„Sipplingen wurde komplett und mit voller Wucht getroffen.“ Mirko Schirmeister, Kommandant der Feuerwehr Sipplingen, zieht eine erste Zwischenbilanz nach dem Unwetter vom 1. Juli. Aktuell sind etwa 50 Einsatzkräfte der Feuerwehren Sipplingen und Überlingen im Einsatz, um erste Schäden zu beseitigen oder weitere Gefahren abzuwenden.
Ein Schwerpunkt ist der Bereich Seestraße. Hier sammelte sich ein Strom an niedergegangenen Hagelkörnern, die sich über die Rathausstraße Richtung Bodensee wälzten, wie Schirmeister berichtet. „Die Autos standen über ihre Türen hinaus im Hagel“, berichtet er.
Die Hagelkörner hätten sich zu einem Haufen zusammengeschoben, der bis zum Türgriff reichte. „Über einen halben Meter hoch“, so Schirmeister.
Unterstützung bekommt die Feuerwehr Sipplingen von einem Löschzug und dem Hochwasserzug der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen. Die Wehren gingen mit Unterstützung des örtlichen Bauhofs zu Werke, der mit einem großen Radlader und Schaufel zu Werke die Hagel-, beziehungsweise Schneemassen beseitigte.

Die erste Alarmierung erfolgte laut Schirmeister um 11.20 Uhr. Wie auf Satellitenbildern von Meteo Schweiz zu sehen ist, bildeten sich über dem Bodanrück und über dem Gnadensee zwei Gewitterzellen, die sich über dem Bodanrück vereinten, nach Norden über den Überlinger See nach Sipplingen zogen und dort ihre volle Ladung entluden.

Kommandant Mirko Schirmeister berichtete, dass der Hagelschauer auch über die alte B31 im Dorf niederging und den Verkehr zum Erliegen gebracht habe. Im Dorf waren neben den Hagelhaufen noch zahlreiche Blätter und kleinere Äste zu sehen, die durch die Luft gewirbelt worden sind.

Trotz der hohen Temperaturen arbeiteten die Feuerwehrleute in ihrer Schutzkleidung, legten dann aber irgendwann ihre Helme ab. Schirmeister betonte, wie gut Feuerwehr und örtlicher Bauhof hier zusammenwirken.

Ohne den Schaufelradlader der Gemeinde hätten die Straßen, insbesondere am Übergang von der Rathausstraße zur Seestraße, nicht so schnell freigeräumt werden können. Einigen Autofahrern und Passanten konnte es allerdings nicht schnell genug gehen, wie ihren Äußerungen zu entnehmen war.

Die Feuerwehr kämpfte mit Unterstützung der Wehr aus Überlingen gegen Wasser, das Kellerräume flutete. Von abgedeckten Dächern oder anderen Schäden war dem Kommandanten bei einer Zwischenbilanz gegen 14 Uhr nichts bekannt.

Die Kinder Magnus und Helene nutzten an diesem heißen ersten Juli die willkommene Abkühlung. Ihre Mutter, die in Sipplingen arbeitet, und die den Hagelschauer mitbekommen hat, holte kurzerhand ihre Kinder in Überlingen ab, damit sie in Sipplingen eine Hagelballschlacht erleben dürften. „Die Hausaufgaben sind erst mal nicht so wichtig“, sagte sie. Helene und Magnus jedenfalls hatten ihre helle Freude und bewarfen sich mit den kühlen Kügelchen.
In Überlingen bekam man von der Wucht, die Sipplingen getroffen hat, nichts mit. Das, was man aus dem Satellitenbild herauslesen kann, deckt sich mit der Information der Freiwilligen Feuerwehr Überlingen, die zwar zur Überlandhilfe nach Sipplingen eilte, auf der eigenen Gemarkung aber keinen Einsatz zu verzeichnen hatte. „Auf dem Gemeindegebiet der Stadt Überlingen wurden keine unwetterbedingten Einsätze der Feuerwehr verzeichnet“, teilte Feuerwehrsprecher Daniel Dillmann auf Anfrage mit.

Verletzt wurde bei dem Unwetter niemand, sagte Schirmeister. Die kühle Pracht wurde auf einen Anhänger des Bauhofs verladen und in einer Mulde, beziehungsweise einem Bachlauf, der zum See führt, abgekippt. Der Fahrer des Anhängers geht davon aus, „dass das bald geschmolzen ist“.