Überlingen – Ein typischer Samstag im Spätsommer in Überlingen. Die Sonne scheint und der Wohnmobilstellplatz am Härlenweg ist rappelvoll. Dabei ist die touristische Hauptsaison zu Ende und es sind weder Ferien, noch handelt es sich um ein langes Wochenende.
Einige Reisemobile kommen von weiter her, so aus Cuxhaven oder Italien, die meisten Besucher aber stammen aus der näheren Umgebung, aus Böblingen, Freiburg oder Ravensburg. Immer wieder fahren Wohnmobile auf den Platz, kurven herum, finden keinen Stellplatz und fahren erfolglos weiter. "Das geht hier schon den ganzen Tag so", erzählt Simone Hauschka.
"Neuer Platz zu klein konzipiert"
Das Ehepaar aus Aalen hat schon häufiger Überlingen besucht, auch schon, als es den alten Platz noch gab. Als sie allerdings an diesem Freitag nach Überlingen kamen, waren alle Plätze schon belegt. Und das, obwohl sie schon früh am Tag angereist seien, da sie gewusst hätten, dass die Plätze knapp sind: "Der neue Stellplatz wurde zu klein konzipiert", sagt Simone Huschka, "da muss man morgens schon kämpfen".

Sie hätten auf den städtischen PKW-Parkplatz nebenan beim Edeka ausweichen müssen. Dort steht nun ihr Wohnmobil seit Freitagabend. Wobei genau genommen vor der letzten Reihe, in der das Wohnmobil steht, kein Schild verbietet, dort zu kampieren. Nur in der Einfahrt zur Reihe davor, weist ein Schild daraufhin, dass sie nur für PKW vorgesehen ist. Andere Reihen, direkt nach der Ausfahrt aus dem Kreisverkehr, sind mit einer Schranke höhenbegrenzt. "Die Stadt sollte den Platz noch weiter vergrößern oder irgendwo einen zweiten bauen", zieht Simone Hauschka ihr Resümee. "Es werden immer mehr Wohnmobile."

"Erweiterung nicht vorgesehen"
Auf Anfrage des SÜDKURIER gibt es dazu von der Stadt eine klare Auskunft: "Eine Erweiterung ist derzeit nicht vorgesehen." Zur Begründung: "Offiziell gab es dort früher 26 Stellplätze, der neue Reisemobilhafen hat 42 Stellplätze also rund 60 Prozent mehr. Vor dem Umbau und der Ansiedelung des Edeka hätten Wohnmobile auf eine angrenzende Wiese ausweichen können, allerdings sei da "kein Stromanschluss vorhanden" gewesen, räumt die Stadt ein.
Das Wohnmobil von Ehepaar Hauschka braucht keinen Strom. Es ist autark und es braucht nur einen Parkplatz, auf dem man rechtmäßig parken und übernachten darf. Auch ein Ehepaar aus Memmingen bedauert die Größe des neuen Platzes. "Wenn ich hier keinen Platz mehr kriege, dann komme ich nicht mehr", schimpft die resolute Frau, die nicht namentlich genannt werden will.
"Früher konnte man wenigstens noch auf die Wiese ausweichen, da stand man zwar eng an eng und bei Regen war es kritisch, ob man wieder rauskommt, aber es war mehr Platz", sagt sie. Sie mögen die Stadt, gehen gerne auf den Markt, genießen es am See zu sitzen. Nun hätten sie zunächst auf dem PKW-Stellplatz geparkt, und suchten nach einem regulären Stellplatz anstatt am See zu sitzen. Sie fragen jeden, ob er demnächst weiterfährt und sie den Platz übernehmen können. Sie haben Angst, sonst einen Strafzettel zu bekommen. Diesen würden sie nur erhalten, wenn sie dort ohne Parkschein stünden, heißt es von der Stadt. Das Parken mit dem Wohnmobil auf dem PKW- Parkplatz "beanstanden wir derzeit nicht, weil noch keine Schilder angebracht sind. Eine Höhenbegrenzung ist nicht geplant".
Die Branche boomt
2017 wurden in Deutschland mehr als 60 000 Reisemobile neu zugelassen. Für das erste Quartal 2018 wird von einem Zulassungs-Rekord gesprochen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist die Zahl der Neuzulassungen um rund 22 Prozent gestiegen. Über 450 000 Wohnmobile waren 2017 in Deutschland zugelassen.