Hartmut Walter und Wolfgang Rauneker vom Naturschutzbund sowie Gerhard Weyers und Karl Roth vom BUND gehörten zu den Experten, die auf Führungen erläuterten, was da wächst oder blüht, was da fleucht und kreucht. Bei manchem Rundgang gaben allerdings auch manche Teilnehmer sehr gerne ihre Fachkenntnisse und ihr Wissen zum Besten. "Es hat am Vormittag etwas zögerlich begonnen", resümierten Hartmut Walter und Gerhard Weyers vor einem der letzten Rundgänge: "Doch am Nachmittag waren alle Führungen ganz gut besucht und wir hatten deutlich mehr Interessenten als im Vorjahr."
Insekten machen sich rar
Dass auf den Wiesen die Frühjahrsblüher ihren Dienst schon weitgehend erfüllt hatten, war der warmen Witterung der letzten Wochen zuzuschreiben. Man musste den Blick bisweilen schon aufmerksam schweifen lassen, um einige Exemplare des blauen Wiesensalbeis auszumachen oder der Wiesenflockenblume. Immerhin konnte Wolfgang Rauneker an der Lippenblüte des Salbeis den Bestäubungsmechanismus demonstrieren, mit dem die Blüten den Nektar suchenden Insekten ihren Pollen in die Rückenbehaarung streifen, um in der nächsten Blüte für eine Befruchtung zu sorgen. Um diesen Trick zu demonstrieren, musste Rauneker schon einen Grashalm zu Hilfe nehmen.

Artenschwund wird auf Wiese sichtbar
Auch die Teilnehmer mussten nach Insekten schon regelrecht Ausschau halten. Neben Honigbienen waren zwar einige Wildbienen und Käfer auszumachen, doch der Rückgang schien auch hier sichtbar. Der gelernte Informatiker und Nabu-Aktivist wies auf eine vor wenigen Wochen publizierte Studie hin, nach der binnen zwei Jahrzehnte die Gesamtmasse an Insekten auf 25 Prozent geschrumpft sei. Ein Effekt, der sich inzwischen an der Windschutzscheibe des eigenen Autos ablesen lässt.
Jetzt wachsen auch Feigen- und Maulbeerbäume
Rauneker machte auf die Unterscheidungsmerkmale von Süß- und Sauergräsern aufmerksam, wies daneben allerdings auch auf neuere Kulturpflanzen rund um den Hof hin. So sind nicht nur mediterrane Feigenbäume anzutreffen, neuerdings werden auch Maulbeerbäume gepflanzt – zwei ursprünglich mediterrane Bäume, die der gleichen Pflanzenfamilie angehören. Eine Entwicklung, die teilweise auch auf die Klimaverschiebung zurückzuführen ist.

Schwarzmilan seltener als Rotmilan
Am Himmel zeigten sich neben Mäusebussarden und Rabenkrähen hin und wieder beide einheimischen Milanarten, die in der Umgebung brüten. Entgegen der globalen Situation, die von großen Schwarzmilan-Populationen rund um den Globus geprägt ist und einem eher gefährdeten Rotmilan, ist es in der Region und ganz Süddeutschland tendenziell umgekehrt. Hier ist der markante Rotmilan viel häufiger zu sehen als der schwarze Genosse. "Von rund 60.000 Individuen des Rotmilans ist rund die Hälfte in Deutschland und Mitteleuropa angesiedelt", erklärte Rauneker. Dies täuscht über die wahre Situation hinweg, die bei der Diskussion um Windrad-Standorte und dem Schutz der Bruthorste sehr oft eine wichtige Rolle spielt.
Auch darüber hinaus wollten die Naturschutzgruppen mit ihren Informationen, die auch Bienen und Fledermäuse betrafen, auf die wachsende Zerstörung von wichtigen Lebensräumen aufmerksam machen. Ihr Credo: Man muss Tiere und Pflanzen kennenlernen, bevor man sie vermissen kann.
Was mit Biodiversität gemeint ist
In der Natur nimmt die biologische Vielfalt der Organismen aufgrund des Verlusts an Lebensräumen immer mehr ab. Gemäß der UN-Biodiversitätskonvention bezeichnet Biodiversität "die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören". Damit umfasse sie die Vielfalt innerhalb sowie zwischen Arten, darüber hinaus die Vielfalt der Ökosysteme selbst.
Nach dieser Definition besteht die Biodiversität auch aus der genetischen Vielfalt. Erhaltung und nachhaltige Nutzung der biologischen Vielfalt gelten als wichtige Grundlagen für das menschliche Wohlergehen. Als weitaus größte Gefahr für die biologische Vielfalt auf der Erde wird die Zerstörung und Zerstückelung von Lebensräumen gesehen, der man versucht mit Biotopvernetzungen entgegenzuwirken. (hpw)