Die Quagga-Muschel ist am Ufer des Bodensees angekommen. Sie bereitet nicht länger nur der Bodenseewasser-Versorgung, sondern auch anderen Institutionen sowie Schiffseigentümern Sorge. Auch Badegäste machen immer häufiger unangenehme Bekanntschaft mit der Muschel, die ursprünglich nicht im Bodensee vorkommt. Jüngst mussten sich an einem sonnigen Wochenende sechs Badegäste an der Wachstation der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Sipplingen ihre Schnittwunden versorgen lassen. Ein Jugendlicher trug eine tiefe Schnittwunde am großen Zeh davon. Karl-Heinz Rimmele von der DLRG sagt: „Das waren sicherlich nicht alle, denn viele Badegäste haben schon Pflaster dabei, wenn sie am Wochenende hier am Ufer schwimmen gehen, und versorgen sich selbst.“
„Viele Badegäste haben schon Pflaster dabei, wenn sie am Wochenende hier am Ufer schwimmen gehen.“Karl-Heinz Rimmele
Verletzungen werden nicht zentral erfasst
Betroffen sind nicht nur Badegäste in Sipplingen. An allen Uferbereichen des Bodensees tritt die Quagga-Muschel mittlerweile auf. Das Landratsamt, respektive die Gesundheitsämter, haben allerdings keine Aufzeichnungspflicht und werden im Zweifel nur beratend aktiv. Robert Schwarz, Pressesprecher des Bodenseekreises, sagt gegenüber dem SÜDKURIER: „Verletzungen durch Muscheln werden dem Gesundheitsamt nicht gemeldet. Verletzungen werden abhängig vom Schweregrad und den sich daraus ergebenden Komplikationen (zum Beispiel Infektionen) durch das niedergelassene System (Hausärzte, niedergelassene Chirurgen) oder in Krankenhaus-Notaufnahmen versorgt. Meldepflichtig sind solche Verletzungen nicht.“ Und weiter: „Nachhaltige Gegen- oder Regulierungsmaßnahmen sind nicht bekannt.“

Badeexperten beobachten Siedelverhalten
Zusammen mit anderen Sipplingern ist Karl-Heinz Rimmele allerdings aktiv geworden und ist der Quagga-Muschel auf der Spur. „Wir haben beobachtet, dass sich die Muschel an den kleinen Steinen nicht festsetzt, sondern nur an größeren Steinen siedelt“, erzählt Rimmele. Das wolle man nun in einem Versuch weiter ergründen und daraus eventuelle Maßnahmen ableiten. Zuerst war den Badeexperten aufgefallen, dass die Quagga-Muschel an Treppen aus Stahl siedelt. Diese waren in Sipplingen beidseitig der DLRG-Wachstation zum leichteren Einstieg ins Wasser installiert worden. Willi Schirmeister, Gemeinderat der Freien Wähler, hatte unlängst in einer öffentlichen Ratssitzung auf die Verletzungsgefahr hingewiesen und vom Bauhof Abhilfe erbeten.

Früher Drahtbürste, heute Hochleistungsreinigung
Die Mitarbeiter des Bauhofs waren schon vorher ausgerückt, ausgerüstet mit Drahtbürsten oder einem herkömmlichen Hochdruckreiniger, um die Treppenstufen von der Quagga-Muschel zu befreien. Wie Bauhofleiter Manuel Mauch gegenüber dem SÜDKURIER erklärte, sei dies eine oft langwierige Arbeit, denn: „Wir hatten lange Rüstzeiten, wenn wir den Hochdruckreiniger mit langen Schläuchen und Kabeln anschließen mussten.“ Deshalb sind Mauch und seine Mitarbeiter froh, dass sie seit gut einer Woche über einen speziellen Hochdruckreiniger verfügen, den sie auf ihre Fahrzeuge laden und an Ort und Stelle fahren können. „Der bringt Höchstleistungen“, sagt Mauch, „und verfügt über einen Druck von 350 bar.“ Außerdem gehört ein großer Wassertank zu dem Gerät. Der Hochdruckreiniger war auf Beschluss des Gemeinderates vom April für rund 12.000 Euro angeschafft worden.
Auch Algen bergen Unfallgefahr an Treppen
Mauch und sein Kollege Udo Walde waren in diesen Tagen mit dem neuen Hochdruckreiniger frühmorgens am Ufer unterwegs. „Es geht ja nicht nur um die Quagga-Muschel“, erklärt Mauch, „sondern auch um die Algen auf den Betonflächen der Treppen. Die werden extrem rutschig und müssen regelmäßig gereinigt werden.“ Was bedeutet regelmäßig? „Das hängt ganz vom Wetter ab, vom Wasserstand und der Wassertemperatur“, weiß Manuel Mauch. Seine Mitarbeiter und er kontrollierten wöchentlich den Badebereich vom Zaun des Westhafens bis zum Landungsplatz in Sipplingen und würden aktiv, wenn nötig.
„Das kann mal wöchentlich sein oder auch nur jede dritte Woche“, das komme ganz auf den Zustand der Flächen an. Die Gitter der Treppen, ausgenommen der Treppe am Steg, hätten sie zu Beginn der Badesaison von Quagga-Muscheln befreit, soweit sie an die Stufen heranreichen könnten. Das sei bislang ausreichend. Die Stufen der Treppe am Steg sitzen jedoch ebenfalls doch bis oben voller Quagga-Muscheln – wäre hier nicht dringend eine Nacharbeit erforderlich? Manuel Mauch erklärt: „Der Steg gehört nicht in unseren Aufgabenbereich.“