Nun ist es offiziell: Ab sofort entscheidet in Überlingen nicht mehr nur der Gemeinderat über das Wohl und Wehe der Stadt. Nach der Wahl des Jugendgemeinderats wird spätestens ab dem nächsten Jahr auch die Jugend ein Wörtchen mitreden – sofern sie die Alten denn einigermaßen lassen. Dabei sollte allen klar sein, dass die Stadt von anderen, jungen Ideen nur profitieren kann. Die Zustimmung für einen Jugendgemeinderat fiel damals einstimmig aus. Damit das Projekt auch ein Erfolg wird, müssen die Vorschläge der Jugendlichen ernst genommen werden – so unkonventionell sie manchen auch erscheinen mögen. Nur wenn die nun gewählten Mädchen und Jungen in den kommenden zwei Jahren ihre Ziele auch umsetzen können, werden sie bei ihren Mitschülern und Freunden für ein Mitmachen werben. Ansonsten besteht die Gefahr, dass das neue Jugendgremium in zwei Jahren schon wieder Geschichte ist.
Dazu gehört auch, dass gerade die alteingesessenen Überlinger akzeptieren, dass nun auch Auswärtige an der Stadtentwicklung mitwirken. „Könnte es theoretisch sein, dass nur Schüler aus Owingen, Frickingen und Salem im Jugendgemeinderat sitzen, aber kein einziger Überlinger?“, hatte Stadtrat Ulrich Krezdorn (CDU) schon bei der Vorstellung der Geschäftsordnung für das neue Jugendgremium gefragt – ob rein aus Interesse oder aus Befürchtung ist nicht gesichert. Mit Fabienne Nejad, David Jung und Espen Rechtsteiner kommen nun tatsächlich drei Mitglieder des Jugendgemeinderats nicht aus Überlingen, sondern aus Salem und Frickingen. Das ist auch gut so. Schließlich ist Überlingen Schulstadt, in die täglich tausende Schüler aus dem Umland einpendeln. Da ist es nur gerechtfertigt, dass diese nun auch ihre Vorstellungen einbringen dürfen. Mit der Entwicklung des Schulcampus steht bereits ein passendes Megaprojekt vor der Tür.
Andersherum sind aber auch die Heimatgemeinden der Schüler angesprochen: Mit geschätzten Kosten von mehr als 50 Millionen Euro für den Schulcampus steht Überlingen bisher alleine da. Die Bürgermeister und Gemeinderäte der Umlandgemeinden dürfen sich gerne überlegen, ob sie sich da nicht auch ein wenig einbringen möchten.