Mit den Affen auf Augenhöhe: Das soll in Kürze nicht nur auf dem Rundweg im Freigehege am Affenberg in Salem möglich sein, sondern auch eine Etage höher. „Es ist beeindruckend, wie die Affen im Blätterdach auf dünnen Ästen herumturnen“, weiß Affenberg-Direktor Roland Hilgartner zu berichten. Als Primatologe ist er immer wieder auf Forschungsreisen im Urwald, wo ihm auch die Idee kam, den Park um einen Treewalk zu ergänzen, einem Baumwipfelpfad. „Ich hatte das schon länger im Hinterkopf“, erzählt Hilgartner, „doch jetzt war der ideale Zeitpunkt, um das auf die Beine zu stellen“.

Popcorn wird es nicht mehr geben
Seit im Zuge der Corona-Pandemie kein Popcorn zur Fütterung der Affen mehr ausgegeben wurde, habe sich gezeigt, dass die Besucher sich vermehrt auf die Tierbeobachtung konzentrierten: „Die Besucher vermissen das Popcorn nicht und halten sich sogar länger im Gehege auf als vorher“, schildert der Parkleiter seine Beobachtungen. Das solle auch so bleiben: „Das Popcorn ist Geschichte.“ Der geplante Treewalk solle daher eine neue Perspektive bieten, um die Primaten und ihr natürliches Verhalten zu beobachten. Zwar verspricht sich Hilgartner durch das Zusatzangebot einen neuen Anreiz für einen Besuch, doch die Affen stünden nach wie vor im Vordergrund: „Wir befinden uns am Affenberg, nicht in Disneyland.“
Konstruktion wird komplett von den Bäumen getragen
Deshalb wollte Hilgartner, dass sich der Treewalk harmonisch in den Buchenwald einfügt: „Für uns und die Affen ist der Wald extrem wichtig, daher kam eine massive Konstruktion nicht in Frage.“ Bei seiner Recherche stieß er auf die Firma Cambium aus Leutkirch im Allgäu, die weltweit tätig ist und unter anderem in Neuseeland einen Treewalk realisierte. Das Besondere an dem Konzept der Firma sei, dass die Plattformen und Hängebrücken mittels eines mitwachsenden Schlingensystems komplett von den Bäumen getragen werden. Somit seien keine großen Baumaßnahmen oder Masten notwendig.

Auch räumlich passe sich der Treewalk nahtlos an den bestehenden Rundweg an, erklärt Hilgartner: Kurz bevor man den großen Fütterungsplatz im Süden erreicht, zweigt ein Versorgungsweg ab, der als Zugang zum Treewalk genutzt werden soll. Leitern oder Treppen seien nicht nötig, da man die erste Plattform aufgrund der Hanglage über eine Rampe betrete: „Das passt von der Topografie perfekt, da man durch den Hang an Höhe gewinnt“, begründet der Parkleiter.
Somit erreiche man eine Höhe von bis zu 11,40 Metern über dem Boden – perfekt, um den Berberaffen zuzusehen, wie sie sich auf Nahrungssuche durch die Buchenkronen hangeln. Im Frühjahr locken die jungen Blätter, im Herbst die Bucheckern, verrät der Experte. Nach 217 Metern gelange man auf die letzte der zwölf Plattformen, die ebenfalls per Rampe verlassen werde und unweit des Einstiegs auf den Rundweg am Boden zurückführe.

Besucher sollten schwindelfrei sein
Trotz des komfortablen Zugangs wird der Treewalk nicht rollstuhlgerecht oder kinderwagentauglich sein: Die Konstruktion sei nicht statisch, vor allem die Hängebrücken könnten ins Schwingen geraten. „Ich glaube nicht, dass das alle wagen werden“, schätzt Hilgartner, „man muss schon schwindelfrei sein.“ Eine Ausrüstung wie in Hochseilgärten sei jedoch nicht nötig, auch gebe es kein Mindestalter. Für die Nutzung des Treewalks wird ein Aufpreis zum regulären Eintrittspreis erhoben. Wie hoch dieser Aufpreis für das Zusatzangebot sein wird, stehe noch nicht fest. Wer den Treewalk nicht nutzen wolle, könne weiter wie gewohnt und ohne Beeinträchtigung den Affenberg besuchen.
Gemeinderat gibt grünes Licht für Pläne
Doch zunächst steht die Realisierung des Projekts an. „Ich bin froh, dass der Gemeinderat grünes Licht gegeben hat“, blickt Hilgartner auf die einmütige Entscheidung des Gemeinderatsausschusses für Umwelt und Technik im November zurück. Bereits vor einem Jahr waren alle Bäume in dem betroffenen Bereich auf ihre Verkehrssicherheit kontrolliert worden, hieß es in der Sitzung des Ausschusses. Nun stehe noch die Rückmeldung des Landratsamts aus: „Wenn das Genehmigungsverfahren abgeschlossen ist, werden wir richtig einsteigen“, kündigt der Affenberg-Chef an. „Ich bin ganz zuversichtlich, dass wir den Treewalk in dieser Saison eröffnen können.“

Spielplatz und Schnitzeljagd-App als weitere Neuerungen
Zu Saisonbeginn am 12. März soll eine andere neue Attraktion bereits fertiggestellt sein: Unter dem Motto „Kleiner Ranger“ errichtet die Firma Kreaholz aus Frickingen einen Spielplatz, nachdem die alten Geräte abgeräumt worden waren. „Das ist exklusiv für den Affenberg und nichts von der Stange“, unterstreicht Roland Hilgartner. Neben Nestschaukeln, einem Kleinkindbereich und kreativen Spielanregungen gebe es viele Klettermöglichkeiten: „Da können die Kids schon mal üben“, sagt Roland Hilgartner augenzwinkernd.
Für die Jugendlichen und Erwachsenen werde es eine neue App geben, sagt Assistentin und Pressesprecherin Tanja Breuer: „Die Schnitzeljagd-App führt mit kleinen Rätseln durch den Park, die das Erlebnis noch spannender machen sollen.“ Hilgartner ergänzt, dass hier Innovation und Wissensvermittlung verbunden würden: „Wir wollen auf spannende Aspekte hinweisen, die oft übersehen werden.“