Die Trinkwasserpreise werden für Millionen Baden-Württemberger in den kommenden Jahren ansteigen. „Es wird deutlich teurer werden, da machen wir keinen Hehl daraus“, sagte Jürgen Zieger, Vorsitzender des Zweckverbands Bodensee-Wasserversorgung (BWV) am Dienstag. Die BWV mit Sitz in Sipplingen ist der größte Fernwasserversorger Deutschlands und beliefert rund 183 Gemeinden mit vier Millionen Einwohnern im Land. Preiserhöhungen der BWV werden von den örtlichen Wasserwerken meist in vollem Umfang an die Endkunden weitergegeben.

Auch Landeswasserversorgung in Stuttgart betroffen

Perspektivisch könnten auch weitere drei Millionen Wasserkunden der in Stuttgart ansässigen Landeswasserversorgung (LW) betroffen sein. Auch hier herrsche nach Angaben Ziegers, der in Personalunion auch der Landeswasserversorgung vorsitzt, hoher Investitionsbedarf in den kommenden Jahren.

Quagga-Muschel und Klimawandel führen System an Grenzen

Grund der Kostensteigerung bei den Fernwasserunternehmen sind massive Investitionen in die Anlagentechnik. Nach rund 60 Jahren in Betrieb nähere sich die Infrastruktur „dem Ende ihrer Lebensdauer“, hieß es von der Bodensee-Wasserversorgung. Gleichzeitig erfordere eine immer größere Wasser-Nachfrage Kapazitätsanpassungen. Nicht zuletzt müsste der Anlagenpark den neuen Erfordernissen des Klimawandels angepasst werden. So entwickeln sich Trockenheitsphasen im Sommer zur Belastungsprobe für die Wasserbereitstellung. Eingeschleppte Tierarten wie die Quagga-Muschel beschädigen Wasserentnahmestationen, etwa im Bodensee. „Der Klimawandel ist bei den Wasserversorgern angekommen“, sagte BWV-Chef Zieger.

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In Summe will die Bodensee-Wasserversorgung in den kommenden 15 Jahren gut 360 Millionen Euro investieren, um die Wasserversorgung in Baden-Württemberg zukunftsfähig zu machen – eines der größten Investitionsprogramme in der Geschichte des 1954 gegründeten Zweckverbands. Die Mitglieder der BWV sollen einen entsprechenden Investitionsplan in zwei Jahren final beschließen, hiess es auf einer Verbandsversammlung der BWV am Dienstag.

14 Prozent Preissteigerung in zwei Jahren

In einem ersten Schritt soll der Wasserabgabepreis der BWV an die Verbandsgemeinden nach Angaben des Zweckverbands im kommenden Jahr um knapp zwei Cent je Kubikmeter Frischwasser auf dann 63,7 Cent steigen. Rechnet man die vorhergegangene Preisrunde mit ein ergibt sich eine Verteuerung des Trinkwassers für die Kommunen von knapp 14 Prozent in zwei Jahren.

Der Wasserabgabepreis der Bodensee-Wasserversorgung an die lokalen Wasserwerke macht knapp ein Drittel des Endkundenpreises von Leitungswasser aus. Preissteigerungen schlagen also nur anteilig auf die Endkundenpreise durch.