Die blau-violette Flamme zuckt kurz, als Roger Schräpler die dicke Glasstange hineinhält. Vorsichtig dreht der Glasbläsermeister den Stab, bis er von allen Seiten gelb leuchtet. Nach einer Minute kann er das eben noch harte und jetzt hell glühende Glas wie Karamell in die Länge ziehen. Mit einer schnellen Drehung kappt er die Stange und legt den Rest beiseite. „Das Glas muss immer gezogen werden, egal, was hergestellt werden soll“, sagt Roger Schräpler, der eine eigene Kunstwerkstatt im Schloss Salem betreibt.

Stauchen, ziehen und blasen

Heiß ist es in der Werkstatt. Glas schmilzt bei etwa 1200 Grad Celsius. Das ist auch die nötige Temperatur, damit man das Glas stauchen, ziehen oder blasen kann. Jedoch ist Glas nicht gleich Glas. „Glas ist farbenfroh und vielseitig“, beschreibt Schräpler seine Faszination für das Handwerk. Seit 1995 ist er im Schloss als selbstständiger Glasbläser ansässig. Und das war ein Zufall. Er sei 1994 auf einer Tagung für Glasbläser in Konstanz gewesen, als er erfahren habe, dass das Schloss für die Werkstatt einen Glasbläser sucht. „Auf der Rückfahrt habe ich in Markdorf das Schild Salem gesehen und bin mal hingefahren“, lacht er. Dabei habe sich rausgestellt, dass das Anwesen viel größer ist, als er erwartet hätte. Er bewarb sich und bekam schnell die Zusage.

Der Salemer Glasbläser Roger Schräpler Video: Julia Lutz

Von der Industrie in die eigene Werkstatt

Schräpler, der schon ab 1982 selbstständig in einer Werkstatt in Sandershofen arbeitete, zog an den Bodensee. Die Familie folgte ihm ein Jahr später. „Das haben wir nie bereut“, erzählt er. Das Fundament seiner künstlerischen Tätigkeit ist eine Ausbildung zum Glasapparatebläser in Ilmenau/Thüringen gewesen. 1987 hielt er dann den Meisterbrief in den Händen. Heute arbeitet er direkt vor den Augen der Besucher, die das Handwerk miterleben können.

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Glasarbeiten für den Adel

In den vergangenen 28 Jahren hatte er Besucher aus aller Welt in seiner Salemer Werkstatt, darunter auch hochrangige Mitglieder des europäischen Adels. Für den im Dezember verstorbenen Max Marktgraf von Baden habe er oft Geschenke nach Wunsch angefertigt, darunter auch Geschenke für den spanischen Adel. Auch der Marktgraf habe einige Arbeiten für sich selbst in Auftrag gegeben, erzählt Schräpler. Heute fertigt er filigrane Glasarbeiten für sein Atelier, nimmt aber auch noch technische Aufträge an.