In Sipplingen gehen offensichtlich Wasserdiebe um. Trotz intensiver Überprüfung und Reparatur aller Wasserleitungen in der Gemeinde durch die Bodensee-Wasserversorgung verschwinden nach wie vor über 30 000 Kubikmeter Trinkwasser pro Jahr in dem 2000-Seelen-Dorf. Nun will Bürgermeister Oliver Gortat die Hydranten des 2000-Seelen-Dorfes verplomben lassen.

Sebastian Kühne, Gruppenleiter Netzbetrieb der Bodensee-Wasserversorgung, gab vor, welche Straßenzüge bei der Suchaktion abgesperrt ...
Sebastian Kühne, Gruppenleiter Netzbetrieb der Bodensee-Wasserversorgung, gab vor, welche Straßenzüge bei der Suchaktion abgesperrt werden sollen. | Bild: Schnurr, Michael

Die Wasserverluste sind nicht neu. Seit 2004 werden sie registriert. Was davor geliefert und abgerechnet wurde, ist laut Gemeinde nicht genau festzustellen. Die Bodensee-Wasserversorgung verfügt über keine weiter zurückreichende Datensätze. Allerdings stiegen die Wasserverluste mit kleinen Schwankungen seit 2004 kontinuierlich an und erreichten 2018 mit über 50 Prozent einen neuen Höchststand: Dem an den 13 000 Wasseruhren der Gemeinde registrierten Verbrauch von 106 000 Kubikmeter standen 215 000 Kubikmeter von der Bodenseewasser Versorgung gelieferten Wassers gegenüber.

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Die verbrauchten und abgerechneten Wassermengen

Große Lecks im Rohrnetz behoben

Intensive Untersuchungen des gesamten Rohrnetzes im Frühjahr und Sommer 2019 brachten danach etliche Leckagen im Rohrnetz zutage. Das ist nichts Ungewöhnliches in den kleinen Gemeinden, deren Rohrnetze oft noch aus der Nachkriegszeit stammen und in die Jahre gekommen sind. Wie schon unter Bürgermeister-Vorgänger Anselm Neher wurde repariert oder es wurden neue Leitungen verlegt. Mit Erfolg. Bürgermeister Oliver Gortat gegenüber dem SÜDKURIER: „Bis August 2019 ist das bezogene Wasser um rund 3,5 Prozent zum Vorjahr zurückgegangen.“

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Große Wasserverluste steigen seit 2009

Auch in den Vorjahren waren unter Anselm Neher solche Teilerfolge nicht unüblich gewesen, doch immer war weiterhin deutlich mehr Wasser geliefert als bezahlt worden. Dieses Mehr an Wasser belastete allerdings nie den Gemeindehaushalt. Sipplingen steht als Erfassungsgemeinde des Bodenseewassers jährlich eine Freimenge von 86 724 Kubikmetern Wasser zu. Erst wenn das Dorf mehr als 181 332 Kubikmeter Wasser bezieht, muss Sipplingen für das überzählig gelieferte Wasser zahlen.

Wasser ist wertvoll, auch seine Aufbereitung zu Trinkwasser. Die Bodensee-Wasserversorgung entnimmt das Wasser aus 60 Metern Tiefe. Bei ...
Wasser ist wertvoll, auch seine Aufbereitung zu Trinkwasser. Die Bodensee-Wasserversorgung entnimmt das Wasser aus 60 Metern Tiefe. Bei Süßenmühle stehen sechs Pumpen, mit denen das Wasser in das 310 Meter höher gelegene Wasserwerk befördert wird, wo es umfangreich aufbereitet wird, bevor es auf die Reise durch ganz Baden-Württemberg geschickt wird. | Bild: Hilser, Stefan

Die Reparaturen wirkten sich auch auf die Nachtabgabe des Wassers zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens aus. In diesen Stunden sperrte die Bodensee-Wasserversorgung die Wasserlieferung für kurze Zeit in einzelne Straßenzüge ab, um das Rohrnetz auf Leckagen zu überprüfen. Ein Zeitraum, in dem üblicherweise in Kommunen nur wenig Wasser verbraucht wird. Aufgefallen war bei diesen Messungen, dass in diesen Stunden aus dem Hochwasserbehälter bis zu 11 Kubikmeter Wasser pro Stunde entnommen wurden, 6 bis 7 Kubikmeter mehr als üblich. Auch hier zeigte die Reparatur des Netzes Wirkung.

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Oliver Gortat: „Das führte zu einer Reduzierung der Nacht-Abgabe von 4 bis 5 Kubikmeter pro Stunde.“ Dennoch deutlich zu wenig angesichts der Entnahme von 11 Kubikmetern. Das sieht auch Bürgermeister Oliver Gortat und schreibt: „Die noch offenen Differenz von 3 bis 4 Kubikmeter pro Stunde hat sich auch dieses Mal wieder nach Bekanntgabe im Gemeinderat und ohne unser Zutun reduziert.“ Damit legt Gortat den Finger in die Wunde: Jedesmal, wenn in den vergangenen Jahren über den Wasserverlust im Gemeinderat oder im SÜDKURIER gesprochen beziehungsweise geschrieben wurde, ging danach schlagartig die Wasserentnahme für einige Zeit zurück.

Ein moderner Hydrant. In der Gemeinde Sipplingen sollen sie aber auch ältere Hydranten nun verplombt werden. Bürgermeister Oliver Gortat ...
Ein moderner Hydrant. In der Gemeinde Sipplingen sollen sie aber auch ältere Hydranten nun verplombt werden. Bürgermeister Oliver Gortat will so einem möglichen Diebstahl zuvorzukommen. Das Dorf beschäftigen seit geraumer Zeit große Wasserverluste. | Bild: Feuerwehr

Bürgermeister Oliver Gortat kündigte gegenüber dem SÜDKURIER an, im Dorf nach und nach alle Hydranten verplomben, also versiegeln zu lassen. So ist nachzuvollziehen, wenn ein Hydrant von Unbefugten benutzt wurde. Dem Gemeindeoberhaupt schwant wohl Übles.

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