Eva-Maria Bast

In den Fußstapfen dieses Mannes, das kann man ohne Übertreibung sagen, blühen Blumen. Hermann Hoch (1866-1955) schuf Überlingens öffentliche Gärten – in der Form, wie die Menschen sie heute kennen und lieben. Die Kakteengruppe geht auf ihn zurück, der Rosengarten ebenso, er formte den Badgarten, sorgte dafür, dass Blumen auch in der Stadt zu sehen sind, an Brunnen zum Beispiel, an Plätzen und an Häusern.

Doch bevor es soweit ist, geht der Sohn eines Güteraufsehers am Überlinger Spital erst mal auf Wanderschaft. In Konstanz macht er eine Lehre, es folgen die Gesellenjahre auf der Insel Mainau und dann die Wanderjahre, die den jungen Überlinger nach Baden-Baden, Pforzheim und zur Weltausstellung in Paris führen. Als er in Genf in Diensten der Baronin von Rothschild arbeitet, sieht er eine Kakteengruppe, die ihn sehr beeindruckt, inspirierend ist für ihn auch die Flora an den Mittelmeerküsten – der junge Mann wandert durch Venedig, Genua, Rom und Neapel. Wien, Schloss Pillnitz und die Gärten der Stadt Dresden dürfen ebenfalls nicht fehlen. Hier trifft ihn auch Amors Pfeil, er geht den Bund der Ehe ein, bevor ihn 1894 der Ruf aus seiner Heimatstadt Überlingen ereilt. Dort sucht man nämlich einen Stadtgärtner und kann sich Hermann Hoch hervorragend als solchen vorstellen. 

Hermann Hochs Aufgabe: den gerade mal 20 Jahre alten, von Bürgermeister Wilhelm Beck angelegten Stadtgarten mit vielen Laub- und Nadelbäumen, vormals spitälischer Gemüsegarten und Rebengelände, in ein blühendes Paradies zu verwandeln. Dreieinhalb Hektar groß ist die Fläche, die Hoch zum Blühen bringen soll. Autor Friedrich Schnack schreibt in seinem Aufsatz "Der Überlinger Stadtgarten" von 1952: "Das günstige Klima ermöglichte ihm, das Gartenbild lebhaft zu tönen und an Farben zu bereichern. Er legte Blumenrabatten an und die Gruppe der Kakteen. In den 37 Jahren seiner Tätigkeit wurde diese zu einem großen Schaustück. Auch schulte er die Prachtbäume heran, und ihm verdanken wir die chinesische Liebesrose, die Schönmalve, den Heliotrop, den strahlenden Bleiwurz, das zauberhafte Wandelröschen und die vielen Fuchsienbäumchen, die alljährlich den Garten so berückend schmücken." Die Kakteengruppe wurde eben angeregt durch die Rothschild'sche Kakteensammlung in Genf.

Hermann Hoch pflegt seine Kakteenzucht.
Hermann Hoch pflegt seine Kakteenzucht. | Bild: Lauterwasser

Hermann Hoch liebt botanische Besonderheiten, ein leidenschaftlicher Sammler dieser blühenden Flora ist er, und er lässt die Überlinger an dieser seiner Sammelleidenschaft teilhaben, schafft ein "Museum südländischer Kultur" mitten in der Stadt. Die Hügel, die die Stadt umgeben, lässt der Stadtgärtner mit italienischen Pyramidenpappeln bepflanzen – auf der Luisenhöhe stehen zum Beispiel zwei dieser Bäume. Einer ist für den badischen Erzherzog Friedrich, eine weiter für seine Gemahlin, Kaisertochter Luise.

Auch das Buch "Überlingen – Stadtgeschichte in Straßennamen" huldigt dem Gärtner mit einem Artikel und schreibt: "Fuchsienweg, Kakteengruppe, Rosengarten, Bananenstauden, Magnolien, Wandelrosen, Lebensbäume, Zypressen, Stadtgarten, Rosengarten, Badgarten – Glanzstücke der Stadt der Blumen, sie konnte Hermann Hoch dann in die Hände seines Sohnes, Stadtgärtner Johann Baptist Hoch, übergeben."

 

Der Adventskalender

In unserem diesjährigen Adventskalender widmen wir uns Menschen, die Überlingen zu dem gemacht haben, was es heute ist. Menschen, die auf die eine oder andere Weise Spuren hinterlassen, die die Stadt geprägt haben. In unserem ersten Serienteil stellen wir den Überlinger Stadtgärtner Hermann Hoch vor.