Der Bauernmarkt in der namibischen Hauptstadt Windhuk, der einmal im Monat stattfindet, ist im ganzen Land bekannt. Einer der Händler dort kommt aus Sipplingen: Andreas Ullrich. An seinem Stand bilden sich regelmäßig Schlangen, denn die Bratwurst von Andreas Ullrich ist sehr beliebt. „Wir verkaufen bei einem Markt mehrere hundert Bratwürste“, erzählt der 58-Jährige. „Entweder frisch gebraten vom Grill oder verpackt.“ Zwar hat er auch noch mehr Fleisch- und Wurstwaren dabei, aber die Bratwurst ist sein Markenzeichen.

Das Geheimnis seines Erfolges gibt er nicht preis, verrät nur so viel: „Ich verwende ausschließlich natürliche Gewürze mit einer eigenen Rezeptur.“ Es seien weiße Bratwürste, „die in Namibia sehr gut ankommen“.

Handwerk beim Vater sowie in Meersburg gelernt

Andreas Ullrich wuchs in einem Metzgereibetrieb auf, hat sein Handwerk in Meersburg gelernt und seine Meisterprüfung in Landshut absolviert. „Natürlich habe ich jede Menge Kniffe und Geheimnisse von meinem Vater Manfred mitbekommen“, erklärt er augenzwinkernd. Als es im Jahr 2012 darum ging, den Betrieb von seinem Vater zu übernehmen, seien ihm derart hohe Auflagen zur Sanierung gemacht worden, dass er sich kurzerhand dazu entschloss, die Metzgerei abzubauen und nach Namibia zu verschiffen.

Die Ausstattung für seine Metzgerei auf der Farm Zanya bei Omaruru hat Andreas Ullrich aus Sipplingen mitgebracht.
Die Ausstattung für seine Metzgerei auf der Farm Zanya bei Omaruru hat Andreas Ullrich aus Sipplingen mitgebracht. | Bild: Reiner Jäckle

Der frühere Sipplinger erzählt: „Ich hätte einen sechsstelligen Betrag aufnehmen sollen, um einen gut laufenden und hygienisch einwandfreien Betrieb weiterzubetreiben.“ Da er sowieso schon mit dem Gedanken gespielt habe, irgendwann nach Namibia auszuwandern, sei ihm dies gerade recht gekommen. Andreas Ullrich hatte das Land 1989 kennengelernt, als er als Metzger von Lodge zu Lodge unterwegs war, um Erfahrung zu sammeln. Damals habe er sich in das Land verliebt.

Neben Märkten beliefert er Veranstaltungen und Läden

Zunächst arbeitete er auf einer Farm etwa 60 Kilometer von Omaruru entfernt, wo er heute lebt und arbeitet. Dann habe er sich umorientiert. Seine Metzgerei zog auf die Farm Zanya direkt bei Omaruru um und bei seinem Freund Uwe Jakob konnte er seinen eigenen Vertrieb aufbauen. „Ich bin Uwe sehr dankbar“, sagt er. „Er ist zudem mein wichtigster Fahrer.“ Denn mit seiner Ware ist Andreas Ullrich nicht nur auf etwa 20 Märkten, Messen und Veranstaltungen vertreten, sondern beliefert mit etwa 150 Artikeln auch den Spar-Markt in Omaruru und den Laden „Ostora“ in Swakopmund.

Zu den Spezialitäten der Metzgerei Ullrich Namibia gehört auch Bauchspeck.
Zu den Spezialitäten der Metzgerei Ullrich Namibia gehört auch Bauchspeck. | Bild: Reiner Jäckle

Das Portfolio reicht von verschiedenen Würsten, Aufschnitt, Salami und Wildräucherfleisch bis hin zu Lammschinken und dem Fleisch diverser Tierarten. Der Metzger hat sich dem Land angepasst: „Ich verarbeite sehr viel Wildfleisch“, erklärt er. „Hauptsächlich sind es die Antilopen-Arten Kudu, Oryx und Eland.“ Er bietet aber auch Fleisch von Rindern wie Jersey, Brahman, Bonsmara und Nguni an sowie vom Schwein. „Wir schlachten und verarbeiten auf der Farm und packen alles in Omaruru ab“, erklärt er. „Dabei habe ich etwa fünf Mitarbeiter, die mich unterstützen.“

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Mittlerweile hat er den Aufenthaltsstatus „permanent residence“ und seit 2021 auch ein Haus in Swakopmund. „Ich habe es bislang keine Sekunde bereut, ausgewandert zu sein“, betont der Mann vom Bodensee. Zwar sei die Corona-Zeit nicht einfach gewesen, aber in der Zwischenzeit laufe das Geschäft bestens. Zudem habe er einen großen Bekanntenkreis, viele Freunde gefunden und bekomme regelmäßig Besuch aus seiner Heimat.

Bis Ende Dezember ist er nahezu ausgebucht

„Namibia ist einfach ein unglaubliches Land“, schwärmt der 58-Jährige. „Vor allem, weil es mit meinen Hobbys Jagen, Angeln und Reisen perfekt zu vereinbaren ist.“ Außerdem habe das Land von Wüste über Meer bis subtropisches Klima nahezu alles zu bieten. Er genießt diese Vorzüge, wann immer es geht. „Allerdings habe ich gar nicht viel Zeit dazu“, sagt Andreas Ullrich. „Ich bin allein dieses Jahr bis Ende Dezember nahezu ausgebucht.“ Eines lässt er sich aber nicht nehmen: Einmal im Jahr ist er zu Besuch am Bodensee, meistens zwei bis drei Wochen im August.

Andreas Ullrich testet die Konsistenz des Bräts, aus dem später die Bratwürste gemacht werden.
Andreas Ullrich testet die Konsistenz des Bräts, aus dem später die Bratwürste gemacht werden. | Bild: Reiner Jäckle

Damit das Geschäft läuft, ist der gelernte Koch nahezu täglich im Einsatz. Sein Alltag beginnt gegen 5 Uhr morgens. Dann holt er um 6 Uhr seine Mitarbeiter ab und die Produktion, das Verpacken und der Vertrieb können beginnen. „Im Winter arbeiten wir, wenn wir nicht unterwegs sind, bis etwa 15 oder 16 Uhr“, erzählt Andreas Ullrich. „Im Sommer hören wir in der Regel spätestens um 13 Uhr auf, da es danach unglaublich heiß wird.“

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Und alle zwei Wochen steht die mittlerweile bekannte Bratwurst der Metzgerei Ullrich Namibia auf dem Produktionsplan. Denn die vielen Kunden, die auf den Märkten, Messen und Veranstaltungen dafür Schlange stehen, wollen auch bedient werden. Um die Nachfrage zu befriedigen, produzieren Andreas Ullrich und sein Team jedes Jahr mehrere tausend Bratwürste.