„Sipplingen wurde komplett und mit voller Wucht getroffen.“ Mirko Schirmeister, Kommandant der Feuerwehr Sipplingen, zieht eine erste Zwischenbilanz nach dem Unwetter vom 1. Juli. Aktuell sind etwa 50 Einsatzkräfte der Feuerwehren Sipplingen und Überlingen im Einsatz, um erste Schäden zu beseitigen oder weitere Gefahren abzuwenden.

Ein Schwerpunkt ist der Bereich Seestraße. Hier sammelte sich ein Strom an niedergegangenen Hagelkörnern, die sich über die Rathausstraße Richtung Bodensee wälzten, wie Schirmeister berichtet. „Die Autos standen über ihre Türen hinaus im Hagel“, berichtet er.

Hagelschauer in Sipplingen Video: Feuerwehr Sipplingen

Die Hagelkörner hätten sich zu einem Haufen zusammengeschoben, der bis zum Türgriff reichte. „Über einen halben Meter hoch“, so Schirmeister.

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Unterstützung bekommt die Feuerwehr Sipplingen von einem Löschzug und dem Hochwasserzug der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen. Die Wehren gingen mit Unterstützung des örtlichen Bauhofs zu Werke, der mit einem großen Radlader und Schaufel zu Werke die Hagel-, beziehungsweise Schneemassen beseitigte.

Der kleine Magnus schaut fasziniert auf den Schaufelradlader der Gemeinde, mit dem nach dem Hagelschauer im Dorf der Weg frei gemacht wird.
Der kleine Magnus schaut fasziniert auf den Schaufelradlader der Gemeinde, mit dem nach dem Hagelschauer im Dorf der Weg frei gemacht wird. | Bild: Stefan Hilser

Die erste Alarmierung erfolgte laut Schirmeister um 11.20 Uhr. Wie auf Satellitenbildern von Meteo Schweiz zu sehen ist, bildeten sich über dem Bodanrück und über dem Gnadensee zwei Gewitterzellen, die sich über dem Bodanrück vereinten, nach Norden über den Überlinger See nach Sipplingen zogen und dort ihre volle Ladung entluden.

Das Satellitenbild von Meteo Schweiz zeigt im lila Bereich, wie eine Gewitterzelle um 11.07 Uhr zentral über Sipplingen steht.
Das Satellitenbild von Meteo Schweiz zeigt im lila Bereich, wie eine Gewitterzelle um 11.07 Uhr zentral über Sipplingen steht. | Bild: Screenshot Meteo Schweiz

Kommandant Mirko Schirmeister berichtete, dass der Hagelschauer auch über die alte B31 im Dorf niederging und den Verkehr zum Erliegen gebracht habe. Im Dorf waren neben den Hagelhaufen noch zahlreiche Blätter und kleinere Äste zu sehen, die durch die Luft gewirbelt worden sind.

Ein Schaufelradlader der Gemeinde kippt eine Ladung voll Hagel in einen Anhänger, den der Mitarbeiter des Bauhofs in eine Mulde am ...
Ein Schaufelradlader der Gemeinde kippt eine Ladung voll Hagel in einen Anhänger, den der Mitarbeiter des Bauhofs in eine Mulde am Bodensee wirft, wo er angesichts der hohen Temperaturen an diesem 1. Juli wohl bald zu Wasser geschmolzen sein wird. | Bild: Stefan Hilser

Trotz der hohen Temperaturen arbeiteten die Feuerwehrleute in ihrer Schutzkleidung, legten dann aber irgendwann ihre Helme ab. Schirmeister betonte, wie gut Feuerwehr und örtlicher Bauhof hier zusammenwirken.

So groß waren die Hagelkörner immer noch, nachdem sie schon gut zwei Stunden lang geschmolzen sind. Kommandant Schirmeister schätzt die ...
So groß waren die Hagelkörner immer noch, nachdem sie schon gut zwei Stunden lang geschmolzen sind. Kommandant Schirmeister schätzt die Körnung auf zwei bis drei Zentimeter, in Spitzenfällen vier bis fünf Zentimeter Durchmesser. | Bild: Stefan Hilser

Ohne den Schaufelradlader der Gemeinde hätten die Straßen, insbesondere am Übergang von der Rathausstraße zur Seestraße, nicht so schnell freigeräumt werden können. Einigen Autofahrern und Passanten konnte es allerdings nicht schnell genug gehen, wie ihren Äußerungen zu entnehmen war.

Vielleicht nicht ganz das passende Warnschild, aber ein extra Schild für „Hagelkörnerbeseitigung“ gibt es vermutlich nicht.
Vielleicht nicht ganz das passende Warnschild, aber ein extra Schild für „Hagelkörnerbeseitigung“ gibt es vermutlich nicht. | Bild: Stefan Hilser

Die Feuerwehr kämpfte mit Unterstützung der Wehr aus Überlingen gegen Wasser, das Kellerräume flutete. Von abgedeckten Dächern oder anderen Schäden war dem Kommandanten bei einer Zwischenbilanz gegen 14 Uhr nichts bekannt.

Die Kinder Magnus und Helene messen sich in der Rathausstraße mit einer Hagelballschlacht.
Die Kinder Magnus und Helene messen sich in der Rathausstraße mit einer Hagelballschlacht. | Bild: Hilser, Stefan

Die Kinder Magnus und Helene nutzten an diesem heißen ersten Juli die willkommene Abkühlung. Ihre Mutter, die in Sipplingen arbeitet, und die den Hagelschauer mitbekommen hat, holte kurzerhand ihre Kinder in Überlingen ab, damit sie in Sipplingen eine Hagelballschlacht erleben dürften. „Die Hausaufgaben sind erst mal nicht so wichtig“, sagte sie. Helene und Magnus jedenfalls hatten ihre helle Freude und bewarfen sich mit den kühlen Kügelchen.

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In Überlingen bekam man von der Wucht, die Sipplingen getroffen hat, nichts mit. Das, was man aus dem Satellitenbild herauslesen kann, deckt sich mit der Information der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen, die zwar zur Überlandhilfe nach Sipplingen eilte, auf der eigenen Gemarkung aber keinen Einsatz zu verzeichnen hatte. „Auf dem Gemeindegebiet der Stadt Überlingen wurden keine unwetterbedingten Einsätze der Feuerwehr verzeichnet“, teilte Feuerwehrsprecher Daniel Dillmann auf Anfrage mit.

Im Hagelkorn versunken. Ein unwirklich wirkendes Foto in der Seestraße von Sipplingen am 1. Juli.
Im Hagelkorn versunken. Ein unwirklich wirkendes Foto in der Seestraße von Sipplingen am 1. Juli. | Bild: Feuerwehr Sipplingen

Verletzt wurde bei dem Unwetter niemand, sagte Schirmeister. Die kühle Pracht wurde auf einen Anhänger des Bauhofs verladen und in einer Mulde, beziehungsweise einem Bachlauf, der zum See führt, abgekippt. Der Fahrer des Anhängers geht davon aus, „dass das bald geschmolzen ist“.

Kommandant Mirko Schirmeister und sein Stellvertreter Manuel Widenhorn stehen am Rande eines Hagelhaufens, der sich bei dem Unwetter am ...
Kommandant Mirko Schirmeister und sein Stellvertreter Manuel Widenhorn stehen am Rande eines Hagelhaufens, der sich bei dem Unwetter am 1. Juli neben dem Hotel Seeliebe gebildet hat. | Bild: Stefan Hilser