vom kleinen Schiffchen bis zur großen Skulptur.

Auf dem Rasen vor der Schmiede stehen Denkers Kunstwerke. Hinten kleine Schiffchen, vorne die große Skulptur.
Auf dem Rasen vor der Schmiede stehen Denkers Kunstwerke. Hinten kleine Schiffchen, vorne die große Skulptur. | Bild: Santini, Jenna
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Wie lange er noch als Schmied arbeiten wird? „Ich hoffe, bis ich den Hammer abgebe“, antwortet Denker. Eventuell wird er ein bisschen weniger arbeiten und sich mehr Zeit für das nehmen, „was einem Spaß macht“. Aber ans Aufhören denkt er nicht und zeigt auf die Einzelstücke in seiner Schmiede. „An jedem Stück hängt ein Stück von mir“, erklärt der 61-Jährige.