Sipplingen – Wie soll es anders sein: Wenn Schwaben auf Badener treffen, dann ist ein sprachlicher Fauxpas eigentlich schon programmiert. Dietlinde Ellsässer, Schauspielerin und Schwäbin, wollte im Kultur-Bahnhof ihrem Publikum die oberschwäbische Schriftstellerin Maria Beig näher bringen. Bei den Worten „hier wird ja ein anderes Schwäbisch gesprochen als bei uns“ gab es sogleich lautstarken Widerruf von den Lokalpatrioten unter den Zuhörern. „Wir sind Badener!“, schallte es ihr entgegen. „I wois, ihr schwätzet Alemannisch“, war dann das Eingeständnis von ihr. Eine humorige Episode, bei dem am Ende alle gemeinsam lachten. Und es wurde weiterhin viel gelacht an diesem Abend im eng bestuhlten, vollen Bahnhofssaal, in den die Bürger-Selbsthilfe Sipplingen zu diesem launigen Literaturspaß eingeladen hatte.

Schon Joachim Scholz fand bei der Begrüßung geradezu poetische Worte. Das Grau der Haare der vielen Besucherinnen und Besucher seien „Schaumkrönchen“, deutete er die Haarfarbe des Alterns mit einem Seebezug um. Humorvoll ging es weiter mit Dietlinde Ellsässers Einordnung, dass die Schwaben „zugänglich“ seien: „Wir sind nicht so verdruckt.“

Maria Beigs Unterschrift leuchtete den ganzen Abend hinter Ellsässer auf dem Monitor. Beig war die eigentliche Heldin des Abends. Wunderbar, wie Ellsässer sie dem Publikum näher brachte. Denn sie las nicht nur Textpassagen vor, sondern ordnete diese auch in die jeweilige Zeit ein. Beig beschrieb in ihren Büchern in Romanform das Leben auf den großen Bauernhöfen ab den 1900er-Jahren. Und das in einem mitnehmenden sympathischen Schwäbisch. Grade so wie Beig schrieb. Unprätentiös, nicht belehrend, nicht „ankreidend“ – also nicht verurteilend.

Es wurde ein sehr kurzweiliger und sehr unterhaltsamer Abend. Die abfahrenden Züge vor der Tür haben diese Kunde sicherlich nach Friedrichshafen mit zu Maria Beig genommen. Ein Literaturabend, der Maria Beig ehrte, und der Maria Beig sicher gefallen hätte. Sie starb 2018 in Friedrichshafen.