„Dabei sein ist alles“, sagt Ines Koppe über ihre regelmäßige Teilnahme an Deutschen Meisterschaften. Zusammen mit ihrer aktuellen Hündin Enya trainiert Koppe hart. Täglich joggt sie fünf Kilometer, bevor sie zu ihrer Arbeitsstelle im Überlinger Gemeindepsychiatrischen Zentrum fährt. Bei schlechtem Wetter geht es aufs Laufband. Je näher es auf ein Turnier zugeht, desto mehr wird geübt. Bei Extratrainings läuft die 36-Jährige zusammen mit Enya im Hundegeschirr.
Sport mit Hund bringt gesundheitlichen Ausgleich
Der Hund zieht und Koppe muss mithalten. Das ist nicht einfach für die zierliche junge Frau. Weil sie am Pfeiffer-Syndrom erkrankt ist, hat sie von Geburt an mit erheblichen körperlichen Einschränkungen zu kämpfen. Oft plagen sie auch Kopf- und Gelenkschmerzen und Schlafstörungen. Der Sport hilft ihr, dagegen anzukämpfen: „Wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin, kann ich meine gesundheitlichen Probleme vergessen“, erklärt die Frau. Die Bewegung mit Tier bringe nicht nur gesundheitlichen Ausgleich, sondern mache auch viel mehr Spaß, als allein unterwegs zu sein.
Mit 15 Jahren entdeckte Koppe den Hundesport für sich, nachdem andere Sportarten sich nicht mit ihren Handicaps vereinbaren ließen. Erste Starts hatte die junge Sportlerin im Hindernislauf mit Familienhündin Bella, die nach einer Tumorerkrankung verstarb. Bellas Nachfolgerin, eine vierjährige Appenzellerhündin, hatte so viele Macken, dass Koppe sie körperlich nicht händeln konnte. Auf dem Hundeplatz musste sie zunächst mit wechselnden Leihhunden trainieren. Vor 15 Jahren erfüllte sich Koppes Traum. Ihre ebenfalls hundebegeisterte Schwester Anke fand zusammen mit Mutter Petra im Friedrichshafener Tierheim einen zehn Monate alten Chihuahua-Mix. Koppe taufte den Mischling Malina und begann mit ihr zu üben und legte ein paar Jahre später die Begleithundeprüfung (BH) ab.

„Jetzt konnte es richtig losgehen“, erzählt Koppe rückblickend. Mit dem BH-Zertifikat in der Tasche war der Weg frei für die Teilnahme an den Südwestdeutschen Meisterschaften, wo sie 2016 erstmalig mitlief. Weil es damals noch keine Para-Klasse gab, belegte sie einen Platz im Mittelfeld. „Wir hatten sehr viel Spaß und Malina zog richtig gut“, erinnert sich die Salemerin. Mit dem Startschuss für das Para-Projekt ein Jahr später hatte die gehandicapte Hundesportlerin erstmalig die Chance, bei einer Deutschen Meisterschaft dabei zu sein und sogar den Siegertitel in ihrer Altersklasse im 2000-Meter-Geländelauf mit nach Hause zu bringen.
Zusammengehörigkeitsgefühl bei Meisterschaften
Weil es nur selten Mitstarter in ihrer Klasse gibt, würde sich Koppe schon Konkurrenz wünschen. Aber ein bisschen sportlichen Ehrgeiz hat sie auch. „Wenn ich außerhalb der Para-Klasse antrete, habe ich keine Chance, zu gewinnen“, weiß die junge Frau mit Assistenzbedarf. Und das Gewinnen wie den Kontakt zu den anderen Meisterschaftseilnehmern genießt Koppe, wie sie betont. „Wir treffen uns in ganz Deutschland und sitzen nach den Wettkämpfen zusammen“, berichtet sie. Das Zusammengehörigkeitsgefühl dort bereite ihr große Freude, sagt sie.
Viele Freundschaften, die sich daraus ergeben, pflege sie zumeist über soziale Medien. Kein Wunder, dass sich Koppe schon auf den nächsten Wettkampf bei den Verbandsmeisterschaften im April auf der Alb freut. Mitte Oktober peilt sie die Deutsche Meisterschaft in Sülfeld in Schleswig-Holstein an.