Die Staatsanwaltschaft Konstanz ermittelt im Fall der Wasserverluste von Sipplingen. Der Leitende Oberstaatsanwalt Johannes-Georg Roth schrieb dem SÜDKURIER, seine Behörde haben „im Hinblick auf die Berichterstattung zwischenzeitlich wegen der fehlenden Wassermengen ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt eingeleitet.“ Der SÜDKURIER hatte in den vergangenen Monate mehrfach ausführlich über das Thema berichtet.
Gemeinderat möchte früher informiert werden
In der öffentlichen Gemeinderatssitzung hatte Bürgermeisterstellvertreter Clemens Beirer (CDU) Mittwochabend bemängelt, dass das Gremium den aktuellen Sachstand der Untersuchungen aus dem SÜDKURIER habe erfahren müssen. Er bat darum, das Gremium zumindest gleichzeitig oder vorher durch den internen Newsletter in Kenntnis zu setzen. Bürgermeister Oliver Gortat sagte dies zu. Auf Rückfrage erklärte Gortat gestern dem SÜDKURIER, er haben seine „Kolleginnen und Kollegen des Gemeinderat(es) auch weiterhin mit den notwendigsten Informationen versorgt“, allerdings seien „diese Informationen ... nicht so detailliert aufgegliedert“ gewesen, wie es der SÜDKURIER getan habe. Gortat: „Von Seiten des Gemeinderates wurden jedoch auch keine detaillierteren Informationen angefordert, so dass ich davon ausgegangen bin, dass die Kommunikation soweit in Ordnung ist.“

Öffentlich hatte sich der Gemeinderat zuletzt am 20. März 2019 mit dem Thema befasst. Die Bodenseewasser Versorgung alarmierte damals das Gremium: Im zurückliegenden Jahr wurden 214 565 Kubikmeter Wasser in den Hochbehälter Stich geliefert, doch nur 105 546 Kubikmeter Wasser kamen nach Ablesung der Zähler in den Haushalten des Dorfes an. Diesen Bericht hatte der SÜDKURIER veranlasst, einmal etwas genauer auf die Wasserverluste zu schauen. Bei der Recherche wurde deutlich, dass seit 2004 jährlich zwischen 20 000 und 100 000 Kubikmeter Wasser pro Jahr auf teils unerklärliche Weise verschwunden waren. Vor 2004 lagen keine Daten vor, da die Bodenseewasser Versorgung erst damals begonnen hatte, die Daten am Hochbehälter Stich zu sammeln.
Bürgermeister lässt Hydranten verplomben
Die Gemeinde beauftragte danach die Bodenseewasser Versorgung, das gesamte Rohnetz unter die Lupe zu nehmen. Mehrere Leckagen kamen zum Vorschein, dennoch blieb ein unerklärlicher Wasserverlust von mehreren 10 000 Kubikmeter pro Jahr bestehen. Weil eine illegale Wasserentnahme immer wahrscheinlicher wurde, hatte Bürgermeister Gortat vergangene Woche angekündigt, die Hydranten im Ort verplomben zu lassen. Gortat begrüßte gestern gegenüber dem SÜDKURIER, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen hat: „Auch von Seiten der Gemeinde Sipplingen hätte ich zur gegebenen Zeit die Staatsanwaltschaft eingeschaltet“, schreibt er, „allerdings wollte ich die Ergebnisse nach der kompletten Verplombung unserer Hydranten noch abwarten.“